Prinzenproklamation des Festkomitee Worringer Karneval v. 1886 e.V.
Bravuröser Start in das Jubiläumsjahr und mit Prinz Wuschel I. regiert ein Prinz mit Herz und Mutterwitz die Worringer Narren
Höchste Stufe des Verdienstordens in „ Gold mit Steinen“ für Prinzenvater Kaspar Jansen

Alles passte an diesem Abend. Die Große Karnevalsgesellschaft Köln – Worringen von 1926 e.V. hatte, wie sich zeigte, dem Festkomitee den richtigen Kandidat für das Amt des Prinz Karneval zu Worringen vorgestellt. Mit dem Einzug der Fahnenabordnungen der Karnevalsgesellschaften, des Männergesangverein Köln – Worringen, der Karnevalszuggesellschaft Jecke v. Berg und des KIKA zog der Mann, den es am Samstag Abend galt zu proklamieren, mit Kind und Kegel und mit ‘nem Püngel rot – weiß Gekleideter in den großen Saal des Worringer Vereinshauses ein. Bereits zu diesem Zeitpunkt sprang der Funke der Sympathie über, sodass es für den Festkomiteepräsident Klaus Dittgen ein Leichtes war die Inthronisierung vorzunehmen. Er bewies, dass er seine Hausaufgaben mehr als gemacht hat und zeigte erstaunlich viel Insiderwissen, was einen nicht mehr verwundert, wenn man weiß, dass er ein unmittelbarer Nohber von Wolfgang Jansen ist, den er allzu gern zu Prinz Wuschel I. proklamierte.

Zur Inthronisation:
Als äußere Zeichen der Prinzenwürde erhielt Prinz Wuschel I. von seinem Amtsvorgänger Arno I. das Prinzenzepter und von Klaus Dittgen die Prinzenkette überreicht. Vom Bürgervereinsvorsitzenden Bernd Jansen (nicht verwandt oder verschwägert mit Prinz Wuschel I.) wurde traditionsgemäß der Schlüssel zum Ort, der aufgrund der herzlichen Art des Prinzen, auch schnell Schlüssel zum Herzen seiner Untertanen werden kann, überreicht. Wie in jedem Jahr hatte Bernd Jansen, so auch in diesem, Geschenke für den Prinzen mit Symbolcharakter. Hier Auszüge aus seiner launigen Rede:

„...da der Prinz ein „Roter“ vom Fuß bis Kopf ist, bekommt er nur rote Geschenke.

  • Etwas Praktisches - eine rote Tasche mit roter Aufschrift zum Tragen der Geschenke,
  • Ein kommunistisches Manifest von Karl Marx, denn der Karneval kommt den Idealen des Kommunismus sehr nahe:
    • im Kostüm gibt es keine Standesunterschiede
    • man denkt an seine Mitmenschen - „Drink doch ene met“
    • der Prinz verteilt seine Gaben an Rosenmontag an alle Bürger gleichmäßig, ohne Ansicht der Person.
  • Eine rote Rose, sie steht für die Liebe, Karneval ist ein Fest der Gefühle und der Prinz ist der oberste Liebhaber im Dorf,  er hat uns alle lieb.
  • Ein rotes Tuch/mit Schwert steht für Leidenschaft und Wildheit. Karneval braucht die Ausgelassenheit, man muss nicht immer alles so genau nehmen.
  • Rotwein, zu allem gehört immer der Gegensatz, der Moment der Ruhe und Besinnlichkeit.

Nun war es auch an der Zeit, dass sich Prinz Wuschel I., ausgestattet mit allem was einen Prinz zu Worringen ausmacht, sein närrisches Volk begrüßen durfte. In unverfälschtem Wurringer Platt begrüßte er die Proklamationsgäste, gab gleichzeitig noch einen Überblick über de Famillich und lieferte auch schnell die Erklärung nach, wie es zu seinem Prinzennamen kam.

Im WDR-Kinderfernsehen der 60 er Jahre gab es eine Sendung, genauer gesagt ein Puppenspiel von und mit Peter Rene Körner. Als begeisterter Fan dieser Serie, besonders von einer der agierenden Figuren, eben dem Hund namens Wuschel, ließ er keine Folge aus. Freunde seines älteren Bruders, dazu gehörte auch Erwin Breuer (June `79), hätten ihm daraufhin alsbald den Spitznamen „Wuschel“ verpasst. Und da er von Jugend an nicht nur im Worringer Karneval als “dä Wuschel” bekannt war, habe er sich auch entschlossen aus dem Spitznamen seiner Jugend den Prinzennamen zu machen.

Hierin zeigt sich, dessen kann man sich sicher sein, das er ausgestattet mit Mutterwitz und großem Herzen für unser Heimatfest flugs die Herzen der Worringer erreichen wird. Neben der Übergabe der äußeren Zeichen seiner Regentschaft ist es eine schöne Tradition in Worringen, dass die “11 Gebote” des Prinzen an sein Volk verlesen werden. In diesem Jahr wurden sie von Paul-Heinz Wirtz, ehemaliger Präsident der Großen Karnevalsgesellschaft und Zugleiter des Festkomitees, stimmgewaltig verlesen. Eine weitere Tradition des Worringer Karnevals ist der Prinzenschlager, den singt man als Prinz zu Worringen nicht selber, obwohl Prinz Wuschel I. das könnte, sondern man lässt ihn singen. So erschallte der Prinzenschlager, im Anschluss von Marietta Wirtz dargeboten, und gleichzeitig auch Prinzenmotto seiner Tollität:

„Met Kind und Kegel, Frau und Mann jon mer d`r Fastelovend an“

Aber nicht genug der rot - weißen Farbenübermacht auf der Bühne. Kaum hatten Prinz, Gattin und Hofdamen in der Loge Platz genommen, war die Zeit gekommen, mit der geballten Macht des Funkenkorps der Großen Karnevalsgesellschaft die Spiele am Hofe seiner Tollität zu eröffnen. Gleichzeitig gab man den Startschuss ins Jubiläumsjahr des Festkomitees Worringer Karneval ab. Neben dem üblichen Funkentanz, dem Tanz des Mariechen Maria Hecker und ihrem Tanzoffizier Thomas Müller, gab Kommandant Thomas Schindler das Kommando zum Stippeföttche. Es darf vermeldet werden: Prinz und Prinzengattin hatten sichtlich ihren Spaß.

Ihre tänzerischen Qualitäten bewiesen weiterhin

  • das Tanzcorps der KG Immerfroh mit dem neuem Tanzpaar - Sabrina Johns und Carsten Matschulla,
  • das Tanzcorps der KG Närrische Grielächer mit fünf Tanzpaaren, darunter das Mariechen Anna Christina Renner und ihrem Tanzmajor Stefan Hahn,
  • das Tanzcorps der KG Löstige Junge mit 8 staatse Mädcher, denen immer noch -nicht der Mann fürs Leben- der Tanzoffizier fehlt. Gibt es denn keine tanzwilligen Männer mehr in diesem Land??
  • die Burgwache der KG Äänze Kääls, hier auch geballte tänzerische Frauenpower mit dem Mariechen Nicole Aronica und dem Tanzoffizier Christian Kühn.

Der Sinne eines Menschen gibt es viele, hören ist etwas für den Zuschauer im Saal, singen etwas für die Interpreten auf der Bühne und diese handelten frei nach Ludwig Uhland zu aller Erbauung:

  • ob als Solistin, wie Elke Peters von der KG Närrische Grielächer, die den Sessionsschlager „Et jecke Projramm“ vortrug
  • ob als Duett, wie de Pilze von der Großen KG, Marika Pilz mit der Tochter Anna Maria,
  • Ob als Trio
    • wie die drei Mädcher vum Rhing von der KG Äänze Kääls, Bianca Knuth, Vicki Müsch und Doris Pesch,
    • die Pappnasen von der Großen KG, Gabi Neurath, Inge Schwickert und Margret Warnke die neben ihrem neuen Lied „nimm dinge Nachbar en d`r Ärm“ als Zugabe ihren Hit der Session 88/89 un en Pappnas em Gesicht darbrachten.
  • ob als Quartett wie die vier Immis aus den Reihen der KG Immerfroh mit dem Lied „Hey, hey em Fastelovend“
  • ob als Sextett wie „die Überraschungsgäste“ einer Formation von Sängerinnen und Sänger aus den KGs, Katharina Boes, Claudia Büchel, Hans -Peter Hemmersbach, Claudia Hund, Ute Mies und Vicki Müsch
  • oder als Chor wie die Sänger des Männergesangverein unter der Leitung von Eckhard Isenberg. Ecki, wie er genannt wird, führt nicht nur die Einstudierung der Lieder und Proben mit den Sängern des MGV durch, sondern er probt auch noch mit fast allen Sängerinnen und Sängern der Gesellschaften.


Eine Ehrung der besonderen Art galt es auch noch vorzunehmen.

Der Vater des Prinzen, der just vor 25 Jahren als Prinz Kaspar I. proklamiert wurde, vergangenes Jahr sein 85 zigstes Lebensjahr vollendete, kämpfte sichtlich mit den Tränen, als Festkomiteepräsident Klaus Dittgen mit den Worten:
Mit Kaspar Jansen ehren wir heute einen Worringer, der stets seiner Heimat verbunden ist, aus dessen Feder mehr als 100 Lieder stammen, die er auch trefflich zu Gehör brachte und in diesem Jahr seinem Verein der Großen KG 70 Jahre die Treue hält.”, ihm die höchste Stufe des Verdienstordens in „ Gold mit Steinen“ des Festkomitees überreichte. Wie Kaspar Jansen danach selbst bekundete, sei er noch nie op de Schnüss jefalle, “aber heute bin ich sprachlos und kann nur noch danke sagen”.

Nachdem schon die Tanzkorps, Sängerinnen und Sänger mit ihren Darbietungen die Zuschauer von den Stühlen gerissen haben und bei den Liedern nicht nur geschunkelt, sondern auch mitgesungen werden konnte, fragte man sich, was ist mit denen, die das Salz in der Suppe einer jeden Sitzung sind? Gemeint ist die Gilde der Büttenredner, Redner - Duos oder Komödianten die, wie sagt man im Neudeutschen einen Sketch darbieten. Was soll man dazu hier schreiben? Eines ist gewiss, das Zwergfell hatte es an diesem Abend nicht leicht.

Mit dem Sketch die Konferenzschaltung starteten Sebastian Berthold, Alexander Kourtis, Tobias Mertin und Dominik Müsch den ersten Angriff auf das Zwergfell der Zuschauer. Dachte man nach diesem Sketch schlimmer, das im positiven Sinne gemeint, kann es nicht kommen, wurde man eines Besseren belehrt.
Michael Hüsch - bisher bekannt als der Karnevals Praktikant  und Bernd Wirtz, der Senior des Duos Kappes und Co. traten erstmalig im Duett als zwei Wellnessberater auf. Wer die bisherigen Reden der Beiden kennt, aber noch nicht in den Genuss der Rede kam, kann jetzt versichert sein, das wahre Salven von Pointen auf ihn einprasseln. Ich kann nur dazu sagen, es besteht Suchtgefahr.
Schade nur ist, wie am Rande der Veranstaltung aus dem Mund von Bernd Wirtz zu erfahren war, dass man auf das Duo Kappes & Co. verzichten muss.
Passt Co. nicht mehr in eine Tonne, oder will er der Damenwelt nicht nur sagen „Ich bin doch bei Euch“?? Wir werden es sehen und auch berichten.

Ja liebe Leser, Sie können Ihren Augen trauen und brauchen nicht den Augenarzt oder Optiker Ihres Vertrauens aufzusuchen, und es handelt es sich auch nicht um einen Bericht aus den 90 er Jahren, nein es ist wirklich ein Bericht von der Prinzenproklamation 2011. Die Altmeister der Worringer Büttenredner, Norbert Kollenbroich und Günter Nelles, auch über die Grenzen Worringens bekannt, standen tatsächlich auf dem Programm. Nicht nur der Wein, sondern auch der Büttenredner kann mit zunehmendem Alter eine Reife erhalten, das haben die Beiden mit ihren Reden eindeutig bewiesen. Es herrschte eine angenehme Stille im Saal, so dass man wirklich auch die leise gesetzten Pointen bis in den letzten Winkel verstanden hatte und nicht nur durch den Tusch, der wieder einmal vorzüglich aufspielenden Kapelle Confetti, daran erinnert wurde einen Lacher zu starten. Auch ein schöner Abend geht einmal zu Ende und dieses verkündete Klaus Dittgen gegen 00:45 Uhr.


WorringenPur.de/12.01.2011 (hm)
Bericht: Dietmar Knüppel
Fotos: Edgar Koch, Ralf Loesch
Digitale Bearbeitung: WorringenPur