Der Natur auf der Spur mit WorringenPur:
“Maitour” entlang desKölner Randkanal”
Radtour vom Worringer Hafen zu den Pulheimer Laachen bei Auweiler
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Am Kölner Randkanal entlang über knapp 20 km führt seit dem Jahr 2013 eine ausgeschilderte Regio-Grün-Rad und Wanderroute bis nach Frechen-Königsdorf. Der Randkanal fließt meist stur geradeaus, ohne romantische Mäander und das in einem schnöden, dreieckigen Betonbett - und doch ist der Kölner Randkanal eines der faszinierensten Gewässer der Region. Es ist das nördlichste Fließgewässer Kölns. Mitfinanziert wurde das Regio-Grün Projekt aus der Regionale 2010. Der Kanal wurde in den Jahren 1954 bis 1959 angelegt. Zweck des Kanals war zunächst die Aufnahme und Abführung der Sümpfungsgewässer aus den Braunkohletagebauen. Mittlerweile stammt ein Teil des Wassers aus Kläranlagen und Regenwassersammlern z. B. Escher Kanal und Südlicher Randkanal und dient damit auch dem Hochwasserschutz bei Starkregen. Betreut wird er vom Zweckverband Kölner Randkanal. Viele Verweil- und Rastflächen vermitteln an besonderen Standorten mit Informationspunkten Wissen über den Kanal und die Landschaft.

Im Mündungspark Worringen (B9) steht eine leicht überdimensionierte Wohnzimmergarnitur aus Ziegelsteinen inmitten eines kleinen Parks. Die Ziegel wurden im letzten historischen Ringofen Nordrheinwestfalens aus dem Jahre 1893 in Erkelenz gebrannt. Von hier aus hat man einen fantastischen Ausblick auf den alten Hafen und den Rhein auf der anderen Seite. Drei große Schirmleuchten ergänzen das Mobiliar. An der Hochwassermauer gibt es 2 Steckdosen. Hier kann man auch sein Elektrorad aufladen.

In Worringen liegt der Kanal unter der Erde. Vom  Worringer Hafen führt der Weg, ausgeschildert mit gelben Pfeilen „Villestollen“, über die Dornstraße durch die Siedlung am Ramrather Weg über die Hackenbroicher Straße zum Bahnübergang und weiter um das Tanklager der INEOS herum zum ersten Rastpunkt. Bis hierhin sind schon 4 Infotafeln zu sehen. Der Lupenraum Einlauf Worringen stellt einen baulichen Höhepunkt des Randkanals dar. Hier wo der Kanal in die Erde geht, entsteht eine offene Wiese und Aufenthaltsfläche. Eine kunstvolle Stahlhütte steht hier schon und davor eine große Infotafel.


Ab hier führt die Route meist direkt am Gewässer entlang. Eine durchgehende Schnitthecke aus Feldahorn trennt den Weg vom Wasser. Am Weg liegen die Biogasanlage, viele Pferdeweiden, Schoß Arff, der Chorbusch und das Kölnpanorama auf der linken Seite. Hinter Schloß Arff vor dem Modellflugplatz kreuzt der Randkanal den Pletschbach. Der Pletschbach wird unter dem Kanal hindurchgeführt. Bei zu viel Wasser im Randkanal gibt es hier einen seitlichen Überlauf Richtung Chorbusch. Bei einem Wasserstand im Rhein (Kölner Pegel 12.50 m, in Worringen ist ab 11,90 m Land unter) würde das Wasser vom Rhein aus über den Pletschbach bis hier fließen und noch weiter bis hinter Schloß Arff im Chorbusch in den "Alten Rhein". Auch hier weist eine Hinweistafel auf der Brücke darauf hin.

Kurz vor Sinnersdorf überqueren wir die Stadtgrenze und sehen auf der rechten Seite die großen Braunkohlekraftwerke der RWE-Power und die vielen Hochspannungsleitungen. Der Weg führt durch Felder so weit man sieht, Raps, Mais, Zuckerrüben, Hafer, Roggen und Gerste. Vor uns liegt Pulheim. Hier lädt ein großer Spielplatz Eltern mit Kindern zur Rast ein. In Pulheim überqueren wir den Pulheimer Bach und biegen über eine Ampelanlage auf die Industriestraße ab und treffen wieder auf den Randkanal am Reiterhof Pletschmühle.

Hier fällt die Entscheidung weiter am Randkanal entlang bis zum großen Rückhaltebecken und der Wasserkraftanlage aus dem Jahre 2010  zu fahren oder eine Alternative zu nehmen. Je nach Wasserstand kann man hier eine Wassermenge aufstauen und über eine rotierende Wasserkraftschnecke von 2.4 m Durchmesser führen. Hier können jährlich 200.000 Kilowatt Strom für 50 Haushalte erzeugt werden. Eine Rast und Aussichtsplattform ist aber noch nicht fertig und so kann man sich diesen Weg vorläufig noch sparen.


Also besser dem Pulheimer Bach einen Besuch abstatten, der führt ganzjährig Wasser. Er entspringt unterhalb der Glessener Höhe, einer Abraumhalde des Braunkohle-Tagebaues, Gesamthöhe  NN 204 m, die in den Jahren 1955 bis 1970 aufgeschüttet wurde. Auf dem höchsten Berg weit und breit gibt es einen Rastplatz am Gipfelkreuz und eine schöne Aussicht.

Der Bach fließt von hier aus durch Glessen, Sintern, Geyen nach Pulheim, zum Teil kanalisiert oder in Rohren, aber zum Teil auch als Erlebnisbach renaturisiert. 30 Erzählstationen sind auf seinem Weg von der Quelle bis zur Pulheimer Laachen aufgestellt worden. Früher hat er mal 7 Mühlen betrieben. In verschieden Teichen wurde Wasser gesammelt, um die Mühlen zu betreiben. Das Gelände gehörte zum Teil zur Abtei Brauweiler.

Wir sehen uns nun aber nur den letzten km des Baches an und zwar ab der Unterquerung des Randkanals. Der Weg führt z. Zt. vom Randkanal weg über die Verlängerung der Industriestr. zu der Wegegabelung „An den Laachen - Am Pulheimer See“ bei der Infotafel Nr.:27. Hier gibt es schon einen riesigen Parkplatz für die Ausflügler zum Naturschutzgebiet Pulheimer Laachen. Hier am Pulheimer See wird in Zukunft ein Badestrand und ein Surfsee ausgewiesen. Wir folgen dem Radweg nach links vorbei an der Pletschmühle, hier steht wieder eine Dreifach Infotafel. Der Bach fließt am Weg entlang und füllt je nach Wassermenge einige Teiche. In den Pulheimer Laachen, Teil eines alten Rheinarms von Pesch über Esch bis zum Worringer Bruch, versickert alles Wasser des Pulheimer Baches und strömt als Grundwasser zum Wasserwerk Weiler, wo es nach neun bis zwölf Jahren ankommt. Diese Versickerung wurde bis 1993 durch Schlitze gefördert, die man in die ehemalige Rheinaue gegraben hatte und die in vielen Karten noch dargestellt sind. Mittlerweile ist das System ökologisch an die Situation in einer Aue angepasst. Die Fläche wird bei starker Wasserführung geflutet. Am Pegel, der Ende August 2010 im so genannten Entlastungsgraben errichtet wurde, lassen sich die Wasserstände ablesen. Es gibt hier viele Raststellen und auch eine Beobachtungshütte für Wasservögel.
Heute ist der Umfang dieses Rheinarms noch an den alten Kiesseen zu erkennen, der Escher See ist heute zum Teil ein Strandclub, der Pescher See lädt ein zur stillen Erholung, der Stöckheimer See und die Bardenberger Senke sind Naturschutzgebiete und der Pulheimer See wird noch ausgekiest. Am Stöckheimer Hof steht ein kleiner Aussichtsturm (Achtung Absturzgefahr). Die alten knorrigen Bäume in der Umgebung sind höher und so kann man den Kölner Dom nicht mehr sehen. Einige kleinere Seen in der Umgebung sind auch schon wieder verfüllt. Auch der Orrer Wald gehört zu diesem Wasserbereich. Hier wird zurzeit das Herrenhaus des Ritterguts in Orr, das jahrelang verfallen war, wieder aufgebaut. Viele landwirtschaftliche Betriebe bewirtschafteten hier in Auweiler seit je her die ertragreichen Böden, so z. B. der Stöckheimer Hof (heute die Wohnanlage Gut Stöckheim), oder auch der Pohlhof (heute ein Lokal mit Biergarten). Auch ein Versuchszentrum mit Gartenbau ist in Auweiler zu finden. Es werden Versuche im Obstbau sowie im ökologischen Gartenbau durchgeführt. Ziel ist die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit der Beerenobstkulturen.

Landschaften können viel erzählen, besonders hier. Geplant war eine Stöckheimer Seenplatte, etwa so wie der Fühlinger See. Die ersten Naturschutzgebiete gab es dann im Rhein Erft Kreis, die Stadt Köln zog vor einigen Jahren nach mit dem Stöckheimer See. Das Gelände wurde aber von Menschenhand so geschaffen, also eher ein Kulturschutzgebiet.

Wer nicht über den Randkanal zurück will, nimmt den Weg von Auweiler über Esch und Roggendorf, oder besucht noch einen der Seen. Einkehrmöglichkeiten in Biergärten gibt es in Auweiler und Esch.

Weitere Informationen findet man im Internet:
www.koelner-randkanal.de 
www.erlebnispfad-pulheimer-bach.de 


WorringenPur.de/28.04.2014
Bericht & Fotos: Herbert Jansen / Landschaftswart

Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowski