Menschen
Nachruf zum Tode von Peter Loesch
(Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande)
gest. 08.09.2016

Peter Loesch, geboren am 24.07.1936 in Berlin-Friedrichshagen, verließ nach dem Arbeiteraufstand 1957 das unruhige Berlin und kam, mit seinem besten Freund, als gelernter Elektroschlosser nach Köln-Worringen. Eigentlich auf dem Sprung nach Amerika, traf er Karneval 1958 jedoch auf Klara Annas. Schon bald war klar, Worringen sollte sein neues zu Hause werden und so wurde im Standesamt Köln-Worringen an der St. Tönnis-Str. 85 im Erdgeschoss am 21.07.1961 geheiratet. Die kirchliche Hochzeit fand in der Heimat statt. 1963 und 1967 kamen die beiden Kinder zur Welt.

Als Elektroschlosser fand er rasch eine Anstellung bei den Ford Werken, doch bald wollte er auf eigenen Beinen stehen und gründete seine eigene Spedition. Zuerst mit einem Gemüsehandel, doch schon bald kamen Umzüge Peter Loeschund Transporte hinzu. Er machte den Frachtschein für Güter Nah- und Fernverkehr und weitete sein Angebot aus. Er fuhr für viele große Firmen, doch für seine Kinder waren die schönsten Touren die für Stollwerk. Dann brachte er immer große Säcke Bruchschokolade mit, Pralinen, Schokolinsen u.v.m. Interessant waren die Fahrten in verschiedene Presswerke, die die Kinder begleiten durften. Autos und Altpapier wurden dort eingestampft. Schrottplätze konnten aus nächster Nähe angesehen werden.

Das Fuhrunternehmen wuchs und schon bald standen auf dem Parkplatz (heute "Am Frohnweiher") zwei große LKW, einer mit Hänger und ein kleiner Hanomak. Doch getreu dem Motto "selbstständig, selbst und ständig" wurde der erste LKW 1974 und nach dem Hausbau in Stommeln 1978 der letzte LKW verkauft; Peter ging zurück in den geregelten Dienst der Ford Werke-AG.

Am 24.09.1971 startete man nach einem Vorbild in Singen den Schnupfverein. Mit 4 Mitgliedern ging es los. In den ersten Jahren wurde viel geholfen, Möbel transportiert, tapeziert. Schon bald wurde die Idee geboren am Rosenmontagszug teilzunehmen. Aber, wo baut man am besten die Puppen und den Wagen. Natürlich, "der Loesch" hat doch Platz im Hof und einen Partyraum. Aber da konnte man keine Puppen bauen, da musste man sitzen, wenn man in den Baupausen essen oder trinken wollte. So blieb für den Puppenbau oft nur das Büro oder das Wohnzimmer. Allerdings sehr zum Leidwesen von Ehefrau Klara, machte diese doch immer 3 Kreuze, wenn der Rosenmontag gekommen war.

Das schönste Jahr für die Kinder war 1977 von Karnevalsprinz Harry Krusche. Unter dem Motto "Manege frei der Narretei", begleiteten die Schnupfvereingruppe damals einige Zirkustiere. Ein Waschbär, ein Kaiman, Ponys, ein Lama und ein Pavian. Der Pavian hatte im Anschluss des Zuges wenig Interesse am Bier trinken und setzte sich bei erster Gelegenheit in der Gaststätte Emmel am Bahnhof Worringen ab. Der Affe tummelte sich mit größtem Vergnügen im Worringer Bruch. Nach langem Ködern und Locken ließ sich nun endlich der Affe wieder einfangen und kam zurück in seine Transportbox. Da ist so ein Kaiman schon einfacher mit in die Gaststätte zu nehmen, der fand die Minustemperaturen nicht schön und verfiel in eine Art Kälteschock. Nach einiger Zeit "taute" das Minikrokodil dann doch wieder auf und riss sein Maul auf, da war es mit dem Wohlfühlen der anderen Gäste vorbei. Die Party war gesprengt. Man sprach ein Hausverbot aus. Ohne weitere Tiere war Peter ein gern gesehener Gast, die anderen Tiere blieben allerdings in den Transportboxen und wurden umgehend und unbeschadet an den Zirkus zurückgegeben. Wie schön, dass es im Zuge von Tierschutz nicht mehr möglich ist solche Rosenmontagszugbegleitungen mitzunehmen.

Durch die 700 Jahrfeier, anlässlich der Schlacht bei Worringen wurde die Kirmes neu geboren. Gab es bis 1987 jährlich das Höttefest, so weitete sich das Fest zu einem ansehnlichen Handwerkermarkt aus. Über ein Jahr wurden sämtliche Märkte der Umgebung angefahren, um Schausteller anzuwerben. Tuchmacher, Hexenbesenbauer, Holzschuhmacher und Taudreher waren nur einige von denen, die damals teilnahmen und was einmal von der Stadt Köln im Ort genehmigt wurde, konnte auch ein weiteres Mal genehmigt werden. Ein Versuch war es wert. Nach dem Motto "Versuch macht klug" wurden neue Schausteller gesucht und eine Kirmes organisiert. Erstmals wieder rund um die Kirche.

Die Schausteller sind seit 1989 nahezu dieselben, wodurch sich eine, inzwischen sehr angenehme und familiäre Atmosphäre entwickelt hat. Die großen Fußspuren, die Peter hier hinterlassen hat, wird seine Familie und der Schnupfverein versuchen weiter auszufüllen.

Für das große Geleit auf dem letzten Weg von Peter Loesch, Ehemann, Vater, Schwiegervater und Opa sowie die herzliche Anteilnahme ist die Familie sehr dankbar.

Wenn die Worringer jetzt noch alle wüssten, dass man Loesch mit "oe" schreibt und nicht mit "ö" würde nach 59 Jahren Peters Wunsch in Erfüllung gehen, etwas in diesem Ort hinterlassen zu haben.


WorringenPur.de/26.09.2016
Text & Foto: mit freundl. Unterstützung
von Andrea und Ralf Loesch
Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowski