Zustandsbericht zur Worringer Rheinaue
Veränderungen im Naturschutzgebiet N4 - Rheinaue bei Worringen
Landschaftswart Herbert Jansen berichtet abschließend:
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Kölner Norden
Im Jahr 2012 wurde in den Naturschutzgebieten zwischen Worringen und Merkenich ein Monitoring (Zustandsbericht) der NABU- Naturschutzstation Leverkusen-Köln durchgeführt, um den aktuellen Bestand an schutzwürdigen Pflanzen und Tieren mit Schwerpunkt auf die Vögel aufzunehmen. Die Daten dienen dem Ziel, den Pflege- und Entwicklungsplan (PEPL) und die umgesetzten Maßnahmen zu überprüfen und ggf. Anpassungen an veränderte Erfordernisse vorzunehmen. Dabei wurden viele Vögel gefunden, die auf der Roten Liste des Landes stehen.

Der PFPL als Fachplanung umfasst Festlegungen von Pflege und Entwicklung (Biotopmanagement) von Schutzgebieten oder schützenswerten Landschaftsteilen nach dem Naturschutzgesetz.
Ein PEPL ist als nicht rechtsverbindlicher Plan ein Umsetzungsvorschlag. Ziel ist zum einen die Erhaltung der im Gebiet typischen Pflanzen- und Tierbestände, besonders gefährdeter Arten

wie Feldschwirl, Feldsperling, Flussregenpfeifer, Gelbspötter, Kiebitz, Kleinspecht, Nachtigall, Pirol, Rebhuhn, Schwarzmilan, Steinkauz, Teichrohrsänger, Wachtel, Wiesenpieper und Zwergtaucher.

Das neue Beweidungskonzept mit 8 Glanrindern, einem Bullen und 8 Jungtieren stammt aus dem Pflege-und Entwicklungsplan aus dem Jahre 2014. Im Frühjahr 2019 wurde es als Ausgleichmaßnahme für die Leverkusener Rheinbrücke von StraßenNRW in der Rheinaue bei Worringen ausgeführt. Der Vorschlag kam vom Grünflächenamt und wurde auf städtischen Grundstücken durchgeführt. Danach gab es keinen Rundweg mehr über den Treidelpfad vor Worringen und Richtung Langel. Es gab kein Schild vor Ort, keine direkte Vorinformation, sondern erst eine Info-Veranstaltung im Anschluss.
Nach dem berechtigten Protest der Bevölkerung auf dem Infoabend, bot das Grünflächenamt einen Kompromiss an. Der Bürgerverein, der im Vorfeld eine Demo organisiert hatte, verhandelte zäh und in den von ihm vorgebrachten Punkten erfolgreich mit den Entscheidungsträgern der Maßnahme und bekam den Treidelpfad wieder frei, wenn auch Richtung Langel nur durch Drängelgitter. Ebenfalls wurde der Uferbereich vor Worringen (ein Viertel der Wiese) wieder frei. Die NABU Station Leverkusen war nicht begeistert und lange Zeit ablehnend. Obwohl der Bürgerverein Teilerfolge verbuchen kann, hat sich die Gruppe unser.worringen (www.unserworringen.de) gebildet, die bis heute die vollständige Freigabe der noch gesperrten Flächen für die Bürger fordert.


Nach wie vor (seit 1983) dürfen im Naturschutzgebiet die Wege aber nicht verlassen werden und die Hunde müssen immer an der Leine geführt werden. Nach Aussage vom Grünflächenamt soll der Mensch nicht aus dem Naturschutzgebiet ausgeschlossen werden. Es gibt immer noch die Möglichkeit, rund um den Wasserturm (gegenüber dem Worringer Wohnzimmer am Randkanalauslass) im Landschaftsschutzgebiet das Ufer zu betreten, zu Angeln und hier auch mit geeignetem Material zu grillen. Hier kann auch der Hund von der Leine, solange er keine wildlebenden Tiere jagt, aber das ist ja bekannt. Das Schild Explosionsgefahr bezieht sich auf die stromabwärts gelegenen Tankerverladungen.

Da es sich bei der Saison-Beweidung um eine Ausgleichmaßnahme handelt, trägt StraßenNRW die Kosten und die Maßnahme ist nicht weiter verhandelbar. Anpassungen und Veränderungen können sich aber durchaus nach einem weiteren Monitoring noch ergeben. Wegen der Hochwassergefahr kommen die Rinder ab Oktober in den Stall und dann wird der Zaun teilweise demontiert.
Diese Art der Beweidung ist schonend für die Pflanzen- und Tierwelt und daher in einem Naturschutzgebiet besonders geeignet. Die Beweidung mit Großtieren bietet mehrere Vorteile für die Naturschutzgebiete: Störungen durch unerlaubte Freizeitnutzungen werden eingedämmt. Die Fauna wird weniger gestört. Die Vegetation des Grünlandes wird durch eine Beweidung dauerhaft und regelmäßig gepflegt (Aussage von Viehbahn und Sell im Pflege-und Entwicklungsplan).

Wichtige Vorschläge im PEPL wurden jedoch bis heute noch nicht realisiert:

  1. Hinweis- und Infotafeln über den Naturschutz am Zaun aufzustellen.
  2. Die Anlage einer Liegewiese im Landschaftsschutzgebiet an der Fähre Langel.
  3. Eine Hundespielwiese in Worringen und Langel.
  4. Bänke am Ende des alten Fährweges in Worringen (vorhandene Bänke wurden demontiert)
  5. Ein Rundwegekonzept (der Weg am alten Hafen ist zugewachsen!)

Wir warten ab...

Es ist nicht die erste Ausgleichsmaßnahme hier am Rhein. Immer wieder werden einzelne Abschnitte aufgeforstet oder freigeschnitten. Im Jahre 2008 wurde damals als Ausgleich für die Erweiterung des Godorfer Hafens von der HGK (Hafen und Güterverkehr Köln) eine große Fläche direkt hinter dem Deich revitalisiert. Ein großes Hinweisschild stand damals von Anfang an am Wehrt Weg. Es wurde eine Flutrinne wieder freigelegt und Ackerflächen in Wiesen umgewandelt. Verschiedene Gräser, Büsche und Bäume kamen dazu. Hier werden noch nach Jahren Berichtigungen z.B. in der Bepflanzung durchgeführt. Die HGK setzt weiterhin auf eine Beweidung mit Schafen und eine “Mahd” (= Fachausdruck für Wiesen mähen).

Im Naturschutzgebiet haben Pflanzen und Tiere Vorrechte und einen besonderen Schutz. Anders ist es in einem Frohnaturschutzgebiet, wo der Mensch Vorrang hat, z.B.: auf dem St.Tönnisplatz in Worringen mit Karneval, Biermeile, Kirmes oder Weihnachtsmarkt. Aber Bürgerverein aufgepasst, die Stadt Köln ist auch hier Eigentümer des Platzes.


WorringenPur.de/27.12.2019
Bericht und Fotos: Herbert Jansen Naturschutzwart
Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowski