Serie: “WorringenPur unterwegs”
Indien - Abenteuer und Faszination Teil IV (6. und 7. Tag)
Erlebnisbericht von Ralf Mildenberg
Fotos zum Vergrößern!

6. Tag - Fahrt Gwalior (ca. 1 Millionen Einwohner) nach Orchha)

Das Frühstück war mal wieder eine Wundertüte. Wir bestellten uns zu einigen anderen Dingen auch das klassische Spiegelei, welches wir dort nun schon häufiger gegessen hatten. In Gwalior hatte man wohl allerdings eine andere,

aber dennoch sehr interessante Auffassung von Spiegeleiern, welche wir hier in Deutschland bereits nachgemacht haben. Der Koch hatte die Eier zunächst gekocht, anschließend geschält und halbiert und dann in die Pfanne gehauen! Wenn man das sieht, dann kann man einfach nur staunen. Aber geschmeckt haben sie definitiv! Es ging mit dem Auto weiter Richtung Orchha. Die Gegend wurde immer

mehr dörflicher und die Straßenverhältnisse umso schlechter!

Wir benötigten den ganzen Tag, um zu unserem nächsten Ziel Orchha zu gelangen.  Zwischendurch hielten wir mitten in der Einöde (wobei Einöde zu viel gesagt ist… in Indien ist man NIE allein …!) an einer „Imbissbude“, um uns ein wenig die Beine zu vertreten und etwas zu trinken. Der Laden sah nicht unbedingt sauber aus, allerdings reizte es uns doch ein „Peanut Massalla“ zu bestellen. Und es schmeckte vorzüglich! Unabhängig von der Reinlichkeit des Ladens bestellten wir uns nun die verschiedensten Dinge quer durch die Speisekarte. Wir genossen also die Speisen, in der Hoffnung von Magen-Darm-Erkrankungen verschont

zu bleiben und schauten dabei dem Verkehr der vorbeiführenden Straße zu. LKWs, die gigantische Hänger zogen, Inder, die Dinge meilenweit auf dem Kopf transportierten … Wir hätten wohl noch Stunden dort sitzen und staunen können. Gegen Abend kamen wir in Orchha an, und wir begaben uns mal wieder auf die Suche nach einem Zimmer. Da aber an diesen Tagen in Orchha mehrere große Hochzeiten stattfinden sollten, waren keine „vernünftigen“ Zimmer mehr frei. Wir entschieden uns letztendlich für das beste der schlechteren Zimmer. Der Zugang führte durch einen langen und schmalen Flur. Und ich meine wirklich schmal! Mit einem Körpervolumen eines normal durchschnittlichen bis sportlichen Deutschen passte man gerade so da durch!
Da die Zimmer noch nicht gereinigt waren, huschten Angestellte durch unsere Räumlichkeiten. Wir fanden es erfreulich, denn es gab zum Reinigen sogar eine Toilettenbürste. Allerdings hielt sich unsere Freude dann doch in Grenzen, als wir feststellten, dass die Angestellten mit der Toilettenbürste erst unsere Toiletten und anschließend auch das Waschbecken und andere Badezimmer-Gegenstände damit reinigten! Der nächste Angestellte kam direkt mit einem Tuch, um hinterher zu wischen… nicht nur über Toilette und Waschbecken, sondern auch über die Zimmermöbel …, ja sogar die Trinkgläser hat er freundlicherweise noch einmal damit durchgewischt. Die Badezimmer hatten ein Fenster zum Flur hin, welches allerdings nur aus Rahmen und ohne Glas bestand. Somit konnte man im Badezimmer alles hören, was im Flur vor sich ging und auch umgekehrt!

Wir Männer hatten uns –wie geplant- seit unserem Abflug in Deutschland nicht mehr rasiert und wollten dies nun in einem örtlichen Barber-Shop erledigen. Für noch nicht mal einen Euro kann man sich in Indien angenehm und vor allem gründlich rasieren lassen. Man sollte allerdings darauf achten, dass für die Rasur eine frische Klinge in das Rasiermesser eingelegt wird! Und für ein paar Rupie mehr bekommt man sogar noch eine Kopfmassage, wobei einem am Ende jedoch noch Öl ins Haar geschmiert wird und die Haarform dann ähnlich der der Inder ist. Geschmacksache würde ich sagen.
Wir schlenderten ein wenig durch die Stadt und sahen noch einige verschiedene Verkaufsstände mit Obst und in vielen knallig bunten Farben. An einem Stand hatten wir gerade frisches Obst gekauft, als zwei wilde Affen hinzu kamen. Normalerweise wären wir einfach ruhig weiter gegangen. Aber als wir sahen, dass selbst die Inder ihre Beine in die Hand nahmen und schauten dass sie schnellstmöglich weit genug

weg von den Tieren kamen, taten wir ihnen gleich. Während wir zuschauten, wie die beiden Affen den Obststand der armen Frau plünderten, welche übrigens total verängstigt am Boden hockte, erfuhren wir auch den Grund der Angst. Nur wenige Stunden zuvor hatten jene Affen ein fünfjähriges Kind ins Gesicht gebissen. Die beiden Affen plünderten so das Obst, bis eine Horde Kinder die Affen mit Stöcken in die Flucht trieb. Leider hatten die Affen keine andere Möglichkeit als in unsere Richtung zu flüchten. Wir waren jedenfalls froh, als wir außer Sichtweite der beiden Raufbolde waren!
Auf unserer Dachterrasse mit Blick auf die Palastanlage Raja Mahal ließen wir den Tag ausklingen.

7. Tag (Fahrt von Orchha ca. 8.500 Einwohner)  nach Kajuraho

Von diesem Tag habe ich persönlich nicht viel mitbekommen. Ich vermute die dauerhaft laufende Klimaanalage in unserem Fahrzeug hatte mir den Rest gegeben und ich war definitiv nicht in der Lage an diesem Tag zeitig aufzustehen und mir einen Palast anzuschauen. Somit blieb ich mit ein paar Medikamenten einfach im Bett liegen und schlief mich bis zum Mittag so richtig aus, während der Rest der Gruppe ohne mich los zog, um sich die Palastanlage Raja Mahal anzuschauen. So sehr ich es im ersten Moment auch bereut habe nicht aufzustehen, war es im Endeffekt die richtige

Entscheidung. Gegen Mittag ging es mir um einiges besser und sogar das Essen hat wieder geschmeckt! Auf der weiteren Fahrt nach Kajuraho gab es mal wieder viel zu sehen. Auch wenn ich hundemüde war… ich hatte ständig Angst, ich könnte etwas verpassen!

An den Straßenrändern lag nun immer häufiger getrockneter Kuhdung. Die Exkremente der Kühe werden dort von Frauen eingesammelt, mit Wasser zu einer pappigen Masse geknetet und anschließend zu Fladen in Größe und Form etwa der eines Frisbee geformt. Diese werden dann zum trocknen überall ordentlich aufgereiht oder gestapelt! Der getrocknete Kuhdung hat in Indien eine erheblich wirtschaftliche Bedeutung, da sie getrocknet zum Heizen genutzt werden können.

Gegen Abend erreichten wir unser Ziel. Schräg gegenüber von unserer Unterkunft gab es eine Pizzeria, die absolut empfehlenswert ist! Wie sehr man sich doch über eine einfache Pizza freuen kann. In gemütlicher Runde beendeten wir auch diesen Tag unserer Reise. Unsere nächste Etappe sollte mit eine der Interessantesten werden.

Im nächsten Teil unserer Reise: Mit dem Auto von Kajuraho nach Satna. Von dort aus mit dem Nachtzug im Schlafabteil bis in die heiligste und wohl auch verrückteste Stadt Indiens Varanasi.


WorringenPur.de/09.07.2012
Bericht und Fotos: Ralf Mildenberg
Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowski