Historie
Fakten und Satire
zum 725. Jahrestag der Schlacht bei Worringen
Heimatarchiv eröffnet Sonderausstellung

Köln-Worringen
In diesem Jahr jährte sich am 5. Juni zum 725. Mal die größte Ritterschlacht des Mittelalters auf rheinischem Boden – die Schlacht bei Worringen. Das örtliche Heimatarchiv hatte zu diesem Anlass am Samstag, 15. Juni 2013 eine Sonderausstellung vorbereitet, die von einem Rahmenprogramm begleitet wurde. Auf dem St. Tönnis-Platz, wo sich der Gedenkstein zur Schlacht befindet, wurde die Veranstaltung durch das Worringer Tambourcorps „Frisch Auf“ unter Leitung von Tambourmajor Siegfried Weigl um 17 Uhr eröffnet.

Nachdem die Märsche von „Freude zur Musik“, „Ohne Rast“, „Saluto Lugano“, „Preußens Gloria“ und „Gruß an Kiel“ verklungen waren, begrüßte der Vorsitzende des Worringer Heimatarchivs, Hans-Josef Heinz, Bürger und Kinder, die sich auf dem Platz bereits versammelt hatten. Er ließ es sich nicht nehmen, die Worringer Geschichte und insbesondere die 1938 –unter dem Schatten des Hackenkreuzes- stattgefundene 650 Jahr Gedenkfeier zur Schlacht anzureißen. Einige wenige, die die Veranstaltung 1938 erlebten, können noch heute als Zeitzeugen davon berichten.
Heinz dankte zudem der Bezirksvertretung Chorweiler, vertreten durch Bezirksbürgermeisterin Cornelie Wittsack-Junge, die dem Heimatarchiv einen Zuschuss in Höhe von 720,00 Euro aus bezirksorientierten Mitteln für die Anschaffung von Vitrinen, Beamer und Laptop überlassen hatte. Die Gelegenheit nutzend, rundete Frau Wittsack-Junge spontan die Summe mit 5,00 Euro auf, sodass diese eine würdige Optik erhielt: 725,00 Euro zum 725. Gedenktag.

Danach folgte ein gelungener Satire-Vortrag. Ne „Worinc’er“ alias Paul Junker führte einen amüsanten Dialog mit „Kirmes-Zacheies“ (Stimme: Hans-Josef Heinz), der die Worringer Historie durchquerte und manche Fakten nicht ganz so genau nahm. „Worinc“ war übrigens die Schreibweise Worringens im Mittelalter. Die Statistenrollen übernahmen „Ritter Heinz“ (Heinz Boes) und „Ritter Hugo von der Burg“ (Hugo Fischer), die offensichtlich von dem Tross der Ritterschar 1288 übrig geblieben waren. Der „typisch Worringer Vortrag“ mit Ironie und Witz erhielt viel Applaus und danach folgte man der Einladung ins Worringer Heimatarchiv.

Dort erläuterte Alfred Dahmen, freier Mitarbeiter des Heimatarchivs, die Sonderausstellung zur Schlacht bei Worringen. So war zu erfahren, dass zur damaligen Zeit zwei große Ereignisse Worringen markierten: Am 03. Oktober 1247 wurde der 19jährige Wilhelm von Holland in Worringen zum König gewählt. Am 5. Juni 1288 fand eine der größten Ritterschlachten des Mittelalters - die Schlacht bei Worringen statt, deren blutiger Ausgang die Machtverhältnisse im Nordwesten Mitteleuropas maßgeblich beeinflussen sollte.

Zwar war der seit 1280 andauernde Limburger Erbfolgestreit ursprünglicher Grund für die Schlacht, doch war dieser nicht der einzige. Immer wieder kam es zu Streitigkeiten zwischen den Kölner Bürgern und dem mächtigen Erzbischof Siegfried von Westerburg, der die Handelswege nach Brügge kontrollieren wollte und dem die Kölner Bürger dabei im Weg standen. Eines führte zum anderen und schließlich schien eine alles entscheidende Schlacht unausweichlich.
Schlachtgegner waren der Graf von Luxemburg und der verbündete Siegfried von Westerburg, Erzbischof von Köln, der seine Macht auf dem Schlachtfeld mittels eines „Fahnenwagens“ demonstrierte, ihm gegenüber stand Herzog Johann I. von Brabant – beide hatten noch zahlreiche Vasallen* (*= freiwillige Gefolgsleute). Die Gegner des Erzbischofs hatten, verstärkt durch die Fußtruppen der Kölner Bürger und der bergischen Bauern mit Mönch Walther-Dodde, die Schlacht am Ende schließlich zu ihren Gunsten entscheiden können.
Der Erzbischof Westerburg geriet nach seiner Niederlage in Kölner Gefangenschaft und verlor damit seine weltliche Herrschaft über die Stadt Köln. Als er später freikam, wurde er von den Kölnern der Stadt verwiesen, behielt aber seinen Status als Erzbischof für Köln. Allerdings wurde er gezwungen, seine Kölner Residenz aufzugeben und sie außerhalb des Stadtgebiets –mehr südlich, vorrangig in Bonn- neu anzulegen. Zahlreiche mittelalterliche Gebäude, die der Erzbischof und seine Nachfolger bauen ließen, finden sich daher vornehmlich in der Bonner Region. Wohin gegen nur das barocke Schloss Arff bei Hackenbroich, ein letzter Hinweis auf die weltliche Macht des Erzbischofs ist. Düsseldorf erhielt als Nutznießer am 14.8.1288 das Stadtrecht.
Die Burg des Erzbischofs, die vermutlich in Höhe der alten Worringer Kirche stand und wegen der Wegzölle eingerichtet wurde, ist nach der Niederlage abgetragen worden. Wo genau die Schlacht bei Worringen stattgefunden hat, ist bis heute nicht geklärt, auch wenn die Wegnennung „Am Blutsberg“ nahe Blumenberg darauf schließen lässt.


Am Ende des interessanten Tagesprogramms stand eine spannende Lesung von Guido Schroeder, Hauptkommissar in Mönchen-Gladbach. Er schrieb den historischen Roman „Der Fehdebrief“ und konnte mit Hilfe von Manfred Schmidt (Mitarbeiter des Heimatarchivs) der Schlacht bei Worringen ein ganzes Kapitel widmen. In der fiktiven Rolle des „Ritter Stephan“ erlebt der Leser die Geschehnisse hautnah. Der historische Roman aus dem Rheinland ist als ebook für 2,49 € und als Hörbuch für 4,95 € unter www.derfehdebrief.de erhältlich.

Natürlich gibt es über die Schlacht bei Worringen zahlreiche Bücher, die es lohnt zu lesen, doch wer sich schneller und verständlich über die Schlacht bei Worringen und über die 650-Jahr-Feier informieren möchte, kann dies im Worringer Heimatarchiv tun. Dort ist im Rahmen der Sonderausstellung auch der „Fahnenwagen“ des Erzbischofs in Miniatur ausgestellt. Das Original wurde nach der gewonnenen Schlacht von den siegreichen Kölner Bürgern in die Stadt geführt und später zum „Kölner Heerwagen“ für andere Schlachten (z. B. 1475 Neusser Fehde) umgestaltet. Jürgen Lange, Geschäftsführer des Heimatarchivs hat die Miniaturen des „Fahnenwagens“ und des „Kölner Heerwagens“ in 180 Stunden feinster Handarbeit 1:1 nach einer Vorlage des Buches „Im Namen der Freiheit“ nachgebaut – und das Ergebnis ist beeindruckend.

Auf die Frage der Redaktion WorringenPur, auf welcher Seite die Worringer damals gekämpft haben, mutmaßt Manfred Schmidt: „Wenn man bedenkt, dass Worringen um das Jahr 1280 nur etwa 50 Einwohner hatte und zu dem Zeitpunkt zum Erzstift Köln gehörte, kann man davon ausgehen, dass die Worringer –wenn überhaupt- auf Seiten des Erzbischofs Siegfried von Westerburg gekämpft haben.“

Ein letztes Wort:
Zahlreiche Fotos und Dokumente zur Sonderausstellung „Schlacht bei Worringen“ stammen aus dem Besitz des bereits verstorbenen Worringers Heinz Böggering, dem es zu verdanken ist, dass diese dem Heimatarchiv und der Nachwelt zur Verfügung stehen.
Interessierte können sich im Heimatarchiv die Sonderausstellung und den Zweck des „Fahnenwagens“ während der Schlacht erklären lassen.
Hauptverantwortlich für die Sonderausstellung „Schlacht bei Worringen“ sind Manfred Schmidt und Hans-Josef Heinz, die diese in 3 Monaten organisiert hatten und für Fragen gerne zur Verfügung stehen..

Weiterführende Infos unter:
Heimatarchiv Worringen, Schmaler Wall 4, 50769 Köln (Worringen):
Öffnungszeiten jeweils mittwochs von 17 Uhr bis 19 Uhr.
Sonderführungen: nach Absprache, Telefon 0221-781259

Die Ausstellung „Schlacht bei Worringen endet am 01.11.2013.
Weitere Infos unter www.heimatarchiv-worringen.de



WorringenPur.de/19.06.2013
Bericht und Fotos: Heike Matschkowski
mit freundl. Unterstützung von Manfred Schmidt
Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowski