Im Rahmen unserer Reiseserie “WorringenPur unterwegs” berichtet Jakob Mildenberg:
Cornwall - zwischen Hochmoor und Steilküste - Teil 1
Zu Fuß im Südwesten Englands unterwegs
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Man kommt einfach nicht daran vorbei, an die zahlreichen englischen Filme oder Krimis zu denken, wenn man sich in die Grafschaft Cornwall begibt und man kommt zu dem Fazit, dass die Wirklichkeit vor Ort die Darstellungen in den Filmen noch übertrifft.
Per „Cityhopper“ geht es nach Bristol, wo Reiseleiter Heiko die 15-köpfige bunt gemischte Wandergruppe aus der ganzen Republik empfängt und der Bus uns zu unserem Hotel „Bossiney House“ nach Tintagel fährt.  Tintagel ist ein kleines Städtchen in der Grafschaft Cornwall und lockt Touristen gerne mit der Geschichte um König Artus, der in der Burgruine am Meer einst residiert haben soll, sowie mit der ältesten Kirche Englands, die aus dem 12. Jahrhundert stammt und auf einem Hochplateau den Ort überragt.

Unser 2-Sterne Hotel entpuppt sich als schnuckeliges und gemütliches Hotel, das familiär geführt wird und vor allem einen Koch hat, dem wir gerne mehr Sterne zugestanden hätten. Das typisch englische Frühstück ist gewöhnungsbedürftig und kann nicht alle Teilnehmer begeistern, ist aber qualitativ gut. Besonders die Auswahl der Abendmenüs im Bossiney House Hotel war stets ein gelungener und sehr schmackhafter Tagesabschluss.
Aber es wurde auch gewandert und die 15 Teilnehmer aus allen Berufssparten und Altersklassen gingen bereits am zweiten Tag auf die Piste. Hatte es vor unserer Ankunft am Vortag noch geregnet, so überraschte uns das Wetter mit Sonnenschein bei 14 Grad und leichtem Wind vom Meer. Rund fünf Stunden führte die Strecke an der wunderschönen Steilküste und über Wiesen entlang von Tintagel nach Boscastle, einem kleinen langgestreckten Ort, der vom Meer über einen kleinen schmalen Hafen zu erreichen ist. Im Hafen endet ein Bach, der dem Ort vor einigen Jahren zum Verhängnis wurde, als durch ein Jahrhundertunwetter im Ortskern große Schäden angerichtet wurden. Der Wiederaufbau ist abgeschlossen und der Ort spiegelt die typische Bauweise, aus Granit-und Schiefergestein, das die Natur hier bietet, wider. Bereits bei dieser ersten Wanderung waren alle Teilnehmer von der Natur begeistert und jede kleine Pause wurde genutzt, Landschaft und Ausblick zu genießen. Die Strecke führte teilweise über Hochebenen direkt am Meer, aber auch steil bergab und bergauf durch die wunderschönen Buchten. Immer wieder stößt man bei Wanderungen in Cornwall auf Rinder, Pferde oder Schafe, die sich die Wanderwege, die im Weidegebiet liegen, mit den Wanderern teilen, lediglich unterbrochen von oft unendlich langen Mauern aus heimischen Steinen oder hohen Hecken, die oft mit verschiedenen, manchmal etwas umständlichen, Methoden überwunden werden müssen.

Gut eingelaufen und ohne Blessuren endete der erste Wandertag in der Hotelbar und die Gruppe, die glücklicherweise von Beginn an sehr gut harmonierte, gönnte sich zum Kennenlernen das ein oder andere typische Getränk der Region. Und man stellte fest; die Engländer haben auch gute Biere, besonders von den lokalen Brauereien, im Repertoire.
Der nächste Morgen überraschte erneut, denn schon wieder schien die Sonne bei 15 Grad. Zweites Ziel war das „Bodmin-Moor“, ein Hochmoor, zu dem auch der höchste „Berg“ Cornwalls gehört; der 420 m hohe „Brown Willy“. Bereits beim Anstieg des ersten Hügels überraschten uns Steinhaufen und Gebilde, die erahnen lassen, dass nicht alles so von Natur aus hier so liegt. In der Bronzezeit gab es hier bereits die ersten Siedler und die Ausgrabungen ergaben, dass hier bereits vor 10.000  bis 2.000 Jahren v. Chr. Menschen gelebt haben. Von allen Hügeln und vor allem von „Brown Willy“ aus hat man einen wunderschönen Ausblick auf die Steingebilde und das gesamte Hochmoor, das von oben noch nicht erahnen ließ, welcher Weg noch vor uns lag. Weiter ging es bergab über Weideflächen, Bäche und durch dichtes Grasgelände, das nicht durchgängig mit festem, aber hohem  Gras bewachsen war. In diesem Geländeteil zeigte sich schnell, warum es ein Moorgebiet war, denn nur scheinbar konnte man hier überall laufen. Richtung und Weg waren zwar grob vorgegeben, aber oft nicht erkennbar, und immer wieder balanceartig die richtigen Grasbüschel zu finden, ohne in den moorigen Boden zu treten, war nicht ganz so einfach und am Ende der letzten Moorwiese blieben kaum Schuhe und Hosen trocken.  Dieser Part der Moorwanderung hatte nicht alle Teilnehmer amüsiert, aber er war letztendlich ein einmaliges Erlebnis und der hierauf folgende Besuch eines Pub galt dann der Erholung, bis der Bus uns hier empfing und zurück in`s Hotel fuhr.

Der dritte Tag in Tintagel war ein Freizeittag und in kleinen Grüppchen wurde der Ort erkundet und u.a. die lokale Küche getestet. Das hier übliche und beliebte Gericht „Fish & Chips“ fiel in unserem speziellen Fall aber, nicht nur optisch, komplett durch. Wir hatten wohl das falsche Lokal gewählt. Tintagel ist aber ein sehenswerter kleiner Ort mit vielen alten, für die Landschaft typischen, Gebäuden und vielen netten Geschäften aus dem Handwerk.

Der dritte Wandertag ließ zunächst Böses erahnen, was das Wetter betraf, denn es schien „englisch“ zu werden. Starker Wind vom Meer, 12 Grad und es roch nach Regen. Der fiel glücklicherweise aber nur tropfenweise und so langsam, dass der Wind diese schneller auf den Jacken trocknete, als neue nachfielen.  Somit blieben Regenjacke und Regenhose erneut im Rucksack und sollten auch zu unserem Glück in diesem Wanderurlaub nicht mehr benötigt werden. Der Bus brachte die Gruppe nach Port Isaac, einem kleinen schnuckeligen Hafenort  und von hier aus ging es über einen wunderschönen Wanderweg direkt an der Steilküste mit zahlreichen Buchten und Badestränden entlang zurück nach Tintagel. So wunderschön diese Buchten auch waren, so waren diese stets mit Ab- und Aufstiegen verbunden, die es teilweise in sich hatten und trotz lediglich 12 Grad Lufttemperatur, waren alle Wanderer klatschnass geschwitzt.  Bei Wanderungen dieser anspruchsvolleren Art, vermisst man die Sonne nicht wirklich.

Die mittelalterliche Kirche von Tintagel schien am Horizont stets sehr nah, was aber aufgrund der zahlreichen Buchten sehr täuschte.  In Tintagel angekommen, teilte sich dann auch die Gruppe und einige Wanderer nahmen ab hier den kürzeren Weg über die Landstraße zum Hotel. Vorbei an der alten Kirche und der Bucht, in der die Ruinen von König Artus` Burg zu sehen waren, ging es für die agileren Wanderer eine weitere Stunde  über die Steilküste von der Meerseite her zum Hotel, wo uns die müden Wanderer bereits bei einem leckeren „Local-Beer“ zum letzten Dinner im Bossiney-House begrüßten.

Nach fünf Nächten ging es von Tintagel Richtung Newquay, unserem zweiten Standort, und es war etwas Wehmut dabei, denn alle hatten das Gefühl, alleine der guten Küche wegen, könnte das zweite Hotel nicht besser werden. Eine sehr nette Geste  hierbei war auch, dass das gesamte Personal morgens vor dem Hotel stand und uns winkend verabschiedete. Der Standortwechsel -bei 18 Grad und sonnigem Wetter- war auch gleichzeitig mit der vierten Wanderung verbunden, die uns nach Padstow führte, das an der Mündung des Camel-Rivers liegt.

Der Anspruch, was die Wanderleistung durch diese idyllische Landschaften betrifft, war überschaubar, so dass viel Zeit in dem netten Städtchen blieb, die neben der Besichtigung auch für eine Mahlzeit ausreichte. Hier stellte man fest, dass im Land der Hundeliebhaber diese auch schon einmal in einem Restaurant auf dem Tisch liegen dürfen. Auch an vielen Stränden sieht man Schilder wie „Dogs welcome“ und dementsprechend viele Hunde teilen sich hier mit den Badenden die Strände, da in Cornwall der Trend vom Zweithund zum Dritthund geht.
Der Bus brachte uns von Padstow aus dann mit Gepäck nach Newquay, einer etwas größeren Stadt, die immer mehr touristisch erschlossen wird, was am Bauboom in oft wunderbarer Lage erkennbar ist.

Unser neues Quartier hatte zwar einen Stern mehr als das Familienhotel in Tintagel, ließ aber bereits bei der Inaugenscheinnahme des Hoteläußeren erahnen, was wir später beim Bezug auch erfahren mussten; die gute Lage des Hotels, direkt über einer langen Bucht mit bester Aussicht, war das Beste an diesem Anwesen.  Der erste Abend am neuen Standort klang dann auch nicht in der Hotelbar aus, sondern in einer Strandbar der kleinen Bucht unterhalb des Hotels. Der Sonnenuntergang direkt über dem Meer, entschädigte dann auch für 133 steile Stufen hinunter zur Strandbar über die es dann anstrengend und bedingungslos wieder zurück zum Hotel ging.

Der fünfte Wandertag vom Hotel aus, vorbei an den Buchten von Newquay nach Holywell, leitete den zweiten Teil der Wanderreise ein. Hierüber berichten wir im -in Kürze folgenden- zweiten Teil des Reiseberichtes.


WorringenPur.de/12.06.2018
Bericht & Fotos: Jakob Mildenberg
Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowski