Der Natur auf der Spur mit WorringenPur:
Radtour durch die Worringer Rheinaue zur Schiffsbrücke,
über die alte Wuppermündung auf der rechten Rheinseite
Fotos zum Vergrößern!

Die Schiffsbrücke ist die letzte ihrer Art in Deutschland. Sie ist ein schwimmender Steg über die alte Wuppermündung bei Rhein-Kilometer 702,5 gegenüber des Campingplatzes Kasselberg.
Wer die Möglichkeit hat, fährt am besten mit dem Rad von Worringen Rhein-Kilometer 709 los. Über den Deich ab Pumpwerk Wehrtweg nach Langel hat man nach links eine schöne Aussicht über das Naturschutzgebiet N4 Richtung Rhein. In den lichten Auwäldern brütet der Mäusebussard. Der gelb / grüne Pirol hat auch hier sein Revier, zu sehen ist er sehr schwer, aber oft zu hören. Die Brutzeit ist von März bis Juli, dann zieht er wieder Richtung Süden. Feldlerchen und Kibitze sind meist auf den landwirtschaftlichen Flächen oder auf den Wiesen. In den Kies- und Sandflächen brütet der Wiesenpieper, der Flußregenpfeifer oder auch die Rohrammer. Schellente, Zwergtaucher und Kormorane halten sich direkt am Wasser auf. Bei einem Monitoring wurden im Jahre 2013, insgesamt 52 Brutvögel und 28 Gäste im Naturschutzgebiet gezählt, davon steht die Hälfte auf der roten Liste NRW. Die ausführliche Erfassung ist im Internet zu finden, unter (Monitoring N4 N1 Rheinaue Worringen Merkenich).
Das Naturschutzgebiet bleibt nicht sich selbst überlassen, sonst wäre es in wenigen Jahren verbuscht und irgendwann eine Waldfläche. Es gibt einen Pflege und Entwicklungsplan des Grünfächenamtes. Auch Ackerbau und Viehzucht gehören dazu. So sollen die Schafsherden, gemischt mit Ziegen, das Gras und die Büsche auf das Magergras  kurz halten. Einige Hecken und Buschstreifen sind besonders angepflanzt worden,  um z.B. Rehen Deckungsmöglichkeiten zu geben. Bei Rheinkassel und Merkenich gibt es Pferdeweiden und Grabelandgärten. Die Obstbäume sind Futter für Insekten und Vögel. Der Deich ist die Grenze des Naturschutzgebietes. Auf der rechten Seite zwischen Worringen und Langel wird in Zukunft einmal der Retentionsraum Worringer Bruch entstehen. Über ein Schleusentor wird dann bei einem Extremhochwasser über 11,90 Kölner Pegel das Gelände geflutet. Die Pläne dafür liegen zurzeit, in Worringen Hackhauser Weg 2 in einem neu eröffneten Informationsbüro aus. Über den Deich führt auch der Jakobspfad nach Santiago de Campostella, der Kölnpfad rund um Köln, der Radweg Rheinschiene und die Fußballroute.

Auf der anderen Rheinseite liegt der Hitdorfer Hafen, heute gibt es hier mehrere Sportbootclubs. Zwei Kräne erinnern noch an den früheren Industriehafen für die Region Solingen und Wuppertal. Hier pendelten schon vor 400 Jahren Boote zwischen Langel und Hitdorf mit Menschen und Fracht über den Rhein. Auf beiden Seiten sind auch die beiden Natorampen zu sehen. Früher wurden hier regelmäßig von den Pionieren der Bundeswehr mit Schwimmpontons eine Brücke gebaut und Fahrzeuge übergesetzt. Auf der Langeler Seite dient die Rampe als Parkplatz und Slipanlage für Boote. Wer will kann auch bis hier her mit dem Auto fahren und dann auf der anderen Rheinseite zu Fuß zur Schiffsbrücke wandern, knapp 6 km Hin- und Rückweg.

Zum Übersetzen fährt hier die Fähre Fritz Middelanis. Die Fähre lief 1962 in Oberwinter vom Stapel. Die Autofähre ist 42 mal 11 Meter groß und wiegt selbst 116 Tonnen. An Bord passen 21 Pkw, oder eine Zuladung von 65 Tonnen. Hier können also Lkw mit über 3,5 Tonnen mitfahren, die zurzeit auf die Leverkusener Brücke nicht dürfen. Die Fähre wird von vier Deutz-Dieselmotoren à 80 PS angetrieben. Die vier Schottel-Ruderpropeller sind um 360 Grad schwenkbar und machen das Fährschiff extrem wendig. Die Fahrt kostet 1,80 Euro für eine Person mit Rad.

Hier angekommen sieht man eine große Schar von Schwänen und vielen Wasservögeln. Es gibt noch einen Spielplatz und einen großen Biergarten. Ein kleiner Abstecher zum Hitdorfer Hafen ist vielleicht auch noch drin, aber unser Ziel ist ja weiter rheinaufwärts. Ein schöner Weg führt hier durch das Landschaftsschutzgebiet. Unterwegs sehen wir auf der anderen Rheinseite die Rheinkasseler Romanische Kirche St. Amandus. Unser Weg biegt vor der heutigen Wuppermündung nach links ab und führt unter der A59 hindurch. Einen Kilometer weiter landeinwärts mündet die Dhünn in die Wupper. Der Berg vor uns ist die Mülldeponie des Chempark Leverkusen. Eine 40 m tiefe Wand im Boden trennt die Deponie vom Rhein. Wir fahren über die Wupperbrücke weiter unter der Autobahn durch und halten uns nach rechts in Richtung Schiffsbrücke.

Die neue Schiffsbrücke besteht seit 2012 aus der Tjalk "Freiheit " dem Aalschocker "Recht" und einem Ponton in dem die umfangreiche Technik untergebracht ist. Aalschocker lagen früher auch im Worringer Hafen. Der letzte seiner Art, lag bis vor wenigen Jahren gegenüber der Jet-Tankstelle zwischen B9 und Hafen auf Land. Vor dem Krieg gab es an der Wuppermündung schon Holzbohlen und Eisenpontons als Übergang. Nach dem Krieg wurden dann drei Plattbodenschiffe an einander getaut, auf denen der Besitzer Heinrich Gless eine Gastronomie betrieb. 1983 wurde die Anlage in die Denkmalliste aufgenommen und war ein beliebtes Ausflugsziel, bis sie dann später langsam verfiel. Engagierte Bürger gründeten einen Förderverein und sammelten 2 Millionen Euro. Sie bauten die Anlage wieder neu auf. Heute kann man hier wieder bei einer kleinen Gastronomie eine Pause inmitten des grünen Fächers von Leverkusen machen.

Für den Rückweg bietet sich die Leverkusener Brücke an.

Wer noch Zeit hat kann den Neulandpark besuchen. Hier war vor 10 Jahren die Landesgartenschau. Unterhalb des Lokals "Wacht am Rhein" liegt der Leverkusener Yachthafen in der Strömung des Rheins. Von hier aus hat man einen sehr schönen Blick auf Merkenich und das Naturschutzgebiet N1. Hier wird zurzeit der neue Rheindüker für die Pipelines zwischen den Chempark von Dormagen und Leverkusen gebaut. Der neue Durchgang unter dem Rhein für die Pipelines wird 3 m Durchmesser haben und für Wartungsarbeiten begehbar sein.

Die Leverkusener Brücke wird weit und breit die größte Baustelle der nächsten 10 Jahre sein. Hier entsteht ab 2017 eine neue Rheinbrücke nördlich der jetzigen, die dann den gesamten Verkehr aufnimmt. Im Jahre 2020 wird die alte Brücke abgerissen und an gleicher Stelle entsteht danach eine zweite identische Brücke zu der schon neuen Brücke. Ab 2023 soll dann der Verkehr hier 8spurig über die neuen beiden Rheinbrücken fließen. Die Verbindung zum Leverkusener Kreuz, die sogenannte Stelze wird dann ebenfalls erneuert und 8spurig ausgebaut.

Unser Rückweg über den südlichen Radweg auf der jetzigen Brücke mündet nach ein paar Schlenkern in Merkenich. Wir folgen den Schildern Richtung Langel, auf die Merkenicher Hauptstraße. Schräg gegenüber biegen wir auf den Kasselberger Weg ab und fahren über Kasselberg (Gastronomie: Kasselberger Gretchen) am Rhein entlang nach Worringen zurück. In Rheinkassel sehen wir direkt am Weg St. Amandus, eine römisch katholische Kirche, die zum Pfarrverband “Rund um das Worringer Bruch” gehört. Sie stellt eine verkleinerte Kopie der Kölner Stiftkirche St. Gereon dar. Die Kirche gehörte von 1156 bis 1806 zum Stift St. Gereon in Köln.

Sehenswert ist noch die Außenfassade am Pumpwerk in Langel. Je nach dem aus welcher Richtung man sieht, wechselt das Bild in eine einfarbige Fläche.


WorringenPur.de/18.05.2015
Bericht & Fotos: Herbert Jansen / Landschaftswart
Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowski