„Israel“ - Worringer Pilger in den Fußstapfen des Herrn
Pilgerreise in der Heimat Jesu unter der Leitung des Pfarrvikars Gerhard Dane
Der „Jesus - Trail“: eine Erinnerungslandschaft zwischen religiösen Gefühlen und  faszinierenden Entdeckungen im „Heiligen Land“
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Dienstag, 1. Mai 2012, 14.05 Uhr (Ortszeit), Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv (Israel): Ankunft von 38 Teilnehmern einer Frühjahrspilgerreise in der Heimat Jesu unter der Leitung des Pfarrvikars Gerhard Dane. Er wirkte als Pastor (später auch als Dechant) von 1975 bis 1993 in der Worringer Pfarrgemeinde St. Pankratius).

Negev-WüsteIn der Ankunftshalle wartete bereits ein Mitarbeiter der Agentur Awad des „Deutschen Vereins vom Heiligen Lande“, der uns zum bereitstehenden Bus begleitete. Nach Verladen des Gepäcks führte unsere Pilgerreise gleich am ersten Tag in die Negev-Wüste. Quartierbezug für zwei Nächte in dem Kibbuz Mash`abbé Sade, nahe der Stadt Be´er Sheva (hebr. Be´er = Brunnen, shéwa = sieben).

Am nächsten Tag fuhren wir nach Mizpe Ramon. Hier erwarteten uns Geländewagen zu einer mehrstündigen Fahrt in den Ramon-Krater, eines der eindrucksvollsten geologischen Fenster unserer Erde. Wir lasen in der Bibel von der Entstehungszeit Israels in der Wüste (Mk 1,1 f und Jesaja 35,1) und wurden mit einem orientalischen Picknick gestärkt. Auf der Rückreise besuchten wir das Grab David Ben Gurion, geboren 1886 als David Gruen in Polen. Am 14. Mai 1948 rief er als erster Ministerpräsident einer vorläufigen Regierung den unabhängigen Staat  Israel aus.

Am dritten Tag steuerte uns der Busfahrer durch die Negev-Wüste (nach Süden hin ein Hügelland, das im Har Ramon 1.035 m ü.d.M. erreicht), Totes Meer - Günter Klein am mit Salzkrusten überzogenen Ufer des Toten Meeres vorbei (Mit heute 420 m u.d.M. markiert die Oberfläche den tiefsten Punkt der Erde. Tendenz sinkend, denn der Wasserspiegel geht durch die ständige Wasserentnahme aus dem Jordan jährlich um einen Meter zurück.), bis zur Oase En Gedi am Rande der judäischen Wüste. Im dortigen Naturreservat fand eine Wanderung bis zu den David-Wasserfällen statt; am Nachmittag hatten wir Gelegenheit im Toten Meer zu baden. Durch die hohe Verdunstung bei über 40 Grad Tagestemperatur beträgt der Salzgehalt ca. 34 %, fast zehnmal so hoch wie der des Mittelmeeres, weshalb das Gewässer auch den hebräischen Namen Yam Hamelah (Salzmeer) trägt. Das Wasser des Toten Meeres ist ölig und schmeckt bitter, kein Jordan - Manfred SchmidtLebensraum für Tiere. Es bewirkt, dass der Mensch ohne Schwimmbewegungen rücklings auf der Wasseroberfläche treibt und eine Zeitung lesen kann. Dieses Wasser hat aber auch mit seinen vielen Mineralstoffen wie Magnesium, Kaliumchlorid und Bromide heilende Kraft für Hautkrankheiten, schwerem Asthma und Rheuma.

Anschließend fuhren wir noch zur traditionellen Taufstelle Jesu am Jordan. Viele Jahre hatte es gedauert, bis endlich wieder die von der Tradition angebotene Taufstelle Jesu am Jordan am alten Johanneskloster zugänglich wurde. Seit dem Krieg 1967 konnte auf israelischer Seite der Ort, wo Johannes Jesus im Jordan taufte, von Pilgern nicht mehr besucht werden. Grund dafür: Der Jordan als Grenzfluss zwischen Jordanien und Israel war zur Sicherheitszone und zum militärischen Sperrgebiet erklärt worden. Große Tafeln sind zwischenzeitlich aufgestellt mit Informationen über die Taufstelle und Anmerkungen aus dem Alten und Neuen Testament zu biblischen Ereignissen, die am Jordan eine Rolle spielten. Gläubige aus freikirchlichen Gruppen halten hier Tauffeiern.

Durch die judäische Wüste, vorbei an Jericho im Westjordanland (Westbank  - Palästinensisches Autonomiegebiet), erreichten wir am späten Nachmittag Jerusalem (606 - 826 m ü.d.M. auf mehreren Hügeln am Ostabhang des Hochlands von Judäa). Direkt am Damaskustor steht das Paulus-Haus des „Deutschen Vereins vom Heiligen Lande“, wo wir für sechs Nächte unsere Zimmer bezogen und Gastfreundschaft genießen durften. Seit 1989 wird das Haus von Maria Ward Schwestern geführt (Homepage: www.heilig-land-verein.de ).

1899 wurde dem „Deutschen Verein vom Heiligen Lande“ der Ankauf des Grundstücks ermöglicht. Die Grundsteinlegung des Paulus-Hauses erfolgte 1904, 1908 die Eröffnung. Es war bis 1917 ein Pilgerhaus

Blick Jerusalem

Blick Jerusalem

. Am 11. Dezember 1917 zogen die Briten unter General Allenby in Jerusalem ein und bestimmten es zum Sitz des britischen Hochkommissars für das Mandatsgebiet Palästina. Das Paulus-Haus wurde in den folgenden Jahrzehnten durch die Kriegsereignisse zweckentfremdet und als Regierungsgebäude der Britischen Militärverwaltung genutzt. Im Jahr 1950 wurde das Haus an den „Deutschen Verein vom Heiligen Lande“ zurückgegeben und dient seit 1979 als Gästehaus und christliche Begegnungsstätte. Von der Dachterrasse genießt man einen herrlichen Blick über die Altstadt von Jerusalem.

Tags darauf betraten wir durch das Damaskustor das vorwiegend von Palästinensern bewohnte DamaskustorStadtviertel, das Zentrum von Ost-Jerusalem. Schon frühmorgens boten die arabischen Frauen hier Obst Sukund Gemüse an,  wurden Schuhe und Taschen auf den Treppen zur Nablus Rd. hinauf ausgebreitet, Menschen drängten sich durch das Tor in die Altstadt und aus ihr heraus: Händler mit ihren Produkten, Jungen, die Tabletts mit Backwerk auf dem Kopf balancierten, und natürlich zahlreiche Touristen. Betörende Düfte von tausenderlei Gewürzen, Weihrauch und frische Minze, die auf großen Tüchern feilgeboten wurden, strömten uns schon nach wenigen Metern im überdachten Suk entgegen. Die Altstadt von Jerusalem bildet ein kleines Kaleidoskop des Landes Israel, seiner unterschiedlichen Bewohner und Probleme. In den engen Straßen und Gassen begegnet man dem modernen Lifestyle Israels genauso wie dem traditionalistischen, ultraorthodoxen Juden und den christlichen Mönchen, gleichfalls arabischen wie armenischen Kindern.

Der hebräische Name Yerushalayim bedeutet „Ort des Friedens“, der arabische Name Al-Quds „die SicherheitsmauerHeilige“. Jerusalem wird universal die „himmlische Stadt“ genannt; denn hier stand Salomons Tempel, Christen verbinden die Stadt mit der Passion und Auferstehung Christi und hier stieg Allahs Prophet Muhammed zu einer nächtlichen Reise in den Himmel auf. All dies manifestiert sich in einer einzigartigen Fülle von Heiligtümern der drei monotheistischen Weltreligionen, die jährlich Tausende Pilger anziehen. Das Herz der religiösen Metropole und der Hauptanziehungspunkt für Besucher ist die von einer 12 m hohen und 4 km langen turmbewehrten Mauer umschlossene Altstadt mit der Grabeskirche, der Westmauer (der sogenannten Klagemauer) und dem weithin sichtbaren Tempelberg. Nirgendwo sonst sind Judentum, Christentum und Islam so eng verbunden wie hier.

Eine Begehung Jerusalems umfasst derart viele Eindrücke, dass nur eine Auswahl nachfolgend wiedergegeben werden kann. Wir wandelten unmittelbar vom arabischen ins jüdische und anschließend ins christliche Viertel, jedes mit seiner eigenen Sprache, seinen eigenen Erinnerungen und der Last des kulturellen Erbes. Wenn man durch die Stadt geht, ständig von einem Jerusalem in das nächste wechselnd, kann dieser sprachliche und kulturelle „Wirrwarr“ einen schon etwas schwindelig machen.
Grabeskirche Jerusalem
Wir besuchten die Jakobuskathedrale im armenisch-christlichen Viertel (Die Kapelle links vom Eingang gilt als der Ort, an dem Jakobus d. Ä. auf Befehl von Herodes Agrippa I. 44 n. Chr. hingerichtet wurde.) sowie die St.-Anna-Kirche (Die für Chorgesänge hervorragend geeignete Akustik in der Kirche veranlasste uns, mit einer Pilgergruppe aus Brasilien Psalmen aus dem Wallfahrtsliederbuch zum Besten zu geben.), und gingen über die Via Dolorosa zur wichtigsten Kirche der Christenheit, der Basilika des Heiligen Grabes. Die Grabeskirche (arabisch Keniset el-Kijame = Auferstehungskirche) erhebt sich über den Stätten von Jesu Kreuzigung und Grablegung. Sechs Religionsgemeinschaften teilen sich die Kirche. Ein Besuch gehört zu den eindrucksvollsten Erlebnissen, unabhängig davon, ob man sich einer der Religionsgemeinschaften zugehörig fühlt oder nicht. Im Grunde ist die Grabeskirche nicht eine Kirche im üblichen Sinne, sondern ein labyrinthisches Konglomerat von heiligen Stätten, düsteren Kirchenschiffen, kleinen Kapellen, engen Treppen und Gängen aus unterschiedlichen Bauepochen, gezeichnet von jahrhundertelanger Benutzung. Pilgergruppen verschiedener Nationalität drängeln sich vor dem Heiligen Grab, tief ergriffen werden die heiligen Stätten berührt oder geküsst, Schmuckgegenstände auf den Salbungsstein gelegt und Kerzen angezündet.
Jüdisches Viertel
Nach dem Besuch der Grabeskirche ließen wir uns natürlich am Freitagnachmittag den Schabbatbeginn der Juden (wöchentlicher jüdischer Feier- und staatlicher Ruhetag) an der Westmauer (Rest des 70 n. Chr. zerstörten Tempels durch die Römer) nicht entgehen. Der jüdische Ruhetag beginnt jeden Freitag mit Sonnenuntergang und endet samstags ebenfalls bei Sonnenuntergang. Die meisten Restaurants, Geschäfte, Theater bleiben in dieser Zeit geschlossen. Öffentliche Busse oder Züge, auch die zum Flughafen, verkehren nicht. In Hotels und mehrstöckigen Häusern nehmen sogenannte Schabbat

Klagemauer vormittags

 Klagemauer abends

-Aufzüge den Betrieb auf. Sie halten automatisch in jedem Stockwerk, denn das Drücken des Lift-Knopfs gilt als Arbeit und die ist am Schabbat untersagt. An der Sicherheitskontrolle überprüften die israelischen Soldaten jeden, der zur heiligsten Stätte der Juden wollte. Als „Andersgläubige“ durften wir uns jedoch dessen ungeachtet direkt an der Klagemauer aufhalten und wer mochte, selber ein „Kvittelchen“ in die Ritzen stecken. Einmal im Monat werden alle Fürbitten entfernt und auf dem Ölberg vergraben.

Wir wanderten außerdem in den nächsten Tagen zum Ölberg, wo wir in der Kapelle „Dominus Flevit“ („Der Herr hat geweint“) unsere erste gemeinsame heilige Messe feierten. Bergab führte uns der Weg zum Garten Gethsemane mit der „Kirche der Nationen“, zur Gethsemane

Felsendom - Manfred Schmidt

 Felsendom

 Felsendom

-Grotte und zum Mariengrab. Ein Besuchsziel war auch der Ort des Abendmahls und Pfingstwunders (Abendmahlssaal, Pfingstsaal) sowie das vermeintliche Grab König Davids auf dem Berg Zion.

Des Weiteren wurde schon morgens der Tempelberg aufgesucht. Wir mussten das Bar el-Magharibeh (Maghrebinertor) für Nichtmuslime auf der Südwestseite rechts von der Klagemauer benutzen. Die Kontrolle über den Zugang beanspruchen die israelischen Behörden. Felsendom (drittwichtigste Pilgerstätte des Islam nach Mekka und Medina) und Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg liegen zwar in einer Achse, aber nicht

 Felsendom

 Felsendom

auf derselben Höhe.

An einem Nachmittag fuhren wir nach Emmaus-Qubeibe im Westjordanland nordwestlich von Jerusalem, wo nach der christlichen Tradition sich der Auferstandene den Jüngern offenbart hatte. Bereits nach wenigen Kilometern aus Jerusalem heraus erblickten wir die von Israel errichtete Sicherheitsbarriere aus Zäunen und Mauern („separation barrier“). Als schützende „Barriere“ soll sie die Wohngebiete von Palästinensern und Juden trennen. Für Menschen, die in seinem Schatten leben, ist der Zaun jedoch nichts anderes als das, woraus er in dicht besiedelten Wohngebieten besteht: „die Mauer“ - acht bis zehn Meter hoch, Betonplatte Kontrollpunkt neben Betonplatte. Auch bei weiteren Busreisen nach Bethlehem und Nazareth hatten wir das Palästinensische Autonomiegebiet „ohne Mauern“ nicht wahrnehmen können. In Emmaus-Qubeibe waren wir zu Gast im Altenpflegeheim (Versorgung und Betreuung alter, pflegebedürftiger Frauen) des „Deutschen Vereins vom Heiligen Lande“ und wurden über eine neue Ausbildungsstätte für junge Frauen und Männer in der Krankenpflege informiert. Unter Pinien feierten wir anschließend eine österliche Messe.

Yad Vashem Weiterhin besuchten wir die israelische Gedenkstätte Yad Vashem. Sie ist ein erschütterndes Denkmal für die von den Nationalsozialisten ermordeten Juden und hat darüber hinaus ein umfangreiches Archiv mit Dokumenten zum Holocaust. Über eine kleine Brücke gelangten wir hinab in den 180 m langen prismenförmigen Baukörper, der sich in den Har Hasarikon, den „Berg der Erinnerung“, bohrt. Der Rundgang führte immer tiefer in den Berg hinein und immer tiefer in die Leidensgeschichte der Juden, von der Entstehung der nationalsozialistischen Diktatur zum Krieg und zur systematischen Vernichtung des jüdischen Volkes, vom Leben in den Ghettos und Lagern, dem Widerstand und schließlich bis zur Befreiung. In einer unterirdischen Halle der Ausstellung spiegelte sich nur eine Kerze tausendfach in der Dunkelheit. Ein Gang führte über den scheinbar schwankenden Boden. Über einen Lautsprecher wurden Namen verlesen, Vornamen, Nachnamen und Städtenamen. Jeder Name brannte sich in unsere Seele ein, denn es waren die Namen von Kindern, anderthalb Millionen Kinder, die ermordet worden sind. Jeder Name ein ungelebtes Leben, jeder Name ein unendliches Unrecht, jeder Name Teil des unfassbaren Grauens. Hoch über dem Tal schwebte ein „Viehwagen“ der Deutschen Reichsbahn, mit dem Juden in die Vernichtungslager transportiert wurden. Die Gedenkstätte in Yad Vashem ist ein Ort, den man nach einem Besuch nie wieder vergessen kann.

Geburtskirche Bethlehem Einen ganz anderen Eindruck vermittelte uns die Stadt Bethlehem im Westjordanland. Der hebräische Name des Geburtsortes Jesu spielt auf die Fruchtbarkeit der Region an, denn er wird mit „Haus des Brotes“ übersetzt (hebr. lehm = Brot), während der arabische Name „Haus des Fleisches“ (Beit Lahm) bedeutet. Christen aus aller Welt pilgern hierher, um in der Geburtskirche zu beten. Über der Grotte, Ort der Geburt Jesu, ist eine fünfschiffige Basilika errichtet worden. Beim Hinuntersteigen zur Grotte hatten wir Glück, dass gerade keine Touristengruppe anwesend war, denn sonst muss man sich in Geduld fassen. Die Grotte ist so niedrig und schmal, dass in dem engen Vorraum immer nur eine Person auf Knien oder ganz am Boden liegend das Gebet verrichten oder auch nur einen „Schnappschuss“ machen kann. Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. reiste Hieronymus nach Bethlehem, ließ sich in einer Höhle nahe der Geburtskirche nieder (Hieronymusgrotte) und verfasste seine berühmt gewordene lateinische Bibelübersetzung, die Vulgata. Neben der Geburtskirche erhebt sich noch die Katharinenkirche, die der heiligen Märtyrerin Katharina von Alexandrien geweiht ist. Wir hörten und sahen ferner im „Caritas Baby Hospital“ (ein christliches, international tätiges Hilfswerk), wie arabische  Kinder und Eltern im Rahmen der „Kinderhilfe Bethlehem“ medizinisch versorgt werden (Homepage: www.kinderhilfe-bethlehem.de). Auf den Hirtenfeldern bei Beit Sahour feierten wir in einer der Felsengrotten eine Weihnachtsmesse.

Am 9. Mai verließen wir Jerusalem und fuhren nach Caesarea Maritima am Mittelmeer, Stadt des Herodes, des Pontius Pilatus, der Byzantiner und Kreuzfahrer. Nach dem Besuch der Ausgrabungen beförderte uns der Reisebus zum See Gennesaret (mit 210 m u. d. M. der am tiefsten See Gennesaret gelegene Süßwassersee weltweit), wo wir im Pilgerhaus Tabgha des „Deutschen Vereins vom Heiligen Lande“ die restlichen Tage unserer Frühjahrspilgerreise verbrachten (Homepage: reception@tabgha.org.il).

In Galiläa erfasste uns ein Pilgererlebnis der anderen Art. Wiesen und Wälder, Ruhe und Besinnung - all das war jetzt hier zu finden. Der Weg als Wunder; denn zu Fuß ließ sich das Heilige Land ganz anders erspüren als im klimatisierten Reisebus. Was man nur brauchte, war festes Schuhwerk und die Bibel. Schließlich hält sie hier am Ort ihrer Handlung tatsächlich Antworten für alle Lebenslagen parat - und wenn es sein muss, hilft sie schon beim Packen, siehe Mk 6,8. Da sendete Jesus seine Jünger aus und erklärte ihnen, was sie alles nicht mitnehmen sollten auf ihrem Weg: „Kein Brot, keine Tasche, kein Geld im Gürtel.“
Von Nazareth aus bis Kapernaum am See Gennesaret konnten wir auf jenen Pfaden wandeln, die definitiv zum Revier des Herrn gehörten. „Er zog in ganz Galiläa  umher“, heißt es beim Evangelisten Matthäus, „und er verließ Nazareth um in Kapernaum zu wohnen, das am See liegt“. Die Streckenführungen orientieren sich heute an alten Pfaden und Römerstraßen - wobei es letztlich doch mehr darum geht, im Geiste Jesu zu wandern als wirklich in seinen Fußstapfen. Im Zweifel hatte bei uns die Schönheit der Wege Vorrang vor der Authentizität.

Bei einer Wanderung durch das Wadi el- Hamam („Taubental“) im Arbel-Tal wurden wir nur von Kühen, Schafen und Ziegen begleitet. Hierbei war die Wegstrecke mehrmals über einen Bach ohne Brücken zu queren, das zwang uns nicht selten Schuhe und Strümpfe auszuziehen. Ab und zu half es, sich an Ästen festzuhalten, manchmal hatten die Äste Dornen - das sind die naturnahen, aber unangenehmen Momente. Entschädigt wurden wir abends im Pilgerhaus Tabgha durch ein kulinarisches Menü mit entsprechender Bettschwere.

Nach den Fußmärschen vorbei an Oliven- und Obsthainen zur Brotvermehrungskirche in Tabgha (hebr. En Sheva = Ort der sieben Quellen), die von Benediktinermönchen betreut wird, sowie zum Berg der Seligpreisungen (in alten Zeiten Berg Eremos genannt) konnten wir dann unsere Wunden an den Füßen im See Gennesaret lindern - „man muss ja nicht gleich übers Wasser laufen“. In den ersten vier Jahrhunderten lebten im nahe liegenden Kapernaum ausschließlich Judenchristen, die ihre Erinnerungen an den Aufenthalt Jesu in Tabgha von Vater zu Sohn weitertrugen und sie an drei Felsenformationen festhielten. Bei einem Felsblock, der nahe an der Via Maris lag, erinnerte man sich an die erste Brotvermehrung, bei einer Felsenhöhle am nahen Berghang an die Bergpredigt und bei den Felsstufen am Seeufer an die Erscheinung des Auferstandenen.

Ein Tagesziel unserer Pilgerreise war außerdem Nazareth (das arabisch El Nasra heißt), der Ort, wo Maria vom Erzengel Gabriel die Geburt Jesu verkündigt wurde und in dem Jesus den größten Teil seines Lebens verbrachte. Vom Marienbrunnen, der sich unter dem Altar der griechisch-orthodoxen Gabrielskirche befindet, gingen wir zur Basilika der Verkündigung. Bei den „Kleinen Brüdern“ von Charles de Foucauld

Worringer am See Gennesaret
Worringer am See Gennesaret: Günther Klein, Pfarrvikar Gerhard Dane, Martina Hohl (geb. Friesenhahn) & Manfred Schmidt

feierten wir die heilige Messe und fuhren dann hinaus zur „Salvatorian Sisters´ Greek Catholic  School“ (mit 1.550 Schüler / innen). Dort gaben uns die Schwestern einen Eindruck in den Schulalltag einer der größten Bildungseinrichtungen des Landes (Homepage: www.elmokhales.org - leider fast nur in arabischer Sprache).

Ihr Anliegen ist, dass soweit wie möglich allen Kindern und Jugendlichen verschiedener Religionszugehörigkeit die Aussicht zur Bildung und einer ganzheitlichen Erziehung gegeben wird. Das Abschlusszeugnis - möglichst  mit Bestnoten - ist ein gravierender Meilenstein im Leben dieser jungen Menschen. Ohne diesen Abschluss haben sie keine Chance, sich für irgendeine weitere Berufsausbildung oder ein Studium an einer Universität in Israel zu bewerben. Die Schüler / innen kommen aus Familien verschiedenster sozialer Herkunft. Gut 86 % sind Christen, die z. T. mit großen Problemen belastet sind. Finanziell stecken sie oft in großen Schwierigkeiten durch unterschiedliche Situationen, vielfach auch durch Krankheit und Arbeitslosigkeit der Eltern.

Bildung und Erziehung gibt den jungen Christen in Israel eine Zukunft. Nur so können sie ihr tägliches Brot verdienen, leben und überleben und sich in der Gesellschaft sinnvoll einbringen sowie Verantwortung übernehmen. Die arabische Bevölkerung braucht dringend Führungskräfte. Die jungen Menschen werden daher in der Schule dafür vorbereitet und bewusst gefördert.

Den vorletzten Tag unserer Pilgerreise verbrachten wir in Kapernaum (hebr. Kfar Nahum = Dorf des Nahum), der Wahlheimat Jesu in seinen l

Pilgerausweis

Pilgerausweis

etzten Lebensjahren. Von dort ging es zum biblischen Bethsaida (= Haus der Fischer), der Heimat der Apostel Petrus, Andreas, Jakobus und Philippus, etwa 2 km vom Nordostufer des Sees Gennesaret entfernt. Im Naturschutzgebiet Hayarden Park schöpften wir Wasser aus dem Jordan als „Mitbringsel für Daheimgebliebene“. Spät am Nachmittag fuhren wir mit einem Boot um das nördliche Ufer des Sees Gennesaret. Nach der Vesper in der Brotvermehrungskirche in Tabgha genossen wir auf der Terrasse des Pilgerhauses unseren Abschiedsabend.

Am Tag der Abreise feierten wir morgens unter freiem Himmel eine heilige Messe mit den Benediktinern am Ufer des Sees Gennesaret, die viele von uns äußerst berührte. Um 15.30 Uhr (Ortszeit) flogen wir mit einem Airbus der Lufthansa vom Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv nach München und von dort aus zu weiteren Heimatzielen zurück.

Informationen zu einer Pilgerreise ins Heilige Land sind unter der Homepage www.heilig-land-verein.de veröffentlicht.


WorringenPur.de/02.07.2012
Bericht und Fotos: Manfred Schmidt
Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowski

Literaturquellen
Baedeker Reiseführer: „Israel - Palästina“, Ostfildern 2010
Studienkreis für Tourismus und Entwicklung e.V.: „Sympathiemagazine Israel und Palästina verstehen“, Andechs bzw. München 2008
(unterstützt vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)