Schottland 2019 - Von Edinburgh nach Inverness und zurück - Teil 1
Anreise und Edinburgh

Ende September 2019 macht sich unsere kleine Chaotengruppe auf nach Schottland. 11 Tage im Land der Mythen und Legenden erwarten uns. Leider sind wir diesmal nur zu viert, da unserer Freundin ihre Prüfungen kurzfristig einen Strich durch die Rechnung machen. Geplant ist, wie in Japan auch schon, eine Menge Kultur. Diesmal auch deutlich mehr Natur und natürlich in der gegebenen Zeit so viel wie möglich zu sehen und zu unternehmen, wie nur eben geht. Von Edinburgh, der Hauptstadt, soll es mit dem Mietwagen über Arrochar nach Glencoe und Inverness gehen und dann zurück über Aviemore und Dunkeld nach Edinburgh. Also eine Rundreise durch die nördlichen Lowlands und südlichen Highlands. Gebucht ist die gesamte Reise wieder in Eigenregie, was uns auch hier eine Menge Geld spart. Vorab haben wir über unsere Bank natürlich ausreichend Bargeld wechseln lassen, denn wir planen kein zusätzliches Geld durch den Geldwechsel oder Abhebungen vor Ort auszugeben.

Anreise
An einem frühherbstlichen Donnerstagmittag im September sind wir mit der S11 von Worringen aus unterwegs nach Düsseldorf zum Flughafen. Der Flug dauert in etwa eine Stunde, gefühlt haben wir kaum abgehoben, da landen wir auch schon wieder. Am Flughafen suchen wir uns Edinburgh Flughafenschnell eines der großen Taxen und lassen uns zu der Adresse unserer Unterkunft für die kommenden drei Nächste fahren. Rein kommen wir mit einem Schlosscode. Das Edinburgh Central Apartment liegt einiger Maßen ruhig in einer Seitenstraße zur Hauptstraße, welche direkt durchs Zentrum führt. In der direkten Nähe befinden sich die „Meadows“ (eine recht große Parkanlage), sowie ein Universitätskomplex und Studentenwohnheime. Fußläufig können wir hier ohne Weiteres unsere geplanten Tagestouren angehen. Die Unterkunft liegt im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses. Sie bietet Platz für insgesamt 6 Personen, wobei zwei Schlafplätze davon in Einzelzimmer eingeteilt sind. Es gibt einen Wohn-/Essbereich und ein Bad mit Dusche. Die Küche ist üppig ausgestattet. Wir machen uns noch am gleichen Abend auf zu einem Tesco, einer Art Discounter, in dem wir uns erst einmal mit Getränken und Lebensmittel für den Abend und den nächsten Morgen eindecken. Auch Snacks für den kommenden Tagesausflug sind eingeplant. Übrigens hat Großbritannien kein Pfandsystem. Alle Plastikflaschen wandern in den Müll, Getränke werden immer pfandfrei erworben. Nach dem Abendessen unternehmen wir noch einen Spaziergang rund um den Block und durch den Park, um unsere direkte Umgebung ein wenig auszukundschaften.

Erster Tag
Der erste Morgen in Edinburgh beginnt gemächlich zu humanen Uhrzeiten. Unsere

Edinburgh Castle

Edinburgh Castle Vorplatz

Vermieterin kommt einmal kurz vorbei, um uns die Vorzüge der Unterkunft zu erklären und uns ein paar nette Tipps für Unternehmungen zu geben. Wusstet ihr eigentlich, dass die Kippfenster in Schottland zur Straße hin gekippt werden, nicht wie bei uns nach innen ins Zimmer? Nach dem Frühstück geht es zu Fuß auf in die Altstadt. Das dauert ca. 20 Minuten. Wir wollen uns Edinburgh Castle ansehen, natürlich die Altstadt und die Royal Mile selber und für den Abend sind zwei Führungen, die wir vorab gebucht haben, jeweils in den Underground Vaults und auf dem historischen Friedhof von Edinburgh geplant.

Edinburgh Castle
Das Schloss besichtigen wir lieber nur vom Vorplatz aus und saugen stattdessen die urige Atomsphäre der

Edinburgh Castle Aussicht

EdinburghCastleEingang

Altstadt in uns auf. Es gibt einige Informationen und Denkmäler, die wir uns in Ruhe ansehen. Wir möchten dann aber lieber keine 20,00€ pro Kopf zahlen, um uns einen kleinen Teil des Schlosses von innen ansehen zu können. Dazu ist es ziemlich voll und uns ziehen eher die Aussicht über die Stadt und der Flair der Altstadt in ihren Bann. Ich selber war noch nicht in Großbritannien, deshalb war alleine schon die Architektur der Häuser für mich etwas Spannendes und ganz Neues. Das Nationaltier von Schottland ist übrigens das Einhorn. Das findet sich an allen Ecken und Enden der Stadt wieder.

Altstadt & The Elephant House
Wir überlegen, ob wir nicht das Camera Obscura besuchen wollen, was eine Erlebniswelt rund um optische Täuschungen bietet, entscheiden

Edinburgh Royal Mile

Edinburgh  The Elephant House

uns aber dagegen, weil wir ja etwas in der Altstadt bummeln wollen und fürchten, dass wir vor den Führungen dann nichts mehr davon sehen können. Auf unserem Weg durch diverse Geschäfte und Läden in denen wir uns von Sinneseindrücken berieseln lassen, begegnet uns natürlich auch ein Herr in schottischen Gewändern, der die Straße mit Dudelsackmusik erfüllt. Ein Wunsch unserer Reisetruppe ist ein kurzer Besuch beim „The Elephant House“. Angeblich hat die Autorin J. K. Rowling in diesem Café gesessen, als sie die ersten Ideen zu „Harry Potter und der Stein der Weisen“ hatte und niederschrieb. Das Café gilt also praktisch als Geburtshaus von „Harry Potter“. Wenn man drin sitzen möchte muss man allerdings Ewigkeiten

Edinburgh  National Museum Haupthalle

Edinburgh  National Museum Innovation

im Voraus reservieren und darf sich nicht zu schade sein eine ordentliche Summe für einen Tee zu zahlen. Wir haben darauf verzichtet und kurz darauf leider einen gestandenen, schottischen Herbstwolkenbruch erleben dürfen. Nachdem es auch eine gute Stunde später nicht aufhört zu gießen wie aus Eimern, beschließen wir uns ein Museum anzusehen, an dem wir gerade zufällig vorbei kommen. Das Schöne: in Schottland kosten sämtliche öffentliche Einrichtungen, die der Bildung dienen genau gar nichts an Eintritt. Das dortige Wissen und die Bildungsmöglichkeiten sollen allen Menschen, unabhängig der finanziellen Möglichkeiten, zugänglich gemacht werden. Man hat dann die Option an Spendenurnen zu zahlen was einem der Aufenthalt wert war.

Nationalmuseum
Das Nationalmuseum haut uns wortwörtlich aus den Socken. Wir verbringen einen scheußlich verregneten Nachmittag über fünf Stunden

Edinburgh National Museum Naturkunde

Edinburgh National Museum T-Rex

hinweg auf gleich sechs Stockwerken mit Themenbereichen, die die gesamte Naturkunde, inklusive prähistorischer Details, der Industrialisierung, Ingenieurskunst, Wissenschaft und Geschichte Schottlands abdeckt. Eine wahre Zeitreise von der Steinzeit bis in die Neuzeit. Wir haben fürchterliche Plattfüße und gefühlt noch immer nicht alles gesehen, als wir uns entschließen die Besichtigung abzubrechen, damit wir noch Atem für die beiden Führungen haben, die bald anstehen. Am besten hat mir der Wissenschaftsbereich gefallen, da er eine überwältigende Menge an interaktiven Gerätschaften und Experimenten beinhaltet. Und ich konnte endlich das Selfie mit einem T-Rex (Skelett) von meiner Bucket-List streichen! Wahrscheinlich bräuchte man einen ganzen Tag, besser noch zwei, damit man komplett alles und in Ruhe in diesem riesigen Museum in sich aufnehmen kann.

Underground Vaults Führung
Zum Abendessen nehmen wir nur schnell etwas auf der Hand, dann müssen wir auch schon am Mercat Cross sein, um unsere Tourguide „Aawen“ zu treffen, die uns den Untergrund von Edinburgh zeigen wird. Die Führung von Mercat Tours „Verborgene Geschichten“ ist auf

Edinburgh Mercat Place

Edinburgh Mercat Tourguide

Edinburgh Underground Vaults

Deutsch. Sie widmet sich dem verborgenen Teil von Edinburgh, Behausungen, die im Mittelalter auf der Mary King’s Close gebaut und mit den Jahren komplett zugebaut wurden, wodurch sie letztendlich unterhalb einer Brücke und am Ende unterhalb der Straße lagen. Gänzlich zugemauert entstand dadurch eine Art Slum, der mehrere Zugänge in der Altstadt hat. Ein wenig schaurig ist die Führung, es geht um Geister, die man in den Gängen gesehen haben will, um tragische Schicksale, kriminelle Machenschaften und das kryptische „Gar di lu!“, das man auf den mittelalterlichen Straßen gegen 22 Uhr gehört hat. Wusstet ihr, dass die ersten Hochhäuser in Edinburgh gebaut wurden? 15 Stockwerke mit äußerst fraglicher Statik, aus reinem, mittelalterlichen Platzmangel einer Stadt mit Stadtmauern geboren. Die Tour ist gespickt mit einer ganzen Menge solcher Details, die das schaurige Mittelalter Edinburghs mit einer Prise Humor und einer Menge Randinformationen sehr unterhaltsam gestalten. Definitiv empfehlenswert!

Greyfriars Kirkyard Führung
Fast im direkten Anschluss nehmen wir an der Greyfriars Kirkyard Führung teil. Die ist auf Englisch und der Edinburgh Dialekt macht es ein Edinburgh  Royal Mile abendswenig tricky alles zu verstehen, aber der Herr, der uns über den Friedhof führt und uns dort die ältesten und geschichtslastigsten Gräber zeigt und erklärt, schafft es trotzdem eine schaurige Atmosphäre mit einer ordentlichen Ladung schwarzem Humor zu erzeugen. Über die Führung erhält man auch Zutritt zu einigen alten Mausoleen. Dort erschrecke ich mich durch eine Showeinlage beinahe zu Tode, sehr zum Spaß aller anderen Teilnehmer. Zum Schluss besuchen wir noch das Denkmal von Bobby, dem Hund, der 14 Jahre lang das Grab seines Besitzers bewacht hat, bis er selber verstarb. Jetzt haben wir WIRKLICH platte Füße. Und müssen noch zur Unterkunft laufen. Dort angekommen lassen wir den Tag ausklingen und planen den Ausflug für den nächsten Tag.

Zweiter Tag

Edinburgh Arthurs Seat

Edinburgh Holyrood Park

Der zweite Tag in Edinburgh führt uns nach dem Frühstück ein Stück über die Meadows hinweg. Heute wollen wir wandern gehen. In der Stadt. Denn der Arthur’s Seat ist mit seinen 251 Höhenmetern ein kleiner, dennoch stattlicher Berg vulkanischen Ursprungs, der inmitten der Stadt im Holyrood Park aufragt. Als Naherholungsgebiet ist

Edinburgh Arthurs Seat Aufstieg

Edinburgh Arthurs Seat Gipfelblick

er ein beliebter Ausflugsort und die wahnsinnig tolle Aussicht, die man von dort über Edinburgh hat lockt auch viele Touristen dort hinauf. Neben dem Stück herrlicher Landschaft mitten in der Hauptstadt bietet der Berg außerdem einige Mysterien. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden auf dem Berg 17 kleine Puppen gefunden, deren Zweck und Ursprung bis heute nicht geklärt wurde. Es gibt Theorien über einen Zusammenhang mit Hexenwerk oder gar den Morden, die die Serienmörder Burke and Hare 1828 durchgeführt haben. Die Puppen und die

Edinburgh Arthurs Seat Stadtblick

Edinburgh Arthurs Seat Heidekraut

Edinburgh Arthurs Seat Ruine

gesamte Geschichte dazu findet man übrigens im Nationalmuseum, das wir am Vortag besucht haben. Der Aufstieg zum Gipfel fordert den allgemeinen Städter allerdings schon ein wenig. Mit einigen Pausen, die wir einlegen, um die Aussicht oder unsere Lunchpakete zu genießen, haben wir den Berg einmal komplett innerhalb von knapp 4 Stunden überquert. Der Ausflug bietet ein Gefühl von Highlands und eine Kombi aus körperlicher Betätigung, Kultur (denn es gibt auf dem Weg auch einiges zu lernen und Ruinen zu Edinburgh bei Nachtbesichtigen) und berauschender Höhenluft mit wunderschönem Ausblick über die Stadt und das Meer und ist damit als Tagesausflug definitiv zu empfehlen!

In der Unterkunft angekommen packen wir unsere Koffer wieder zusammen, denn am nächsten Tag wollen wir unser Mietauto abholen und nach Arrochar aufbrechen.


Nächster Bericht: Schottland 2019 – Von Edinburgh nach Inverness und zurück – Teil 2 - Arrochar und Glencoe
Weitere Schottland 2019-Berichte: Teil 2


WorringenPur.de/26.11.2021
Bericht & Fotos: Sarah Matschkowski
Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowsi