Serie: WorringenPur unterwegs
Mareike Teuber berichtet von ihrem derzeitigen Aufenthalt in Afrika (Teil 3):
Silvester auf Sansibar
Fotos zum Vergrößern!

Liebe Leser/innen,

seit meinem letzten Bericht ist schon wieder einige Zeit vergangen, aber hier vergehen die Wochen wie im Fluge. Das Wetter hat sich etwas verändert, da die Regenzeit angefangen hat, und sich selbst bei kurzem Regen Pfützen und sogar kleine Seen bilden. Obwohl es meistens nach einem Regenschauer etwas abkühlt, ist es an manchen Tagen noch unerträglich heiß. An einem Tag wurden Jana und ich auf unserem Weg zur Arbeit vom Regen überrascht. Die Wege haben sich in „reißende Flüsse“ verwandelt (durch einen musste ich auch durchwaten, weil er zu breit war zum Springen) und als wir schließlich in der Schule ankamen, waren wir von oben bis unten – trotz Regenjacke und Regenschirm - völlig durchnässt. Na ja, was lernen wir daraus? Gummistiefel erfüllen hier ihren Zweck. Sie sind durchaus eine Anschaffung wert.

Unsere Temporary Permits (die Aufenthaltsgenehmigungen) sind schon seit ca. 2 Monaten beantragt, damit wir endlich offiziell hier leben und arbeiten können. Aber sie sind immer noch nicht fertig. Jeder aus dem Immigration Office erzählt uns etwas anderes. Jetzt teilte man uns mit, es gebe noch keine neuen Bücher, in die die Permits gedruckt werden müssen. Na, ob das stimmt? Na ja, Hauptsache wir können trotzdem hier bleiben. Manchmal ist es ganz schön frustrierend, dass hier alles soviel langsamer vonstatten geht als bei uns. Aber so ist halt die Mentalität der Sambianer.

Die dritte Klasse im Unterricht

Ich mit einigen Mädels aus meiner Klasse

Unsere Safarigruppe mit unserem Tourguide James

Ein Elefant bei unserer Lodge, keine 20 m entfernt

Nach fast 3 Monaten in Sambia kennen wir uns in Lusaka schon sehr gut aus. In der Schule kennt man inzwischen seine Pappenheimer, die nicht regelmäßig zur Schule kommen oder fast immer zu spät sind. Ich habe mich an das ständige Nachplappern im Unterricht gewöhnt Gelesen wird auch immer gemeinsam von der ganzen Klasse. Und auch Nshima – der tägliche Maisbrei - ist etwas erträglicher geworden als am Anfang. Außerdem habe ich jetzt manchmal sogar das Gefühl, dass ich ein bisschen von den Unterhaltungen auf Nyanja verstehen kann.

Wir haben nun unseren ersten Kurzurlaub hinter uns. Mit Jana und Niklas habe ich einen Kurztrip in den South Luangwa National Park gemacht. Ende Oktober ging es los. Die Anreise war zwar etwas anstrengend (8 Stunden in einem Reisebus und noch mal ca. 4 Stunden mit einem klapprigen Minibus, bei dem man die ganze Zeit das Gefühl hatte, dass er auseinander fällt), doch es hat sich gelohnt. Wir konnten viele wilde Tiere aus der Nähe erleben und haben zusätzlich von unserem Tourguide James noch viel über ihr Verhalten und ihre Lebensweise erfahren. Wir sahen Elefanten, Giraffen, Antilopen, Zebras, eine Leopardin und Affen. Leider war kein Löwenrudel dabei, aber immerhin eine schlafende Löwin.

In diesem Monat gab es außerdem ein schönes Wiedersehen mit Milimo. Er und Annette sind die Sambianer, die ich vor 2 Jahren in Deutschland kennen gelernt hatte. Er war sehr überrascht, dass ich jetzt auch ein Jahr in seiner Heimat verbringe. Wir haben uns in der Stadt getroffen und uns einige Zeit von unseren Erlebnissen erzählt. Ich bin überrascht und auch sehr erfreut, dass er meine Kultur kennt (jetzt wo ich auch seine Kultur kennengelernt habe). Er versteht meine Ansichtsweise, die viele Menschen hier aus Sambia z.B. in Bezug auf die Kirche nicht nachvollziehen können. Ab 2012 wird er wieder in Lusaka zur Universität gehen und ich bin mir sicher, dass wir uns dann auch noch mal öfter sehen werden. Marvin, der deutsche Freiwillige, der mit uns hierher geflogen ist, lebt in der Nähe von Annettes Wohnort Choma ( ca. 4 Stunden mit dem Bus). Vielleicht klappt ein Treffen mit Annette, wenn wir Marvin besuchen.

Ein Leopard direkt neben unserem Auto im South Luangwa National Park

Eine müde Löwin - leider haben wir keine Löwen gesehen

Zwei Babouns mit ihren Babys

Wir haben auch sehr viele Impalas gesehen - eine Antilopenart


Es gibt viele unterschiedliche Kirchen hier in Sambia, wobei fast alle christlich sind. Ich habe im Oktober die „Bread of life church“ besucht, in der sich die Mitglieder meiner Gastfamilie regelmäßig einfinden. Mir ist gleich aufgefallen, dass die Menschen dort super nett sind und sich für jeden ehrlich interessieren. Hier geht jeder jeden Sonntag in die Kirche. Es scheint hier „cool“ zu sein, in die Kirche zu gehen und sich oft über Gott zu unterhalten – ein großer Unterschied zu Deutschland.

Im Gottesdienst wird sehr viel und sehr laut gesungen, geklatscht und getanzt, gebetet und gepredigt. Es ist schwierig, die Atmosphäre zu beschreiben. Es ist so ganz anders als bei uns zu Hause. Wird gebetet, dann sprechen die Leute lebhaft und laut zu Gott (Ich kannte  bisher nur stille Gebete.) in dem festen Glauben, dass er schon alles für sie regeln werde. Es ist schön zu sehen, dass sie dadurch neue Kraft für ihr Leben schöpfen, das hier sehr oft geprägt von Armut, Tod und Krankheit ist.

Seit einigen Wochen trage ich mein erstes Shitenge. Diese Stoffe tragen hier alle und ich habe mir aus diesem einen Rock, ein Top und ein Bolero schneidern lassen. Wenn ich diese Kleidung trage, freuen sich alle und sagen: „Now, you are looking like an African woman!“, „Jetzt siehst du aus wie eine afrikanische Frau!“. Meinen neuen Dress konnte ich auch gleich zur Hochzeit des Cousins unserer Gastmutter Patricia anziehen. Es war eine große Party, auf der viel getanzt und gesungen wurde. Besonders schön fand ich, dass 6 befreundete Pärchen des Brautpaares einige Tänze einstudiert hatten und so auch eine kleine Show daraus wurde. Ich bin mir sicher, in diesem Jahr werden wir auch noch eine Kitchenparty besuchen (die Party vor der Hochzeit). Hierzu sind nur Frauen eingeladen. Der Braut wird gezeigt, was sie alles in der Küche zu tun hat. In dieser Hinsicht sind die Menschen doch noch sehr traditionell.
 

Die Leopardin nicht weit entfernt von mir

Unsere Gastmutter auf der Hochzeit ihres Cousins

Zwei Freunde des Brautpaares am tanzen

Das Brautpaar

Mwewa (mein Gastbruder) und ich auf der Hochzeit, in meinem Shitengeoutfit


Seit dem 02. Dezember hat die Schule geschlossen. Darüber bin ich ganz froh, da die letzten 3 Wochen wirklich sehr, sehr stressig waren. Der Lehrerjob ist nicht zu unterschätzen, wenn man ca. 100 Schüler hat, die in jedem der 6 Fächer einen Test schrieben müssen. Daher waren diese Wochen geprägt vom Erstellen, Abtippen, Kopieren und Korrigieren der Tests. Außerdem musste nun zum Schuljahresende noch für jedes Kind ein Zeugnis geschrieben werden. Alle Kinder (bis auf ein Mädchen, die nicht mal Buchstaben schreiben kann) sind in die 4. Klasse kommen. Einige „meiner“ Kinder gehen ab nächstem Jahr auf eine Government School (staatliche Schule), weil sie gute Noten haben und dort bessere Chancen auf eine gute Schulbildung haben. Ich freue mich für sie, bin aber auch ein bisschen traurig, weil ich sie in meiner Klasse vermissen werde.

Bald ist schon Weihnachten und natürlich vermisse ich in dieser Zeit meine Familie und meine Freunde ganz besonders. Außerdem liebe ich die deutsche Weihnachtsstimmung, die Weihnachtsmärkte und überhaupt die ganzen Vorbereitungen und natürlich den Schnee an Weihnachten. Hier ist alle anders. Weihnachten wird hauptsächlich am 25. Dezember gefeiert und einen Adventskalender oder einen Adventskranz kennen sie hier nicht. Auch das Wetter ist ja ganz anders als in Deutschland. Trotzdem kommt in unserem Haus etwas Weihnachtsstimmung auf. Jana und ich haben uns einen provisorischen Adventskranz mit 4 Kerzen gebastelt, einen Adventskalender gemacht (und auch einen für unsere kleine Gastschwester Tasha) und überlegen schon fleißig Weihnachtsgeschenke für unsere Gastfamilie. Letztes Wochenende haben wir Plätzchen gebacken und wir hören Weihnachtslieder rauf und runter. Ich bin gespannt, wie hier die Gottesdienste an Weihnachten ablaufen.

Zuletzt möchte ich noch zu unserem Hühnerprojekt kommen. Wie bereits erwähnt, waren die Hühner gestorben und wir haben einen neuen Hahn und 10 Hühner gekauft. Da wir immer noch nicht genau wissen, warum diese Hühner gestorben sind, möchten wir erstmal mit wenigen neuen anfangen und hoffen, dass die Population von selbst wächst. Es bleibt noch abzuwarten, ob diese Hühner auch überleben werden. Vielleicht kann ich im Januar mehr dazu berichten.

Für das neue Schuljahr benötigen die Kinder einige neue Bälle für die Sporttage am Freitag. Wir würden gerne mit Hilfe von Spendengeldern neue kaufen. Wir und vor allem unsere Schützlinge freuen sich über jede Spende. Falls Sie spenden möchten, ist die Angabe des Betreffs „Spende 060611“ für die Zuordnung der Spende sehr wichtig.

Spendenkonto
Kontoinhaber:    VIA e.V.
Kontonummer:   65088783
BLZ:                   24050110
Institut:               Sparkasse Lüneburg
Betreff:               Spende 060611

Weihnachten werden wir bei unserer Gastfamilie verbringen. Danach reisen wir nach Tansania und verbringen Silvester auf Sansibar. Gleich am Anfang des neuen Jahres wird das Zwischenseminar (8 Tage, mit anderen Deutschen von unserer Organisation VIA e.V.) in Dar es Salam stattfinden. Ich melde mich im neuen Jahr wieder, da wir unterwegs vermutlich keine Internetverbindung haben werden.

Ich wünsche allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Jahr 2012!

Viele liebe Grüße

Mareike


Lesen Sie auch Teil 1 und 2, zu finden im Bereich “Infos”.


WorringenPur.de/23.12.2011
Bericht: Mareike Teuber
Fotos: Mareike Teuber
sowie
Jana & Niklas
(Mitwohner der Gastfamilie)

Redakt. & digit. Bearbeitung:
Heike Matschkowski