Ausstellung in Chorweiler zum Hochwasserschutz
Worringer bevorzugten ihre Kirmes
Fotos zum Vergrößern!

Köln-Chorweiler
Die Bezirksvertretung, angeführt von Bezirksbürgermeister Jürgen Kircher, hatte am „Kirmesmontag“ zur Eröffnung der Ausstellung „Hochwasserschutzkonzept der Stadt Köln“ nach Chorweiler eingeladen. Der Bezirksbürgermeister konnte neben Anke Brunn (SPD-MdL) und Karl-Helmut Plum (CDU-Bezirksvertretung),  Frau Heusner (Bürgerzentrum Chorweiler) und Frau Kriecher (Leben in Chorweiler) besonders Otto Schaaf, Vorstand der Stadtentwässerungsbetriebe, begrüßen.

Kircher bedauerte die geringe Resonanz, besonders im Hinblick auf die Bedeutung dieser Maßnahme und dem grundsätzlichen Interesse der Bürger des Kölner Nordens. Otto Schaaf präsentierte diese Ausstellung bereits in mehreren Kölner Stadtteilen und erläuterte die einzelnen Bauphasen, die Finanzierung und die Bedeutung der Maßnahme.

Grundsätzlich ist die Stadt Köln seit Ende 2008 gegen 100-jährige und der Kölner Norden gegen 200-jährige Hochwässer geschützt. Von bisher ca. 11,30 m wurde der Schutz auf nun 11,90 m bedeutend erhöht. Insgesamt wurden im Kölner Stadtgebiet 430 Mio. € für die Verstärkung der Deiche, neue Schutzmauern, 10 Km mobile Schutzwände incl. 8 Lagerstätten, 11 Pumpwerke, 50 Verbindungen vom Rhein

zur Kanalisation und viele Dinge mehr, investiert. Da Retentionsgebiete in der Regel Schutzmaßnahmen für die folgenden Rheinanlieger sind, wurden die Kosten auch komplett vom Land übernommen.

Nach den schweren Hochwässern der Jahre 1993 und 1995 wurde mit Hochdruck an diesem Konzept gearbeitet und seit dieser Zeit machen sich die Rheindörfer des Kölner Nordens große Gedanken zum Thema Retentionsgebiet im Worringer Bruch. Hierzu teilte Otto Schaaf mit, dass es keine Frage sein wird, ob das Retentionsgebiet kommt, sondern lediglich wann. Da das Thema Flora, Fauna und mögliche Altlasten im Retentionsgebiet noch einige Gremien sowie den Rat der Stadt Köln beschäftigen wird, ist eine Zusage über den Baubeginn der entsprechenden Deiche und Schutztore derzeit nicht möglich. Zwischen den Zeilen konnte man erahnen, dass es bis zur endgültigen Fertigstellung gar noch 10 bis 20 Jahre dauern könnte.

Entgegen früherer Informationen dürfen die Häuser im Retentionsgebiet im Bereich der ehemaligen ARAL-Tankstelle erhalten und bewohnbar bleiben. Für den Fall der Fälle wird hier evakuiert.

Den Anwohnern der Brombeergasse und der

Märchensiedlung (Am Tekelkamp) dürften die Deichbauten schon rein optisch im Magen liegen, denn hier liegt die Deichkrone bei 12 m Kölner Pegel. Sorgen machen sich eher viele Anwohner ob des zu befürchtenden Anstiegs des Grundwassers. Dies wird, und das machte Otto Schaaf auch deutlich, eine logische Folge einer möglichen Flutung des Retentionsgebietes sein. Und hier, das wurde auch deutlich gemacht, muss der Bürger letztendlich sein Hab und Gut selbst schützen. Das muss notfalls, bevor das Grundwasser einen Keller eindrückt und das Haus zerstört, mit einer Selbstflutung mittels Trinkwasser geschehen, um für den entsprechenden Gegendruck zu sorgen. Das hört sich nicht gut an, aber wenn die Alternative ein zerstörtes Fundament oder das einströmende Schmutzwasser des Rheines ist, dann ist dies eine schmerzliche, aber zumindest die sauberste Lösung. Und wohlgemerkt, so Otto Schaaf, „wir sprechen hier von einem Hochwasser, dass alle 200 Jahre zu befürchten ist“. Die Sorge, dass die Stadt Köln den Kölner Norden schon eher flutet, um die Innenstadt zu retten, teilte Otto Schaaf nicht. Eine solche Entscheidung betrachtete er als unrealistisch. Die Stadt Köln wird aber auf jeden Fall den Bürgern beratend zur Seite zu stehen, was die machbaren Schutzmaßnahmen gegen das Grundwasser betrifft.

Ansonsten lobte Schaaf die Umsetzung des Projektes und auch die mehrheitliche Zustimmung in der Bevölkerung. Auch die Notfallübung in Köln wurde als positiv bewertet, auch wenn es an kleinen Dingen etwas hakte, aber um hieraus zu lernen wurde die Übung durchgeführt. Neben dem Worringer Retentionsgebiet wurden weitere

Flächen im Kölner Süden und auch bereits in Rheinland Pfalz zur Verfügung gestellt. Diese Flächen wirken sich auch für den Kölner Norden bereits positiv aus. Bedauert wurde, dass das Land Hessen sich hier ganz verweigerte, weil in erster Linie die Landwirte die Retentionsflächen verhinderten. Sollten die Flächen im Süden und Norden Köln im Ernstfall genutzt werden, bringt dies der Innenstadt in Köln eine Entlastung von 11 cm. Das ist laut Schaaf scheinbar nicht viel, kann aber für eine so große Stadt von entscheidender Bedeutung sein. Ob das letztendlich die Worringer Bürger erfreut, die von den Maßnahmen ernsthaft betroffen sind, wird sich unter Umständen erst in 200 Jahren herausstellen. Dass es ein 200-jähriges Hochwasser aber auch bereits 2010 geben kann, das ist auch unbestritten. Das ist die unbekannte Größe bei dieser ganzen Diskussion bzw. Maßnahme. Und ob dann in 200 Jahren all` das eintrifft, was heute versprochen und prophezeit wird, darüber kann man nur spekulieren.

Unbefriedigend war auf jeden Fall die Teilnahme der Bevölkerung an dieser Eröffnungsveranstaltung zum Hochwasserschutz. Zieht man von den anwesenden 12 (zwölf!) Personen die sog. „Prominenz“ und die Pressevertreter (Rundschau und WorringenPur) ab, blieben noch 2 (zwei!) Anwesende übrig, die man als interessierte Bürger bezeichnen konnte. Und diese waren keine Worringer. Dies stimmt nicht nur den Bezirksbürgermeister nachdenklich. Zum gleichen Zeitpunkt war der St. Tönnisplatz ob des schönen Wetters und der Kirmes prall gefüllt.

Dass eine Uhrzeit von 15.00 Uhr nicht optimal ist, um das arbeitende Volk nach Chorweiler zu locken, ist verständlich, aber dass absolut niemand den Weg dort hin  gefunden hat, stimmt schon bedenklich, denn dass der Worringer an diesem brisanten Thema starkes Interesse hat, ist eigentlich unbestritten. Geplant ist auch eine Info-Veranstaltung in Worringen im kommenden Frühjahr zu diesem Thema. Spätestens dort sollten sich die Worringer interessiert zeigen und ihre Fragen stellen. Jürgen Kircher hofft, dass sich vorher doch noch einige zur Ausstellung einfinden, die bis zum 14. Januar 2010 in der Stadtbibliothek im Bürgerzentrum Chorweiler geöffnet ist, um sich frühzeitig über die Hochwasserschutzpläne zu informieren.


WorringenPur.de/28.09.2009 (hm)
Bericht und Fotos: Jakob Mildenberg