Cornwall – zwischen Hochmoor und Steilküste – Teil 2
Zu Fuß im Südwesten Englands unterwegs
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Der zweite Teil der Wanderreise beginnt nach dem Umzug ins neue Hotel in Newquay und nach dem englischen Frühstück (Schinkenspeck, Bohnen, Kartoffelplätzchen, Würstchen und Ei) mit der fünften Wanderung, die uns zunächst an der Bucht unserer Strandbar und den Surfer-Stränden von Newquay vorbei führt. Weiter geht es am Küstenpfad an Fistral Bay und Holywell Bay vorbei, bis zum sehr idyllisch gelegenen Holywell. Auch hier gibt es einen permanenten Wechsel zwischen Steilküsten, Sandbuchten und Dünenlandschaften, die immer wieder zum Verweilen und Genießen einladen.
Das sonnige Wetter bei 18 Grad löst Freude bei den Wanderern aus, denn der Rucksack ist ohne Pullover und Regensachen wesentlich leichter und in kurzen Hosen und T-Shirt macht das Wandern auch einfach mehr Spaß. In Holywell bleibt noch Zeit für einen Snack oder Besuch im Pub und dann bringt der Bus die Gruppe nach rund fünf Stunden Wanderzeit ins Hotel zurück.

Der nächste Tag sollte der Freizeit gewidmet sein, aber die Gruppe entschloss sich gemeinsam zu einem Besuch des historischen Herrenhauses Lanhydrock. Das Anwesen stammt aus dem 16. Jahrhundert und nach der Fertigstellung im 17. Jahrhundert, sowie nach einem schweren Brand und mehreren Besitzerwechseln, ging das Haus in den Besitz der Familie Robartes über. 1953 wurde das Herrenhaus, incl. des 162 Hektar großen Parks, dann vom 7. Viscount Clifden an den Britischen National Trust übergeben. Das gesamte Anwesen mit Museum, Park und eigener Kirche ist sehr sehenswert und vermittelt einen Eindruck, in welchem Prunk die Reichen und Adeligen seinerzeit in England gelebt haben. Start- und Endpunkt des sechsten Wandertages, wieder bei 18 Grad und strahlendender Sonne, war das ehemalige Schmugglerörtchen Fowey an der Südküste. Vor hier aus ging es erneut entlang an malerischen Küstenabschnitten und zwischenzeitlich auch bewaldeten Wanderstrecken über Boddinick nach Polruan, wozu zweimal eine Fähre zur Querung des Küstenflusses Fowey von Nöten war. Endpunkt war dann wieder Fowey, wo der Bus die Gruppe nach einer Erholungsphase im Ort abholte.

Der siebte Wandertag sollte zu den schönsten zählen, nicht nur weil das Wetter sich nochmals bei Sonnenschein auf 20 Grad steigerte, sondern vor allem weil „Land`s End“ generell zu den Highlights einer Cornwall Reise zählt. Mit dem Bus ging es zunächst quer von Newquay aus Richtung Südküste, vorbei an zahlreichen ehemaligen Minen. Dass die Grafschaft Cornwall im 18. Jahrhundert, was die industrielle Entwicklung und die Technologie des Bergbaus betrifft, mit dem Ruhrgebiet zu vergleichen war, ist relativ unbekannt, aber die noch vorhandenen Fördertürme und mittlerweile bewachsenen Abraumhalden sind hier stumme Zeugen von besseren Zeiten in der Blütezeit des industriellen Aufbaus Englands. Tonerde und verschiedene Metalle und Erze wurden hier über Jahrzehnte abgebaut und sicherten seinerzeit viele Arbeitsplätze. Nach dem Ende dieser Ära, wurden viele Einheimische arbeitslos und ein großer Teil wanderte aufgrund der Armut nach Amerika oder Australien aus.
Die Ankunft am Touristenmagnet „Land`s End“ enttäuschte dann zunächst etwas, denn im Gegensatz zu den sonst ruhigen Küstenabschnitten, kam hier ein bisschen Freizeitparkgefühl auf und so zog es uns sehr schnell vorbei am berühmten Hinweisschild dieses südwestlichen Endpunktes des Königreiches, auf die wunderschöne Wanderstrecke an der Küste entlang, die mit vielen Auf- und Abstiegen wieder etwas anspruchsvoller war. Die gesamte Wanderung und die Aussicht auf den hier beginnenden Ärmelkanal, waren ein ständiges Genießen der Natur. Aufgrund des Golfstromes, der warmes Wasser durch den Ärmelkanal bringt, ist diese Gegend in der Regel auch im Winter frostfrei. Endpunkt war das kleine Städtchen Porthcurno, das an einem sehr schönen Sandstrand liegt, direkt unterhalb des einmaligen „Minack-Theater“, ein sehr schönes Freilichttheater, das von einer wohlhabenden älteren Dame gestiftet und direkt oberhalb des Strandes in den Felsen gebaut wurde. Hier in Porthcurno erwartete uns dann auch wieder unser Bus für die Heimreise.

Auch der letzte wanderfreie Tag wurde bei Sonne und 20 Grad zur gemeinsamen Aktivität genutzt und die Gruppe fuhr Richtung Südküste zu den „Lost Gardens of Heligan“, einem 200 Morgen großen Landgut mit zahlreichen Gartenanlagen, Teichen und kleinen Bächen, einem Bauernhof mit Sägemühle, einem angelegten Dschungelbereich mit Hängebrücke und zahlreichen Hof- und Wildtieren. Der Park ist ein Paradies für Freunde der Botanik und auch für Kinder empfehlenswert, weil die gesamte Anlage für einen Familienbesuch ausgelegt ist. Will man alles genießen, muss man einen kompletten Tag hierfür einplanen. Der Tag endete im gemütlichen und sehr schönen Hafenstädtchen Mevagissey mit netten Geschäften und Pubs, in dem der Bus für die Heimfahrt auf uns wartete.

Der achte und letzte Wandertag führte vom Hotel aus um unsere Bucht die Steilküste entlang, vorbei am Sandstrand der Watergate Bay zum Hafen von Mawgan. Das Wetter legte nochmals zu und mit 21 Grad wurde eine Temperatur erreicht, die uns einen wunderschönen, wenn auch schweißtreibenden letzten Tag bescherte. Die vielzähligen Steilküsten, an denen man es sich oft nicht wagt, den angrenzenden Wanderweg zu verlassen, beeindrucken uns ein letztes Mal und an den spektakulären „Bedruthan Steps“, die in die Steilwand der Küste eingeschlagen sind, endete dieser letzte Ausflug. Steil führen die Naturstufen zu einem kleinen wildromantischen Strand hinab, der eigentlich nur bei Ebbe als solcher zu benutzen ist. Trotz  Flut, hat sich ein Mitwanderer dem Reiseleiter angeschlossen und den Sprung ins zwölf Grad kalte und wilde Wasser mit kräftigen Wellen gewagt. Den dritten Badewilligen hat aufgrund der Wassertemperatur ab Knietiefe der Mut verlassen und dieser beschränkte seine Aktivitäten dann auf das Fotografieren. Im oberhalb der Bucht gelegenen Carnewas warteten die Badeunwilligen in einem Biergarten bereits auf den Bus, der die Gruppe zurück nach Newquay brachte.
So ging auch der letzte Wandertag mit beeindruckenden Erinnerungen zu Ende und etwas wehmütig genoss das 15-köpfige Wanderteam mit Reiseleiter Heiko, nach dem letzten Abendessen im Hotel, noch einen schönen Abschlussabend in der Strandbar unterhalb des Hotels, bei einem erneut faszinierenden Sonnenuntergang direkt über dem Meer. Dass bei diesem Sonnenuntergang und zum Abschluss ein Glas Wein oder das berühmte „Pint“ nicht fehlen durften, versteht sich von selbst. (1 Pint = ½ Liter Bier, ohne Schaum!)

Abschließend erfolgte noch der Austausch von Mailadressen und Mobilnummern, und so trennte sich am dreizehnten Tag der Reise am Flughafen in Bristol zum Flug nach Amsterdam eine Gruppe, die sich vorher nicht kannte, aber dreizehn gemeinsame und wunderschöne (Wander-) Urlaubstage genossen hat. Die Harmonie der Gruppe, Reiseleiter Heiko eingeschlossen, gut ausgesuchte Wanderrouten, sowie das regenfreie Wetter, waren die Basis für einen sehr schönen und unvergesslichen Wanderurlaub.

Fazit dieser Reise ist, dass Cornwall in allen Belangen eine Reise wert ist, denn das Land, die unbeschreiblichen Küstenstreifen, aber auch die Freundlichkeit der „Cornish People“ haben unsere Gruppe beeindruckt. Nicht alle Hotels entsprechen den uns gewohnten Standards und man muss auch das englische Frühstück nicht unbedingt mögen, aber die englische Küche insgesamt ist besser als ihr Ruf und was die abendlichen Menüs in beiden Hotels betraf, gab es in der Regel nur gute Noten. Sollte es doch einmal Sonderwünsche geben, werden diese -sofern machbar- in der Regel auch erfüllt.
Bierliebhaber kommen hier auch aufgrund der Vielfalt der lokalen Brauereien auf ihre Kosten und auch leckere Weine sind neben den zahlreichen Whiskysorten im Angebot der Pubs. Auffallend auch, dass im Straßenverkehr wenig Hektik aufkommt. Trotz der sehr engen Landstraßen, bei denen es aufgrund hoher Mauern und Hecken oft keine Ausweichmöglichkeiten gibt, wird rücksichtsvoll und ohne zu hupen gefahren, und wenn nötig auch angehalten oder rückwärts gefahren, bis Platz für zwei Autos ist.
Hundeliebhaber sind  in Cornwall bestens aufgehoben, denn die Liebe zum Hund ist hier sehr ausgeprägt. Hunde haben hier viele Freiheiten, aber auch ausreichend Auslauf und wirken deshalb in der Regel auch sehr entspannt, was der ängstliche Wanderer wohlwollend zur Kenntnis nimmt.
Urlaube jedweder Art sind für die Grafschaft Cornwall somit empfehlenswert und wer sich zutraut, in solchem Gelände bis zu 18 km zu Fuß unterwegs zu sein, der ist bei derart geführten Wanderungen gut aufgehoben. Wem die Distanzen der Wanderungen zu anstrengend sind, der kann hier auch ganz individuell die Landschaft genießen. Und wenn man dann noch das Glück hat, das uns das Wetter beschert hat, nämlich dreizehn Tage auf der Insel ohne die Regenjacke benutzen zu müssen, dann steht einem „Super-Urlaub“ nichts im Wege.


WorringenPur.de/18.06.2018
Bericht & Fotos: Jakob Mildenberg
Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowski