Ehepaar Wirtz feiert Gnadenhochzeit
Zum 70. Hochzeitstag von Andreas und Hildegard Wirtz

Köln-Roggendorf
Ein äußerst seltenes und zudem freudiges Ereignis konnten Hildegard (91) und Andreas Wirtz (93) am 12.09.2011 zusammen feiern: Die Gnadenhochzeit. Als sie sich am 12.09.1941 auf dem Standesamt in Köln das Ja-Wort gaben, haben die beiden sicherlich nicht zu hoffen gewagt 70 Jahre verheiratet zu bleiben! Zu ihrem Jubiläumstag besuchte Bürgermeister Hans-Werner Bartsch das Paar und überbrachte mit einem Blumenstrauß auch Glückwünsche sowie 2 Duschtücher und einen Geldbetrag im Namen der Stadt. Ebenso erhielt das Jubiläumspaar von Hannelore Kraft, Ministerpräsidentin des Landes NRW und Bundespräsident Christian Wulff Glückwünsche per Post zugestellt.

Am Jubeltag ließ es sich auch die Redaktion WorringenPur nicht nehmen den beiden Ur-Worringern persönlich im Hause ihrer Tochter zu gratulieren. Das Geheimnis für eine lange Ehe konnten uns die beiden dabei zwar nicht verraten, doch liegt es vermutlich darin, mit dem zufrieden zu sein, was man hat.
Andreas „Pitterling“ Wirtz (geb. 10.03.1918 in Worringen) nimmt liebevoll die Hand seiner Ehefrau Hildegard (geb. Ritterbach, 26.07.1920 in Worringen) , während beide auf einer Couch im Wohnzimmer Platz nehmen – er beginnt zu erzählen: „Kennengelernt haben wir uns durch Matthias Ritterbach, den Bruder meiner Frau, der auch mein bester Freund war. Von 1932 bis 1936 habe ich als Bäcker gearbeitet und sollte eine Bäckerei in Hackenbroich übernehmen, was sich aber zerschlug. Daraufhin ging ich zur Eisenbahn als Fahrdienstleiter. Während des 2. Weltkriegs entschlossen wir uns zu heiraten, am 12.09.1941 standesamtlich und kirchlich am 20.09.1941. Dann wurde unser erster Sohn, Hans-Günter, im Jahr 1942 geboren. Das schlimmste Ereignis an das ich mich erinnern kann, war die Nachricht, dass mein Freund Matthias auf dem letzten Kriegstag, am 8. Mai 1945 gestorben ist. Das hat uns sehr getroffen. Für Hildegard war es besonders schlimm, denn ich kam zudem erst 1946 aus Russischer Gefangenschaft zurück. Als Spezialist für Gleisbau behielten die Russen mich dort, um mit deutschem Material russische Eisenbahnlinien aufzubauen. Nach meiner Rückkehr aus Russland wurde 1946 unser zweiter Sohn, Matthias Wirtz, geboren und 1954 freuten wir uns über Tochter Marlene. Zur Zeit haben wir 10 Enkel und 7 Urenkel“, lächelt Andreas Wirtz.

Auf die Frage, ob das Ehepaar Hobbies hat, antwortet Hildegard Wirtz: „Ich habe immer Handarbeiten angefertigt und sticke jetzt noch an einem Bild. Mein Mann und ich sind früher viel und gerne gereist. Die schönste Reise war die in den 80er Jahren nach Moskau und Leningrad in Russland. Früher haben wir auch viel Zeit im Garten verbracht, Andreas war für den Bereich Nutzgarten zuständig und ich für die Blumen und die Ordnung. Leider können wir nicht mehr so wie wir wollen und jetzt ist hauptsächlich Gras angepflanzt, aber ein paar Tomaten haben wir dieses Jahr noch ernten können.“

Während Hildegard Wirtz in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter immer sehr aufging, war ihr Mann Andreas mit dem Brauchtum in Roggendorf über Jahrzehnte bis heute verbunden. Zwar wuchs er zunächst in Worringen in der Bitterstraße 68 im elterlichen Haus auf (heute wohnt dort im neu erbauten Haus Neffe Josef Breuer), doch schon bald folgte der Umzug nach Roggendorf. Dort hat er sich schon früh dem Schützenverein verschrieben. Nach dem Krieg war er maßgeblich am Aufbau der Brudermeisterschaft beteiligt. Zweimal schoss er den Vogel ab und wurde 1973/74 und 1983/84 Schützenkönig. Im August 2011 konnte er sogar auf sein 60jähriges Jubiläum in der St. Hubertus Schützenbruderschaft (heutige St. Johann Baptist) zurückblicken. Beide erinnern sich auch gerne an die Zeit, als man mit dem Motorrad noch Ausflüge in die Umgebung machen konnte.

Zur Gnadenhochzeit erwartet das Ehepaar noch einige aufregende Tage. Am 20.09. findet die Dankmesse um 17 Uhr in der Kirche St. Johann-Baptist statt. Dann gibt es für die beiden auch noch eine Überraschung, die die Familie geplant hat. Anschließend wird der Tag im engsten Kreis bei einem Festessen im Haus Odendal gebührend ausklingen.

70 Jahre Ehe – das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen! Es gibt nicht sehr viele Paare, die diesen Tag noch miteinander verbringen dürfen. Von 54 ehemaligen Schülern ist Andreas Wirtz der einzige, der heute noch lebt. Auch deshalb ist dieser Tag ein ganz besonderer für ihn. Natürlich gehört zu einer langen Ehe sicher noch viel mehr dazu, wie das gegenseitige Verständnis, die Liebe und viel Kraft das Leben zu meistern. Aber das Ehepaar Hildegard und Andreas Wirtz hat den richtigen Weg für sich gefunden und auch heute noch wohnen sie gemeinsam und selbstständig in den eigenen vier Wänden. Ihr Wunsch für die Zukunft kommt wie aus einem Munde: Gesundheit!

Zu diesem seltenen 70. Hochzeitstag gratuliert die Redaktion WorringenPur sehr herzlich!


WorringenPur.de/14.09.2011
Bericht und Foto: Heike Matschkowski