Bürgerverein organisierte Historische Führung
„Rund um den Krebelshof“ unter der Leitung von Dagmar Hötzel

Treffpunkt für die zweite von Frau Hötzel durchgeführte Historische Führung, war für rund 50 Interessierte das Wegkreuz an der Ecke Sinnersdorfer Str./Alte Straße, das sich in unmittelbarer Nähe des alten Trafohäuschens befindet und auch als Bergerkreuz bekannt ist.


Es gilt als Ausgangspunkt von Worringen, von dem aus ein sehr altes Straßensystem verzweigt ist. Im September 1769 erstellte Joseph Otto Geometer bei Landvermessungen für den Roggendorfer Brungeshof eine Karte auf der der Standort des Kreuzes zu sehen ist. Frau Hötzel vermutet, dass bereits die Römer die Alte Straße als hochwasserfreien Weg (Köln-Weiler-Hackenbroich) für ihre Heere nutzten und darüber hinaus bis ins 17. Jahrhundert weiter genutzt wurde, um keine “nassen Füße” durch den Rhein zu bekommen. Ein Hinweis darauf liefert u. a. eine  Römische Villa, die auf der Höhe „Further Weg“ ausgegraben wurde. Desweiteren wurden 1859 bei Ausgrabungsarbeiten zwischen Bergerhof und der alten (1876 abgebrannten) Worringer Windmühle, die am Ende der Hackenbroicher Straße beim Bahndamm stand, Mauern römischer Gebäude ausgehoben. Das Bergerkreuz gilt als einziges in Worringen vollständig erhaltes Kreuz und wurde laut Inschrift (DHAMEN = falsche Inschrift, richtig ist die Schreibweise DAHMEN) von Pächtern des Bergerhofs  vermutlich um 1741 von Paulus Brewer und  Christina Dahmen gestiftet, die nach dem Tod der ersten Frau und ihres Kindes seine zweite Ehefrau war. Die Geburt von Christina Dahmen (1725) findet sich kaum in alten Pfarrbüchern wieder, da die Pfarrei damals durch einen verheerenden Brand vernichtet wurde.

Es wird vermutet, dass aufgrund des Versterbens der ersten Ehefrau und deren Kind das Wegkreuz als Fürbitte vom Ehemann aufgestellt wurde. Im Juli kam Tochter Maria Dahmen zur Welt, im September 1741 verstarb leider auch Christina Dahmen, seine zweite Frau.

Vom Bergerkreuz zum Bergerhof

Worringen, als Worringer Festung bekannt, war laut Frau Hötzel eine Kleinstadt ohne Stadtrechte. Zum Hochmittelalter gab es vermutlich ca.

fünf Höfe, von denen nur der Bergerhof und der am höchsten gelegene Krebelshof übrig geblieben sind.

Der ursprüngliche Bergerhof geht bis ins 9. Jahrhundert zurück. 1286 wurde er von Ritter Matthias Spiegel an Walram von Jülich und Ehefrau Imeyna verkauft. Diese wiederum verkauften ihn 1290 an den Johanniterorden. Der Bergerhof gehörte zu diesem Zeitpunkt wie auch der Krebelshof zum Worringer Lehnsverband – dem Fronhof. Bereits im 15. Jahrhundert wurde der Bergerhof auch „zo Berghe“ benannt. Im November 1763 vernichtete ein Brand die groß angelegte Scheune, deren Neubau die gesamte Erneuerung der Hofanlage einleitete. 1772 wurde auch das Herrenhaus infolgedessen neu gestaltet. Über dem Eingang des Herrenhauses befindet sich noch heute das Wappen, das aus Disteln, Blüten und einem Vogel besteht.

Helena und Franz Cremerius, die spät Eltern von Anna Gertrud Cremerius wurden, übernahmen den Hof. Das massive Holz-Tor des Herrenhauses, die Hofmauern aus massiv Stein und die Art der Pfannendeckung stammen ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert und sind bis heute erhalten geblieben. Als für den Rußlandkrieg Geld benötigt wurde, wurden viele der umliegenden Höfe versteigert

und Franz Cremerius übernahm dann auch den Pilgramhof, der wiederum später an Familie Zillekens überging. Somit war Helena die reichste Frau in Worringen, mit der heute sicher gerne manche tauschen würde. Helena Cremerius ist es heute zu verdanken, dass der alte Friedhof und die Kirche bis heute erhalten blieben. 1902 brannte der Hof ab und wurde 1903 neu errichtet. Damals wie heute galt: je größer der Hof, desto größer die Achtung vor dem Besitzer. Das im Hof befindliche „Taubenhaus“ wird heute nicht von Tauben, sondern einer älteren Dame bewohnt. Großscheune und übrige Anbauten werden heute als schön hergerichtete Eigentumswohnungen genutzt.

Vom Bergerhof zum Hagelkreuz

Zwischen Bergerhof und Krebelshof befindet sich ein aus zwei Teilen bestehendes  Hagelkreuz, das anstelle des alten, zuvor am Nievenheimer Weg befindlichen, aufgestellt wurde. Solche Hagelkreuze  wurden in der Regel aufgestellt, um die wichtige Ernte z. B. vor dem Hagel zu schützen oder um einen glücklichen Hausstand zu bitten, daher auch der Name. Es gilt als ältestes Hagelkreuz, was aber nach Meinung von Frau Hötzel nicht ganz stimmt. Die Datierung 1411 auf dem unteren Sockel wurde vom Bildhauer wahrscheinlich wegen der unleserlichen Schrafur des Steines  falsch gedeutet und bei der Restaurierung im Jahre 1851 fälschlicherweise so eingemeißelt. Man nimmt aber an, dass die Datierung richtigerweise auf auf das 18. Jahrhundert lauten müsste. Da der Stifter Adolph Diepelkoven 1721 geboren wurde und er im September 1740 heiratete, muss er das Kreuz also in diesem Zeitraum aufgestellt haben.  1794 übernahmen die atheistischen Franzosen die Herrschaft am Rhein und ordneten die Entfernung aller religiösen Kreuze an. Daraufhin vergruben viele die Kreuze, um sie später wieder aufstellen zu können. Anna Gertrud Cremerius ließ das Wegkreuz mit beiden Teilen 1851 in renovierter Fassung neu aufstellen (s. Inschrift im oberen Teil). Wie Frau Hötzel mitteilte, hat Familie Nesseler sich derzeit bereit erklärt, eine erneute Renovierung des Wegkreuzes zu finanzieren.

Krebelshof

Seit wann der Krebelshof im Besitz des Kölner Stifts St. Kunibert war, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Tatsache ist, dass er zumindest seit dem Mittelalter im Besitz derer war. Eine der vielen Erklärungen für den Namen Krebelshof stammt aus mündlichen Überlieferungen, die dem Wort krabbeln nachkommen. Es bedeutet im wesentlichen, dass der Hof eine zeitlang nicht erfolgreich bewirtschaftet wurde. Aus dem Jahre 1754 stammt die Eiche geschnitzte Treppe im Rokoko-Stil und die Basaltsteine am Treppenabsatz, die Frau Hötzel als waren Schatz bezeichnete. 1749 vernichtete ein Feuer den Althof . Eine aus dem Jahre 1808 (Napoleon war auf dem Höhepunkt seiner Macht) stammende Urkunde belegt, dass in diesen Zeitraum die Amtszeit als Bürgermeister von Franz Adam Cremerius zuzuordnen ist, der dies bis 1835 blieb. Schwarz-weiße, diagonal gelegte Bodensteine und Stuckverzierungen der Decke in der Diele blieben aus dieser Zeitepoche  erhalten, als Familie Flügel den Hof bewirtschaftete (Ende 19. Jahrhundert). Nach Familie Flügel kaufte 1910 Familie Heusgen, die da schon im Besitz des Bergerhofs war, den Krebelshof. Danach wechselte der Hof mehrmals innerhalb der Familie den Besitz, bis Anfang der 50er Jahre der Schwiegersohn, Karl Esser ihn übernahm und schließlich 1967 an die Stadt Köln verkaufte. Auch für den Krebelshof stellte Frau Hötzel Vermutungen über einen alten Weinberg an. Heute steht der Krebelshof unter Denkmalschutz und dient der Region als Jugendzentrum und Veranstaltungsort. Die Nachkommen der Familie Cremerius sind laut Frau Hötzel noch heute in Worringen seßhaft.

Nach 1,5 Std. beendete Frau Hötzel die Führung und es blieben viele Fragen trotz sachkundiger Führung offen. Die hier beschriebene Führung gibt nur Ausschnitte der Worringer Geschichten wieder, die Frau Hötzel zum Besten gab. Sollten Fehler bei geschichtlichen Erwähnungen

aufgetreten sein, bitten wir um Nachsicht. Weitere Ausführungen können in Dagmar Hötzels 2002 veröffentilchen Werk STADTSPUREN detailliert nachgelesen werden. Nach der Führung organisierte der Bürgerverein im Budgarten des Krebelshofs einen kleinen Imbiß, mit dem sich die Teilnehmer gerne stärkten. Bernd Jansen, Vorsitzender des Bürgervereins sorgte fleißig für Nachschub der Leckereien. Bei einem kühlen Getränk unter einem Pavillon diskutierten viele der Anwesenden die Ausführungen von Frau Hötzel. Überflutet von den Eindrücken und den Auszügen der Worringer Geschichte “rund um die Bergerhöfe” werden alle sicher lange noch von dieser Führung zehren dürfen. Eine schöne Veranstaltung, die das Glück hatte, bei schönem Wetter stattfinden zu können. Wir hoffen, dass der Bürgerverein Frau Hötzel auch im nächsten Jahr zu einer kostenlosen Führung überreden kann, die diesmal wieder schnell ausverkauft war.   


WorringenPur.de/24.05.2004
Text und Fotos: Heike Matschkowski