Traditionelles Handwerk heute
Wenn Steine Geschichten erzählen
100 Jahre Steinwerkstatt der Familie Hilarius Schwarz

Gründung und Umzug
Im Jahr 1922 kreuzten sich zwei bemerkenswerte Ereignisse. Die historische Eingemeindung der Bürgermeisterei Worringens zur Stadt Köln


Michel Schwarz (1880 -1939)


Michel Schwarz


Ehefrau Sibilla Schwarz, geb. Vilz (1885-1949)

und die Gründung der Steinmetz-Werkstatt Hilarius Schwarz. In diesem Jahr jährt sich beides zum 100. Mal. Die Steinwerkstatt wird heute bereits in 3. Generation von Steinmetz- und Bildhauermeister Hilarius Schwarz geführt. Sein Großvater Michel Schwarz gründete den Steinmetzbetrieb 1922 in Köln-Roggendorf/Thenhoven. Die Werkstatt befand sich damals auf der Baptiststraße/Ecke Sinnersdorfer


Hilarius „(Hilar“) Schwarz I. (Sen. 1907 - 1969)


Ehefrau Margharethe Schwarz („Bunneköttel”), geb. Schlimgen (1922 -1995)


Ursprüngliche Steinwerkstatt am Hackhauser Weg

Straße neben dem ehemaligen Gasthof Hesemann.

Nach dem Tod von Michel Schwarz (1939) übernahm dessen Sohn Hilarius (Rufname „Hilar“) Schwarz I. als späterer Obermeister der Steinmetz- und Bildhauerinnung Köln den Betrieb und organisierte den Umzug zum Hackhauser Weg 17 in Worringen. Das größere Gelände und die Nähe zum Friedhof ließen den neuen Standort für den wachsenden Betrieb geeigneter erscheinen.



Hilarius Schwarz II. (geb. 1951) & Ehefrau Henrike
1951 wurde Hilarius Schwarz II. geboren und auch für ihn stand schon in jungen Jahren fest, dass er an der Seite seines Vaters „Hilar“ (Hilarius I.) in der Werkstatt lernen und arbeiten wollte. Doch es kam anders. Das Jahr 1969 sollte mit dem (unerwarteten) Tod des Seniors schnell


Hilarius Schwarz II. bei der Arbeit


Werdegang Hilarius Schwarz II.

Wandel mit sich bringen. Margarethe Schwarz, geb. Schlimgen („Bunneköttel“) übernahm nach dem Tod ihres Ehemannes engagiert das Familienunternehmen. Sie hielt ihrem noch recht jungen Sohn Hilarius den Rücken frei, sodass er sich nach dem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung an der Kölner Dombauhütte weiter qualifizieren konnte.


Hilarius Schwarz II. mit Ehefrau Henrike Schwarz, geb. Zinn


1981 lernte Hilarius seine spätere Ehefrau Henrike (geb. Zinn) kennen. Die ausgebildete Tischlerin und Bildhauerin konnte sich schnell in den laufenden Betrieb einfinden und ist bis heute eine tatkräftige Unterstützerin.
Die von Hilarius und Henrike Schwarz zahlreich erschaffenen Denkmale sind von ausdrucksstarker Gestaltung, die ihresgleichen suchen und deren Auftraggeber nicht nur Privatpersonen, sondern auch Stadtbeauftragte sind. Auszeichnungen und Urkunden für vorbildliche Arbeiten reihen sich aneinander.

Jedes einzelne Werk erweckt beim Betrachten Emotionen, die durch Worte kaum zu beschreiben sind. So war es wohl auch kein Zufall, dass anlässlich der 700 Jahr-Feier für die Schlacht bei Worringen (1288 n. Chr.) der Auftrag für den Gedenkstein in die meisterlichen Hände von Hilarius Schwarz II. gegeben wurde.


Was nicht passt, wird passend gemacht!
Der eigens für das “Denkmal zur Schlacht bei Worringen” gekaufte Rohling (roter Main-Sandstein, 250 cm x 80 cm x 80 cm) passte damals nicht durch die Tür der Werkstatt, weswegen extra eine große Öffnung ins Werkstattdach eingebaut wurde, um den Stein per Colonia-Kran ablassen zu können. Der Aufwand hat sich gelohnt. Der fertiggestellte Gedenkstein kann am St. Tönnisplatz mit eingehender bildlicher Darstellung und geschichtsbezogenen Inschriften bis heute betrachtet werden.

„Beispielhafte Werke“ aus der Steinmetzwerkstatt Hilarius Schwarz:

Worringer “Denkmal zur Schlacht bei Worringen”
Roter Main-Sandstein;
250 cm x 80 cm x 80 cm

 

„Meister Gerhard“
Die Steinskulptur des 1. Kölner Dombaumeisters Gerhard (13 Jhr.) schmückt seit 1989 den Rathausturm und ist 150 cm hoch.
Geschenk der Handwerkskammer an die Stadt Köln.

 

 

 

 

 

 

 

„Menschen in Zwangsarbeit“
Mahnmal in Dormagen für die dort auf dem Friedhof beerdigten Zwangsarbeiter im 3. Reich. 250 cm hoch - 6,5 t schwer. Inschrift: Vergesst uns nicht. Stoff und Stacheldraht eingearbeitet. Auftragsarbeit der Stadt Dormagen.

 

„Steintor“-Denkmal
300 cm hoch, 150 cm breit, 60 cm tief. Die ausgeschnittene Silhouette stellt dar, „was von uns übrigbleibt“, nämlich eine leere Stelle. Auftragsarbeit anlässlich 200 Jahre Kölner Melatenfriedhof.

 

 

 

 

 

 

 

Die „Trauernde“
Standort Kölner Südfriedhof, private Auftragsarbeit.

 

„Blaise-Pascal-Denkmal“
(berühmter Physiker & Forscher) 250 cm hoch. Auftragsarbeit des Grevenbroicher Gymnasiums.

Aktuell arbeitet Hilarius Schwarz II. mehr als 55 Jahre in seinem Traumberuf. 2023 wird er den goldenen Meisterbrief für 50 Jahre Tätigkeit in seinem Handwerk erhalten. Wer kann das schon von sich behaupten?


Gegenwart und Zukunft
Was das Ehepaar Schwarz an seiner Tätigkeit so liebt? „Es ist die Arbeit mit natürlichem Material und der persönliche Kontakt zu den Menschen“, antwortet Henrike Schwarz spontan. Es ist schön etwas liebevoll für andere zu gestalten und grobes Material in „erzählende Steine“ zu verwandeln. Kunsthandwerkliche Grabmale und die Leidenschaft zur freien Bildhauerei sollen fortan weiter im Mittelpunkt stehen.


Steinwerkstatt am Hackhauser Weg
heute (2022)


Werkstattgelände mit Blick auf Kran


Werkstattgelände


Hilarius Schwarz III....


... bei der Arbeit

Darüber hinaus finden die beiden auch Zeit für andere Herzensangelegenheiten. Dazu gehört z.B. sich gemeinsam für die Rückgewinnung der früher frei begehbaren Worringer Rheinaue einzusetzen.
Ein weiteres Projekt von Hilarius Schwarz beinhaltet ein Buch mit seiner Sicht auf die Welt, indem er die Ursachen und Probleme der heutigen Zeit begründet und Lösungsansätze formuliert.


Ehepaar Hilarius und Henrike Schwarz mit Sohn Hilarius Schwarz



Werkstattgelände mit neuer Photovoltaikanlage

Für die Zukunft ist die Steinmetz- und Bildhauerwerkstatt Hilarius Schwarz gut ausgerichtet. Der gemeinsame Sohn Hilarius Schwarz III. (Jun.) wird die Steinmetz- und Bildhauerwerkstatt übernehmen und damit nicht nur in die Fußstapfen seiner Vorfahren treten. Der ausgebildete Steinmetz und Bildhauer arbeitet schon seit mehreren Jahren im Unternehmen mit und gestaltet die Weiterführung des 100jährigen Betriebs mit neuen innovativen Ideen zukunftsgerecht. Im letzten Jahr wurde eine Photovoltaikanlage installiert, sodass der traditionelle Betrieb jetzt ganz modern und nachhaltig mit eigenem Sonnenstrom arbeiten kann.



WorringenPur.de/21.09.2022
Bericht & Fotos: Heike Matschkowski
Archivfotos: privat
Drohnenfoto: Hilarius Schwarz III.