Thema Konzept Grundhochwasserschutz,
Versammlung montags 26.03.2012 im Vereinshaus:
Als Anwesender mein Kommentar (Heinz Schnitzler) dazu:
a) dem Beitrag von Herrn Nolden kann ich nicht folgen, da die STEB sich einen
Vertrauensvorschuss erst noch verdienen muss.
b) den Beitrag von Herrn Otten kann
ich uneingeschränkt folgen und
beipflichten.
Zudem sei ergänzend gesagt:
- das Desinteresse, die Verdachtsflächen möglicher verklappter Chemieabfälle im
Naturschutzgebiet Worringer Bruch sich konkret benennen zu lassen, halte ich
für grob fahrlässig. Frei nach dem Motto: "Was ich nicht weiß, macht mich
nicht heiß"? Oder ist evtl. die Thematik derart gelagert, dass es egal
ist, ein bio-chemisches Fukushima zu erzeugen, Überheblichkeit oder das Projekt
bereits einen unumkehrbar peinlichen Realisierungsgrad hat?
- dadurch, dass man die Rheindeiche mit langen Stahlplatten verfestigt und
abgedichtet hat, verhindert die bislang mögliche
Grundwasserspiegel-Nivellierung (auf und ab) durch Querströmung von Land- zu
Wasserseite bzw. umgekehrt. Das aufgestaute Grundwasser in den Hauskellern
bleibt eben seit dem wesentlich länger drin und schadet der Haussubstanz
zusätzlich. Also ein von der STEB eigenhändig erzeugtes Zusatzproblem!
- die Sprach- und Kommentararmut von Worringer Ratsmitgliedern ist
erschreckend!
- die Vorbereitung STEB auf Wasser in den Häusern ist sehr strukturiert
vorbereitet worden (sauberes Hochwasser, Möglichkeiten bautechnischer Maßnahmen
auf eigene Kosten, ...).
c) dass Worringer Bürger in eine
Sprachlosigkeit verfallen, ist mehr als verständlich.
d) ergänzend sei wiederholt auf den
deutsch-französischen Staatsvertrag von 1956 hingewiesen. U.a. wegen des
Kühlwasserbedarfs französischer Kraftwerke am Rhein und des Hochwasserausgleichs
am Oberrhein sollen die alten Rheinarme wieder geflutet werden können. Ziel:
Hochwasserschutz am Niederrhein. Uralte Hausaufgaben, die die mit Steuermitteln
finanzierten Mandatsträger nicht umgesetzt und wohl ausgesessen haben. Jetzt
sollen es die Steuerzahler am Niederrhein auch noch selber schaffen.
MfG Heinz Schnitzler
WorringenPur.de/16.04.2012
(hm)
Günther Otten kommentiert
Der
Einschätzung von Herrn Nolden kann ich grundsätzlich nicht
folgen. Es geht natürlich nicht darum, die Kompetenz der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter der StEB infrage zu stellen, sondern die unterschiedlichen
Motivationen aus Sicht der Stadt Köln und der der Worringer Bürgerinnen und
Bürger zu beleuchten.
Aus Sicht der Stadt Köln geht es um die Gesamtfinanzierung des Projektes
Hochwasserschutz Köln durch das Land NRW, das nur bereit zu sein scheint, die
Finanzierung dann zu übernehmen, wenn die Stadt ihrerseits entsprechende
Retentionsraumflächen einrichtet, die den Rhein-Unteranliegern nützen. Die
Worringer Bürgerinnen und Bürger sind bereit dazu, ihren Beitrag in Form der so
genannten kleinen Lösung zu liefern. Dies haben sie nunmehr in 3
Großveranstaltungen deutlich gemacht. Dies fordert bei der Stadt allerdings ein
Nachdenken darüber, ob man z.B. im Kölner Süden einen größeren Polder
einrichten sollte als bislang geplant.
Da man mit den Worringer Bürgerinnen und Bürgern aber scheinbar diese Variante
nicht bereit ist zu diskutieren, geht es eigentlich nur darum, dass man das
vorhandene Konzept da realisiert, wo man den geringsten Widerstand befürchtet.
Erschreckend war in der Sitzung festzustellen, dass die politischen Vertreter,
soweit sie überhaupt präsent waren, sich sowohl auf Rats- und nun sogar selbst
auf Bezirksebene gegen den erklärten Willen der örtlichen Bevölkerung
mehrheitlich für die große Lösung ausgesprochen haben.
Es ist eben nicht damit getan, ökologische Rahmen-Bedingungen einzufordern, wie
man dies zugunsten der Kamm-Molche im Worringer Bruch bereits im Vorfeld von
Seiten der Grünen durchgesetzt hat, sondern darum wie den Menschen vor Ort
geholfen werden kann.
Unter diesem Eindruck musste diese Veranstaltung auf die Betroffenen wie eine
Provokation gewirkt haben. Den Worringer Bürgern, die seit dem Abschalten der
Grundwasserpumpen bei den Ford-Werken, der Esso-Chemie, den Bayerwerken und
Rhein-Braun mit ständig steigenden Grundwasser-Problemen seit vielen Jahren zu
kämpfen haben, muss man nicht erklären, was ein Grundhochwasser bedeutet und
wie man damit umgeht. Gerade weil sie es wissen, machen sie sich darüber
Gedanken, was ihnen droht, wenn zusätzlich eine Wasser-Säule von 30 Mio m³ Wasser aufgestaut wird. Dann wird nicht mehr über
eine Keller-Flutung, dann wird über eine Flutung des EG gesprochen.
Die im Überflutungsgebiet direkt Betroffenen verhandeln heute bereits über
„Entschädigungs-summen“, die übrigen Bürgerinnen und Bürger gehen leer aus, da
das Risiko Grundhochwasser im Gegensatz zum „Elementarschaden Hochwasser“ nicht
versicherbar ist, da nutzt es auch nichts, wenn man darauf hinweist, dass das
Grundwasser sauberes Wasser ist. Für diese Schäden kommt niemand auf.
Wenn also die Politik scheinbar von Köln aus „gleich geschaltet“ agiert,
ist aus meiner Sicht nunmehr der Bürgerverein gefordert, sich für die
eigenen Bürger stark zu machen. Es geht nun nicht mehr darum eine 4. oder
5. Info-Großveranstaltung zu organisieren, sondern schnell Wege und
Möglichkeiten auszuloten, wie man die Worringer vor dem Schlimmsten bewahren
kann.
Günther Otten
WorringenPur.de/11.04.2012
(hm)
Bürgerinformationsveranstaltung der StEB zum
Thema „Grundhochwasser“
Hans-Bernd Nolden kommentiert die Versammlung vom 26.03.2012 im
Vereinshaus
Wie viele Worringer Mitbürgerinnen und
Mitbürger war auch ich recht enttäuscht, dass die Fachleute der Stadtentwässerungsbetriebe
sich in erster Linie auf das Thema Grundhochwasserschutz vorbereitet hatten –
obwohl das ein sehr wichtiges Thema ist für alle „Anrheiner“
– also auch für Worringen. Ich hatte jedoch fest damit gerechnet, zum
Bauvorhaben „Retentionsraum Worringer Bruch“ mehr zu erfahren, immerhin sehen
nach meinem Eindruck viele Worringer das Bauvorhaben (noch) als Bedrohung,
weniger als eine Schutzmaßnahme bei Hochwasser! Gut, dass die Veranstalter
dennoch auf viele Fragen zum Retentionsbecken eingegangen sind.
Für mich ist dabei einiges im Zusammenhang mit dem Retentionsraum Worringer
Bruch klarer geworden. Nachdem sowohl der Rat als auch die Bezirksvertretung
ihre Zustimmung zu diesem Projekt erteilt haben, muss man sich wohl oder übel
mit der Thematik, insbesondere den Auswirkungen für Worringen im Falle eines
zweihundertjährigen Hochwassers, auseinandersetzen.
Bei mir hat die Veranstaltung dazu beigetragen, mit anderen Augen auf das
Projekt zu sehen. Warum soll ich daran zweifeln, wenn mir aus berufenem Munde
(Reinhard Vogt, Leiter der Hochwasserschutzzentrale bei den
Stadtentwässerungsbetrieben Köln) gesagt wurde, dass der Retentionsraum in
erster Linie zum Schutz von Worringen gedacht worden ist und nicht etwa für die
Hochwasser-gefährdeten Bereiche in Köln oder den Bereich Dormagen-Düsseldorf?
Warum soll ich nicht den Erfahrungen der Hochwasserspezialisten glauben, die
mir sagen, dass oberflächliches, mit Unrat durchsetztes Hochwasser bei weitem
schlimmer sei, als sauberes Grundwasser? Wobei der Mehranfall von Grundwasser
durch das geflutete Retentionsbecken im Worringer Bruch laut Reinhard Vogt nur
um etwa 15 Zentimeter höher sein wird, als bei einem gleichen
Hochwasserereignis ohne Retentionsraum.
Auf einen in Abhängigkeit vom Hochwasser sehr hohen Grundwasserspiegel müssen
wir uns in Worringen in jedem Fall einstellen. Ich habe gelernt, dass zwar
gegen Grundwasser kein Schutz möglich ist. Man kann jedoch seine Auswirkungen
verringern. Dabei wird die zugesagte Grundwasserkarte sehr gute Hilfe leisten:
Sie wird nach Aussage von Herrn Vogt für jedes gefährdete Gebiet in Worringen
darstellen, mit welcher Grundwasserhöhe voraussichtlich zu rechnen ist, wenn
ein bestimmter Hochwasserspiegel eintritt. Damit hat man die Möglichkeit, sich
rechtzeitig auf eine kommende Gefährdung durch Grundwasser einzustellen und
Maßnahmen zum Schutz des Eigentums zu ergreifen. Dazu haben die
Stadtentwässerungsbetriebe eine anschauliche Broschüre erarbeitet. Sie wurde am
Schluss der Veranstaltung zur Verfügung gestellt.
Beruhigend ist für mich, dass die Fachleute um Reinhard Vogt nicht etwa eine
Sprengung des alten Hochwasserschutzdammes im notwendigen Flutungsfall
favorisieren. Vielmehr würden sie eine dosierbare Entlastungs-Flutung des
Retentionsraumes vorziehen! Damit ist auch die Gefahr einer unkontrollierbaren
Erosion im Umfeld der Sprengung durch die zu erwartende, gewaltige Flutwelle
nicht mehr gegeben. Hier wartet man aber noch auf eine Entscheidung aus der
Politik.
Gerne habe ich zur Kenntnis genommen, dass die B9 als Fluchtweg ohne
Einschränkung erhalten bleibt – wenn auch auf Stelzen, die man sogar im
Zusammenhang mit einem Flutungstor nutzen kann.
Beruhigend ist, dass auch die Fachleute sich der Gefahr bewusst sind, die bei
erhöhtem Grundwasser von den Altlasten im Worringer Bruch ausgehen können.
Wobei die Sanierung dieser Altlasten sowie die Erhaltung der B9 als Fluchtweg
ja sowieso eine Voraussetzung der Zustimmung zum Bau des Retentionsraumes
seitens der Bezirksvertretung war.
Dass noch längst nicht alles geregelt ist für den Retentionsraum, wurde durch
die Aussage von Otto Schaaf, Vorstand der Stadtentwässerungsbetriebe, klar. Er
sagte, dass man erst am Anfang des Verfahrens stehe! Das bedeutet also nicht,
dass der Zug abgefahren ist, sondern dass von Seiten der Worringer Bevölkerung
sehr wohl noch Anregungen gegeben werden können.
Gerne will ich auch den Aussagen Glauben schenken, dass das Abpumpen des
gefluteten Retentionsraumes in etwa 50 Tagen möglich sein wird und danach der
alte Zustand wieder hergestellt werden kann.
Mein persönliches Fazit: Den Verantwortlichen gebührt für ihre Arbeit im Sinne
des Hochwasserschutzes und für diese Veranstaltung großer Dank. Wenn alle
Zusagen eingehalten werden, wenn die Planungen, Vorausberechnungen etc. wie vorgetragen
eintreten und auch die vielseitigen Erfahrungen der Fachleute für ein
Jahrhunderthochwasser bzw. zweihundertjähriges Hochwasser in Worringen greifen,
bin ich sehr dafür, dass der geplante Retentionsraum im Worringer Bruch gebaut
wird. Denn dann kann auch ein Jahrhunderthochwasser Worringen nichts anhaben.
Oder?
WorringenPur.de/31.03.2012
(hm)