Serie: WorringenPur unterwegs …
Indien - Abenteuer und Faszination Teil III (4. & 5. Tag)
Ein Erlebnisbericht von Ralf Mildenberg
Fotos zum Vergrößern!

4. Tag - Fahrt von Jaipur nach Fathepur Sikri (ca. 30.000 Einwohner) und Agra

Der Morgen begann leicht verkatert. Die Feier vom Vorabend hatte uns doch ein wenig mitgenommen. Wir verließen das Hotel und machten uns auf den Weg nach Fathepur Sikri, um uns die Dargah Moschee anzusehen. Leider gibt es von diesem Tag nicht viele Bilder, da Fotoapparate innerhalb dieses Bereiches nicht erlaubt waren! Man muss, sofern man das Gelände betreten möchte, durch eine Sicherheitsschleuse wie auf einem Flughafen. Zunächst werden die Frauen von den Männern getrennt. Dann geht man durch einen Metall-Detektor und wird anschließend noch mal von einer Sicherheitsperson per Hand überprüft. Und nur keine Scheu … die Sicherheitsleute packen gern und kräftig (und das mit einem Schmunzeln im Gesicht …) zu! Feuerzeuge, Zigaretten, Waffen jeglicher Art, Fotoapparate, usw. sind strikt verboten!
Um das Hauptgebäude und den Bereich herum betreten zu dürfen, musste man die Schuhe ausziehen. Für das Aufbewahren der Schuhe musst man natürlich bezahlen, allerdings war es mir das alle Male wert! Es ist eigentlich eine Schande, dass man auf dem Gelände nicht fotografieren darf! Diese Anlage gehört aus meiner Sicht mit zu einer der schönsten, die wir in Indien erlebt haben!!! Wunderschöne Gebäude mit viel Liebe zum Detail und handgemacht!
Das Mausoleum von Sheikh Salim Chrishti wurde ursprünglich überwiegend aus rotem Sandstein erbaut und erst später mit Marmor überzogen. Oft beten hier kinderlose Frauen und lassen sich, in der Hoffnung endlich ein Kind zu empfangen, segnen.
Von dort aus ging die Fahrt weiter nach Agra, wo wir am nächsten Tag das TajMahal besichtigen wollten. Hier hatten wir auch mit das angenehmste Zimmer unserer Reise. Sogar eine „Wellnessdusche“ mit mehreren Düsen war vorhanden. Die Wasserqualität an sich war jedoch unverändert!


5. Tag - Fahrt von Agra (1,6 Millionen Einwohner) nach Gwalior

Der nächste Morgen. Auf dem Plan stand das Taj Mahal! Um den pefekten Sonnenstand für den besten Blick mitzubekommen, muss man zeitig vor Ort sein! Der Vorteil, wenn man so früh da ist, die Warteschlangen sind noch nicht so lang! Übrigens, Inder zahlen für die meisten Sehenswürdigkeiten nur einen Bruchteil an Eintritt, im Gegensatz zu den Touristen und haben sogar ihre eigene Warteschlange.

Nach einer Security Kontrolle mit Metalldetektoren und Durchsuchung gelanten wir in den Innenbereich des Geländes. Dort standen bereits einige Touristen und warteten auf den einen Moment, an dem die Sonne das Taj Mahal in goldenem Glanz hüllen sollte! Die Sonne kam und das Taj Mahal schien mir aufgrund seiner Bausubstanz aus Marmor heller zu leuchten, aber von dem typischen Glanz, wie man es aus dem TV kennt, konnte man aus meiner Sicht nichts erkennen.

Das Taj Mahal ist ein 58 Meter hohes und 56 Meter breites Mausoleum und wurde durch Großmogul Shah Jahan in Gedenken seiner im Jahre 1631 verstorbenen Hauptfrau Mumtaz Mahal auf einer 100 Meter x 100 Meter großen Marmorplattform errichtet. Über 20.000 Handwerker und über 1000 Elefanten wurden für den Bau benötigt. Der Hauptbestandteil ist Marmor, versehen mit über 28 verschiedenen Arten Edelsteinen und Halbedelsteinen. Vor dem Mausoleum wurde ein 18 Hektar großer Garten angelegt, in dessen Zentrum sich ein längliches Wasserbecken

befindet.
Das Innenleben des Gebäudes war eher enttäuschend. Fotos waren mal wieder verboten, allerdings gab es auch nicht wirklich etwas zu fotografieren. In der Mitte des Gebäudes standen in einem dunklen hohen Raum 2 Sarkophage. Von daher genossen wir lieber noch etwas von außen den wunderschönen Blick auf das Gebäude.
Beim anschließenden Frühstück gönnte ich mir, entgegen aller eigentlichen Vorschriften für Touristen in Indien (cook it, peal it, or forget it!), einen frisch zubereiteten Thunfisch-Salat. Und was soll ich sagen. Der Salat hat vorzüglich geschmeckt und meiner Magen-Darm-Gegend absolut nicht geschadet!

Anschließend fuhren wir zum roten Fort Agra. Das rote Fort ist eine Festungs- und Palastanlage und diente im 16. und 17. Jahrhundert den Mogulen als Residenz. Seit 1983 zählt es zum UNESCO-Weltkulturerbe. Von dort aus hätte man, wenn nicht gerade ein Dunstfilm über der Stadt gehangen hätte, einen schönen Blick auf das TajMahal von der Ferne gehabt.
Weiter ging die Reise Richtung Gwalior. Auf dem Weg

gerieten wir (wie so häufig) in einen Stau und es ging nur schleppend voran. Notfalls wird halt auch mal in den Gegenverkehr ausgewichen. Nach kurzer Zeit erkannten wir auch, weshalb dieser Stau verursacht wurde! Mitten auf der Straße, zwischen linker und rechter Spur, war ein völlig überladener Anhänger umgekippt und lag wohl auch schon länger dort. Von der Zugmaschine war weit und breit nichts zu sehen! Ganz brav, als ob es das Normalste der Welt wäre, fuhren alle Verkehrsteilnehmer um den Karren herum. Es regte sich niemand auf (zur Info: Hupen gehört in Indien nicht zum „Aufregen“, sondern zur allgemeinen Information „Vorsicht, hier komme ich!“). Aber auch niemand machte sich wohl die Mühe dieses Verkehrshindernis aus dem Weg zu räumen! Selbst ein Verkehrspolizist ein paar Meter weiter, versuchte das Chaos mit ein paar Handbewegungen, die eh niemand zu beachten schien, einzugrenzen, aber nicht zu beheben. Es würde mich nicht wundern, wenn der Karren da heute noch liegt!
Gegen Ende des Tages besuchten wir noch eine Hindutempelanlage aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Tempel an sich sind sehr schön, allerdings hat man irgendwann ein Déjà-vu. Irgendwie sind es immer wieder die gleichen. Man hat das Gefühl, kennt man einen, kennt man alle!
Bereits am Eingang lief uns ein kleiner Junge hinterher und frage uns in Englisch, woher wir den kommen würden. Als wir ihm erzählten, dass wir aus Deutschland seien, zog er sofort einen Euro aus seiner Tasche und bat darum diesen in Rupie einzutauschen. Der Junge konnte

anhand unserer Herkunft das entsprechende Geldstück zuordnen. Und er hatte nicht nur Euros in der Tasche, sondern Münzen aus sämtlichen Ländern dieser Welt! Zu einem angemessenen Wechselkurs tat ich ihm den Gefallen und somit wechselte er freudestrahlend seinen Euro gegen Indische Rupie ein. In der Tempelanlage wurde ich auf einmal von einer Gruppe Inder umlagert. Schon ganz bange, dass man mir mal wieder etwas verkaufen möchte, musste ich jedoch feststellen, dass die in etwa gleichaltrigen jungen Inder einfach nur ein Foto mit mir machen wollten. Somit habe auch ich ein schönes Erinnerungsfoto machen können.
Auf dem Weg zurück ins Tal sahen wir noch in den Fels geschlagene monumentale Figuren des Jainismus aus dem 15. Jahrhundert. In der Zeit, als die Moslems Indien überfielen, wurden den Figuren zum Teil Köpfe und Genitalien abgeschlagen.

Unser Hotel war eine recht amüsante Angelegenheit. In der Mitte des Hotels war ein riesiges Loch, welches von ganz unten bis ganz nach oben ging. Abgesichert durch ein im Boden eingelassenes Gitter. Zur Hitzezeit ist dies allerdings gar nicht mal so dumm. Eine angenehme Luftzirkulation ist somit gewährleistet und macht einen Aufenthalt bestimmt um einiges angenehmer! Dennoch ist es komisch in einem Hotel über ein großes Loch im Boden zu gehen.
Beim gemütlichen Beisammen sitzen am Abend war es nicht ungewöhnlich, dass sich das gesamte Personal des Hotels darin abzuwechseln schien uns Gesellschaft zu leisten. Es wurde sich einfach neben uns gestellt, zugeschaut was wir so treiben, aber kein Ton gesagt.

Im nächsten Teil unserer Reise: Mit dem Auto von Gwalior nach Orchha und weiter nach Kajuraho … der Stadt der berühmten Sextempel.


WorringenPur.de/18.06.2012
Bericht und Fotos: Ralf Mildenberg
Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowski