Serie: WorringenPur unterwegs in …
Indien - Abenteuer und Faszination Teil II (3. Tag)
Erlebnisbericht von Ralf Mildenberg
Fotos zum Vergrößern!

3. Tag (Jaipur - 3 Millionen Einwohner)

Auch an diesem Tag ging es wieder früh raus, da wir ein straffes Programm hatten. Wir fuhren Richtung Amber Fort. In etlicher Entfernung hielten wir an,  um ein paar Fotos von uns mit dem Fort im Hintergrund zu machen. Es dauerte keine Minute, da stand ein Inder neben uns, welcher uns anbot Fotos von uns mit seinem Elefanten zu machen. Natürlich nur gegen Bares! Wir machten, ohne den Elefanten und seinen Führer weiter zu beachten, ein paar Fotos. Kurz darauf hielt ein Reisebus voller Touristen an der gleichen Stelle. Nun wurde es ungemütlich. Kaum stiegen die ersten Touristen aus dem Reisebus aus, strömte alles Erdenkliche an Indern, welche Geld „verdienen“ wollten in unsere Richtung. Schlangenbändiger, Bettler, Verkäufer, … der Elefantenführer war ja bereits vor Ort. Ein Getümmel, dem wir augenblicklich entschwanden!

Das Amber Fort liegt auf einem Berg und es gibt 2 Möglichkeiten dorthin zu gelangen. Entweder zu Fuß oder mit einem Ritt auf einem Elefanten. Wir entschlossen uns für die angenehmere Variante und stellten uns in einer langen Schlange an.
Indische Verkäufer, die einem ALLES verkaufen wollen, sollte man am besten einfach stur ignorieren. Dies hatte allerdings eine Frau aus England, die hinter uns in der Schlange stand, noch nicht verstanden. Sie unterhielt sich fleißig mit allen Verkäufern, wodurch immer mehr zu ihr kamen. Das Angenehme daran, UNS ließen sie in dieser Zeit in Ruhe!

Den Elefantenritt bezahlte man bereits im Voraus. Vom Elefanten aus hatte man eine wunderbare Aussicht auf das Tal. An der gesamten Wegesstrecke standen Fotografen mit Spiegelreflexkameras und schrien unentwegt „MISTER, MISTER… FOTO, FOTO!“. Diese sollte man im Anschluss dann natürlich käuflich erwerben. Aus reiner Angst im Anschluss an diesen Ritt ununterbrochen bis zum Kauf des Fotos belästigt zu werden, unterließen wir den Blick in die Kameras! Allerdings bot sich der Elefantenführer an ein Foto von uns mit unserer eigenen Kamera zu schießen. Dieses Angebot nahmen wir dankend an. Schließlich ist der Ritt bereits bezahlt und wie könnte man nur davon ausgehen, dass dieser für ein Foto, welches er mit einer fremden Kamera schießt, auch noch mal Geld verlangen würde?! Und er wollte Geld! Dies musste allerdings auf einmal sehr schnell gehen, da bei der Ankunft im Fort Sicherheitsleute positioniert waren, welche nicht sehen durften, dass der Elefantenführer Geld von Touristen bekommt. Nun gut. Kurz hochgerechnet von wie vielen Leuten er pro Tag Geld für einmal Foto schießen bekommt, dachte ich mir das 10 Rupie mehr als ausreichend für diesen Dienst wären. Dreisterweise verlangte der gute Mann aber mindestens 50 Rupie! Das war mir dann doch zu unverschämt. Ich bot ihm mehrmals die 10 Rupie an, welche er immer wieder ablehnte. Somit bekam er am Ende unseres Ritts gar kein Geld!
Die Elefanten gehören übrigens dem Staat. Bei der Geburt werden die Elefanten einem Aufseher/Führer zugewiesen, welche ihn ein Leben lang betreuen. Das heißt, jeder der Elefantenführer hat jeden Tag den gleichen Elefanten mit dem er arbeitet.

Das Fort selbst war ein richtiges Labyrinth. Einen wirklichen Plan gab es nicht. Stattdessen eine Menge Leute, die sich als Führer ausgaben und versuchten uns für sich zu gewinnen. Wir gingen dennoch auf eigene Faust los. Dass sich ein Tourist in diesen Gewölben verlaufen und nicht direkt zu dem Ziel gelangen würde, wo er hinwollte, schienen die Inder bereits zu wissen! Entsprechend stehen sie immer an ganz bestimmten „Knotenpunkten“ und wollen einem gegen kleines Geld den richtigen Weg weisen. So kam es, dass wir am Ende unserer Tour durch das Fort einen Kameraden aus unserer Gruppe verloren hatten und diesen auch nach intensiver Suche nicht mehr wiederfanden. Erst am Ausgang haben wir ihn wieder angetroffen! Dort standen natürlich die Fotoverkäufer von der Tour nach oben und erkannten einen erstaunlicher Weise sofort unter hunderten von Fotos, die sie in der Hand hielten wieder!

Den Weg nach unten gingen wir dann zu Fuß, mitten durch die Elefantenschlangen hindurch. Neben so einem Dickhäuter kommt man sich doch recht klein vor und man kann sich vorstellen, was passieren mag, wenn einer der Elefanten mal durchdreht! Unten erwartete uns dann noch eine Horde von Affen, welche uns aber glücklicherweise in Ruhe ließ!

Unser Mittagessen genossen wir in einer Art Kiosk mit offener Küche direkt an der Straße. Es sah nicht unbedingt sauber aus, schmeckte aber gar nicht mal so schlecht!

Allerdings wirklich Ruhe beim Essen gab es hier nicht. Eine Indische Bettlerin mit Baby auf dem Arm war sehr ausdauernd und stand bestimmt 10 Minuten unmittelbar neben uns und wiederholte immer und immer wieder ihren Satz, um ein paar Rupie zu bekommen. Mal ehrlich. Versucht doch einfach mal jemanden, der dich die ganze Zeit anspricht, konsequent zu ignorieren! Es fällt einem nach einer gewissen Zeit verdammt schwer!

Nach dem Mittagessen fuhren wir hoch auf den Berg zum Jaipur Castle. Dort angekommen hatte man eine wundervolle Aussicht über die gesamte Stadt! Von oben sieht alles so ruhig aus. Den ganzen Trubel bekommt man gar nicht mit und man fängt an diese Ruhe zu genießen. Wie saßen einfach da, schauten auf die Stadt und genossen die unglaubliche Ruhe, von der wir seit unserem Abflug so gut wie gar keine hatten!

Der Berg auf dem das Jaipur Castle gebaut wurde, ist steinig und es gibt nur wenig Bäume, Büsche oder Sträucher. An der Mauergrenze des Forts ging es ein gutes Stück steil hinunter. Wie wir so über die Stadt und die Berge schauten, sahen wir in der Ferne, direkt am Fuße der Mauer am Abhang eine Person sitzen. Dort saß tatsächlich jemand auf einem Felsen direkt am Abhang! Allein die Vorstellung WIE diese Person dahin gekommen war, zermarterte uns den Kopf, da es aus unserer Sicht keinen wirklich passierbaren Zugang zu dieser Stelle gab, ohne sein Leben dafür zu riskieren! Die Frage WARUM diese Person dort gesessen hat, stellten wir uns erst gar nicht mehr. Wir hätten eh niemals eine Antwort darauf bekommen!


In der Stadt hatten wir nun noch Zugang zum Jantar Mantar. Jantar Mantar ist der Name von fünf historischen astronomischen Sternwarten, die Maharaja Jai Singh II zwischen 1724 und 1734 in Delhi, Ujjain, Mathura, Varanasi und Jaipur errichten ließ. Das Jantar Mantar in Jaipur ist das größte dieser Anlagen und beinhaltet 14 Astronomische Bauwerke zur Messung von Zeit, Voraussage von Eklipsen, der Beobachtung von Planetenbahnen, uvm.

Als wir vor dem Eingang standen, erkannte uns ein Mann mit Fotos in der Hand wieder … und wollte uns Fotos von unserem Elefantenritt verkaufen! Wie zum Teufel sind diese Fotos bis dahin gekommen und vor allem, wie hat dieser Mann uns bei so vielen Menschen überhaupt erkennen können?

Von dort aus ging es weiter zum Hawa Mahal, welcher auch Palast der Winde genannt wird. Ein recht mühseliger Weg, da dieser direkt an der „Einkaufsmeile“ von Jaipur langzuführen schien. Man kam keine 2 Meter weit, ohne von mehreren Händlern angesprochen zu werden, ob man denn etwas kaufen wolle.



Faszinieren war, das mitten auf dem Gehweg und direkt an der Straße ein Mann auf dem Rücken lag und in aller Seelenruhe am schlafen war, zwischen hupenden Autos, Kühen und Menschenmassen.

Das Hawa Mahal ist ein fünfstöckiges Gebäude mit einer wabenartigen Fassade. Es besteht aus rotem und rosa

Sandstein und diente allein dazu, den Haremsdamen einen Ausblick auf vorbeiziehende Festumzüge zu ermöglichen, ohne selbst sichtbar zu sein. Allein an der Fassade zur Straßenseite sind 953 kleine vergitterte Fenster eingebaut, welche eine ständige Luftzirkulation gewährleisten. Daher auch der Name Wind-Palast (Hawa = Wind ; Mahal = Palast).

Am Abend kamen wir noch in den Genuss einer Indischen Party. Der Hotelbesitzer hatte für den Abend mehrere private Freunde eingeladen und Indische Life-Musik angekündigt. Meine Partnerin kam mit dem Hotelbesitzer ins Gespräch und so fand er heraus, dass sie als Hobby Bauchtanz hat. Nun musste sie des abends vor allen geladenen Gästen Bauchtanz zum Besten geben. Die Inder waren hellauf begeistert und schnell wurde unsere gesamte Gruppe zum Mitfeiern eingeladen. Als es am späten Abend dann hieß, dass die Party draußen nun vorbei wäre, wollten wir uns schon auf den Weg in unsere Zimmer begeben. Doch der Hotelbesitzer lud uns ein in seinen privaten Räumlichkeiten mit seinen Freunden weiter zu feiern! Wir feierten noch bis in die frühen Morgenstunden mit ausgiebig Bier, Rum und jede Menge gutes Essen!


Im nächsten Teil unserer Reise: Mit dem Auto von “Jaipur” nach F”athepur Sikri”, “Agra” nach “Gwalior”.


WorringenPur.de/08.06.2012
Bericht und Fotos: Ralf Mildenberg
Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowski