Es gibt sie noch: Die Kammmolche in Worringen
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Herbert Jansen Naturschutzwart, berichtet über eine besondere Aktion im Worringer Bruch. Gemeinsam mit Helfern verbrachte er für eine Kammmolchzählung viele Stunden Tag und Nacht im Bruch und jetzt liegt das Ergebnis vor:

In diesem Jahr 2020 wurde im Naturschutzgebiet Worringer Bruch (N3) eine Kammmolch-Erfassung durchgeführt. Es sollten die aktuelle Bestandssituation und die Aufenthaltsräume überprüft werden. Die letzte Erfassung wurde im Jahre 2002 als Diplomarbeit durchgeführt. Diesmal hatte sich eine Studentin bereit erklärt, ihre Masterarbeit zu diesem Thema zu machen. Betreut wurde sie durch Herrn Elmar Schmidt

Eimerreuse mit Beifang

Teichmolch Weibchen

2 Teichmolche+ Bergmolch

von der NABU Station Leverkusen/Köln. Er betreut die Amphibien-Projekte rund um Köln. Üblicherweise werden dazu Molchreusen im Wasser, künstliche Tagesverstecke (Pappen und Decken) und Fangkreuze mit Eimern in der Umgebung verwendet.

2003 stand das Wasser zum letzten Mal bis über den Senfweg, danach war es manchen Sommer ziemlich trocken. Glücklicherweise hatte es im Frühjahr 2020 viel geregnet und nach zwei ganz trockenen Jahren im Worringer Bruch gab es an einigen Stellen genügend Wasser, um diese Aktion nochmal durchzuführen.

Das Kammmolchweibchen wird bis zu 18 cm groß, das Männchen ist etwas kleiner und hat zur Paarungszeit einen hohen gezackten Rückenkamm. Der Kammmolch hat im Worringer Bruch ideale Lebensbedingungen, wenn es fast ganzjährig Wasser gäbe. Er verbringt den Winter gerne in moorigen und lehmigen Böden unter Totholz, um dann im Frühjahr bei Nacht zu seinen sonnigen und krautreichen Laichgewässern zu wandern. Er lebt von Schnecken, Würmern und Insekten. Nach erfolgreicher Balz legt das Weibchen 200-300 Eier und

Kammmolch Weibchen

Unterseite Kammmolch Weibchen

Abstrich beim Kammmolch

klebt sie unter Wasser an Blätter fest. Nach ca.15-20 Tagen schlüpfen die Molchlarven. Sie werden in den nächsten 3 Monaten bis zu 6 cm groß und verlassen dann ebenfalls das Wasser in den Nachtstunden. Feinde der Molche sind große Vögel, Reiher und Marder. Fische gibt es zum Glück nicht im Bruch.

Im April begann somit das große Zählen. Mit ca. 30 Eimerreusen wurden die Molche an zwei Nächten in der Woche eingefangen. Am frühen Morgen wurden die Kammmolche aus den Eimern entnommen. Gleichzeitig waren auch Bergmolche, Teichmolche und Kaulquappen von Fröschen und Kröten in den Reusen. Die Kammmolche wurden gemessen und gewogen und nach Männlein und Weiblein katalogisiert. Das Bauchfleckenmuster an der Unterseite ist wie ein Fingerabdruck und wurde fotografiert. Über Computer-Bild-Vergleich wurde ausgewertet, ob ein Neu- oder Wiederfang vorlag. Anschließend wurde ein Abstrich von der Haut genommen, um zu untersuchen, ob die Molche mit dem Bsal

Kammmolch auf der Waage

Männlicher-Kammmolch im Beobachtungsbecken

-Pilz befallen sind. In den Niederlanden und in der Eifel sind ganze Populationen schon ausgefallen. Es wurden 475 Kammmolche gezählt, 245 Weibchen, 230 Männchen, 434 Larven und zum Glück kein Bsal-Pilz gefunden. Die Eimerreusen auszulegen und einzusammeln war schon eine anstrengende Sache. Zu den flachen Wasserstellen ging es manchmal nur auf allen Vieren, flach unter den Sträuchern hindurch. Vielen Dank der Studentin und den Helfern aus dem Freundeskreis.

Ende Juni war aber kein Wasser mehr im Bruch und die Fangaktion im Wasser musste beendet werden, dadurch ist es unklar wie viele Larven überlebt haben. Da es im August aber noch heiß und trocken war, konnte auch der Weg der Molche zu ihren Landlebensräumen nicht mehr verfolgt werden. Die Molche verlassen normalerweise ihre Laichgewässer in feuchten Nächten oder bei Regen. Es gab noch einige Nachtwachen im Bruch, aber kaum Sichtungen der Molche oder des Nachwuchses.

Teichmolche und Bergmolche sind nicht so selten und befinden sich in vielen Wasserstellen auch in vielen Gartenteichen. Sie sind höchstens 11 cm groß.


WorringenPur.de/16.11.2020
Bericht und Fotos: Herbert Jansen Naturschutzwart
Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschowski