Sanierung & Umbaumaßnahmen der Bundesstraße 9
Stadt Köln informierte 100 anwesende Worringer Bürger:
1. Bauabschnitt Mai bis Oktober 2024 - 2. Bauabschnitt Mai bis Oktober 2025

Das Amt für Straßen und Radbauwege der Stadt Köln hatte geladen und rund 100 Worringer Bürger/-innen waren mit großem Interesse in der Aula der Grundschule “An den Kaulen” dabei. So war der stellvertretende Amtsleiter, Tim Queitsch, neben vier weiteren Vertretern der Stadt

Erster Bauabschnitt

Zweiter Bauabschnitt

Köln, auch der gefragteste Mann an diesem Abend. Souverän und gut vorbereitet, zumindest was seinen Fachbereich betraf, stellte er die anstehenden Baumaßnahmen vor.
Das gesamte Projekt, die Erneuerung der 800 m langen Fahrbahn von der Ortseinfahrt am Kurzen Damm bis zum Ortsausgang am INEOS-Tor 9, wurde mit 3.615.000 € veranschlagt und da diese Maßnahme bereits seit 2017 im Bauprogramm der Stadt Köln vorhanden war, äußerte Queitsch an der Umsetzung auch keine Zweifel. Damit bleibt das Projekt unter den 5,2 Mio. €, der Betrag, der eine EU-weite Ausschreibung notwendig gemacht hätte. Diese Tatsache alleine beruhigte bereits viele der Anwesenden.


Potentieller Hochwasserschutz erfordert Pause in der Bauphase
Der 1. Bauabschnitt erfolgt nach Plan im Mai 2024 ab dem Kurzen Damm bis zur Dornstraße. Diese Bauarbeiten sollen im Oktober beendet sein. Der 2. Bauabschnitt von der Dornstraße bis zum Ortsausgang Richtung Dormagen erfolgt dann im Folgejahr 2025, ebenfalls von Mai bis

Oktober. Hier kam etwas Unverständnis bei den Anwohnern auf, die es lieber sähen, wenn  die  Arbeiten  durchgängig  in  einer  einzigen Bauphase durchgeführt würden.
Hierzu erläuterte Christian Leitow vom Amt für nachhaltige Mobilitätsentwicklung, dass der Zusammenhang mit einem möglichen Rhein-Hochwasser gesehen werden muss. Von November bis Anfang Mai muss immer mit einem extremen Hochwasser gerechnet werden und für diesen Fall muss die Zufahrt für die schweren Sattelzüge, die die Hochwasserschutzplanken anliefern, frei gehalten werden. Das sei während der Baumaßnahmen nicht möglich.

Gut für Fußgänger & Radfahrer – Bedenken wegen verringerter Straßenbreite
Wichtig für die Anwohner ist, dass nicht nur die Straße, sondern auch beide Fußwege (mit Platten) und der Radweg (mit Asphalt) erneuert werden. Die Höhenunterschied zwischen Rad- und Fußweg auf der Westseite wird aber bleiben, weil es nicht anders umzusetzen ist. Die Treppen und Geländer werden komplett erneuert. Insgesamt werden sich aber die Proportionen des gesamten Straßenbildes wesentlich verändern.
Der  Fußweg  auf  der  Westseite  wird  zwischen  1,80 m  und  3,00 m  breit  und  der  Radweg  wird  auf 3,20 m  verbreitert,  was  eine  wesentliche  Verbesserung  für  die Radfahrer zur Folge hat.
Dass sich die Straßenbreite auf 6,50 m verkleinert, erscheint auf den ersten Blick als ausreichend, aber dass es auf beiden Seiten der B9 auch künftig kein Parkverbot gibt, ließ bei den Anwohnern Bedenken aufkommen, welche Situationen sich ergeben, wenn sich zwei begegnende LKW an den parkenden Autos vorbeizwängen müssen.
Um die Verkehrssituation für Fußgänger und Radfahrer zu verbessern und vor allem sicherer zu gestalten, sind weitere Veränderungen bei den Straßenquerungen geplant. Die Ampelanlage und der Fußgängerüberweg aus Richtung Köln kommend, in Höhe  Kurzer Damm, wird weiter Richtung Tankstelle verlegt (ca. Höhe des Autohauses). Durch diese Maßnahme entsteht nur ein, aber übersichtlicherer, Überweg für Radfahrer und Fußgänger.
Die Fußgängerampel und Bushaltestelle Richtung Köln werden etwas weiter südlich Richtung Tankstelle verlegt. Das entspannt den Rückstau, wenn von der Dornstraße nach Köln abgebogen wird.
Die Fußgängerinsel vor den Penny/Aldi-Parkplätzen wird um 50 m Richtung Dormagen versetzt, weil hier in Höhe der Aldi-Einfahrt der Fußweg breiter ist und sich das Sichtfeld für alle Beteiligten in beide Richtungen verbessert.
Somit stehen Planung und Finanzierung, aber was letztendlich noch fehlt, so Tim Queitsch, das ist der endgültige politische Beschluss. Hier dürfte es aus seiner Sicht aber keine Probleme geben, da der politische Wille für die Umsetzung in Köln vorhanden sei. Eine wichtige Information zwar, die aber bei den Anwesenden ein leichtes Raunen auslöste.

Forderungen der Anlieger
In der anschließenden Fragerunde wurden die Vertreter der Stadt verstärkt gefordert, denn die in den letzten Jahren arg gebeutelten Anlieger der B9 hatten einige Fragen zu diesem Projekt und der Unmut, dass die B9 überhaupt, erst aufgrund vernachlässigter Reparaturen in der Vergangenheit, in diesen schlechten Zustand geraten konnte, war deutlich zu spüren.
Zu viel haben die Anwohner in den letzten Jahren an Lärm aufgrund des schlechten Straßenzustandes, insbesondere aufgrund der zahlreichen LKW und deren überhöhter Geschwindigkeit mitgemacht.
Hier wurde -ohne den Neubau abzuwarten- gefordert, umgehend eine Tempo 30-Zone einzurichten, wie es in Fühlingen bereits seit Jahren der Fall ist. Die Antwort, dass es im Gegensatz zu Fühlingen an der B9 in Worringen keine “schützenswerte Einrichtung” gebe, brachte dann einige Anwohner doch etwas auf die Palme. “Ist unsere Gesundheit nicht schützenswert?”, kommentierte hier ein Anwohner erbost. Einmal mehr kam zum Ausdruck, dass Worringen in Köln einfach keine Lobby zu haben scheint.

Doch keine Tempo-30-Zone?
Tim Queitsch versprach, die Fühlinger Situation zu hinterfragen, wenn man ihm mitteile, welche Straßenbereiche in Fühlingen, der Situation in Worringen widersprechen. Grundsätzlich sieht er aber für eine Tempo 30-Zone nicht sein Amt, sondern Politik und Polizei in der Pflicht. Positiv wurde von ihm der Vorschlag aufgenommen, sollte es eine Tempo 30-Zone geben, die Ampeln so zu schalten, dass diese auf Rot schalten, wenn das Tempo 30 überschritten wird (siehe Fühlingen).
Ratsmitglied Jürgen Kircher gab zur Kenntnis, dass Bezirksvertretung und Rat der Stadt Köln eine Tempo 30-Zone beschließen können und riet den Bürgern, dies bei allen politischen Gremien auch zu beantragen. Hierzu ergänzte Queitsch: “Die Politik kann das zwar beschließen, aber nicht alles umsetzen”. Zu diesem Thema scheint also noch nicht das letzte Wort gesprochen zu sein.
Die Gefahr, dass die B9 aufgrund des schönen neuen Belages dann zur Rennstrecke wird, mag wohl bestehen, aber bereits jetzt wird der Verkehr oft durch parkende Autos gebremst und das dürfte bei einer künftig schmaleren Fahrbahn nicht besser werden.

                                                                         Ausschnitte der Präsentation der Stadt Köln

Anlieger von Vollsperrung ausgeschlossen
Ein weiteres Thema für die Anwohner war die Frage, “wie komme ich mit meinem Auto raus?”. Hierzu gab es Entwarnung, da während der Bauphase alle Anlieger von der “Vollsperrung” ausgeschlossen sind. Anwohner dürfen mit ihrem Fahrzeug das Grundstück in beide Richtungen verlassen. Probleme wird es für Aldi und Penny in der zweiten Bauphase geben, weil nur Anlieger dort einkaufen könnten und keine LKW zugelassen sind, die die Supermärkte beliefern. Hierzu ergänzte Queitsch kurz und knapp: “Das ist deren Problem, wie sie damit umgehen, wenn wir bauen!”

Umleitung des gesamten Verkehrs über A57
Fragende Blicke löste auch das Konzept zur Vollsperrung und Umleitung für Nichtanwohner aus. Der gesamte Verkehr wird vom Fühlinger Kreisverkehr über den Blumenbergsweg, Bruchstraße, Worringer Landstraße, A 57 Richtung Dormagen umgeleitet. Der Parallelweg durch das Bayerwerk scheidet aus, da es sich um eine Privatstraße handelt und die Brücken für LKW zu niedrig sind.

Unverständnis löste auch die Information aus, dass zwischen den Baumaßnahmen die Zeit von den über die Baumaßnahme informierten Kommunikationsgesellschaften, wie z. B. Telekom oder Netcologne, keinerlei Interesse gezeigt wurde, die offene Straße zu nutzen. Lediglich RheinEnergie habe Interesse gezeigt, die Zeit für Baumaßnahmen/Sanierungen an ihren Leitungen zu nutzen.

Keine Kosten für Anlieger
Ein Thema, das verständlicherweise alle Anwohner beschäftigt, ist die Frage nach den Straßen-Baubeiträgen. Hierzu erläuterte Mathias Kock vom Bauverwaltungsamt, dass die Straßenbaubeiträge nach § 8 KAG nicht abgeschafft seien, die Landesregierung aber die Übernahme der Kosten beschlossen habe. Der gesamte Anliegeranteil in Höhe von 811.000,- € für insgesamt 62.000 m2 aller Anlieger, würde einen Anteil von 13,- € je m² ergeben. Den Anwohnern, so Kock, werde aber lediglich eine Rechnung mit einer “Null-Euro”- Forderung zugestellt.

Zusätzliche Queitsch-Info am Rande: “Die Alte Straße wird erst dann saniert, wenn die B9 fertig ist”!

So war es insgesamt eine sehr informative Veranstaltung der zuständigen Ämter, und alle Beteiligten waren sich über die Notwendigkeit der Baumaßnahme im Klaren; aber, so einige Wünsche der Anwohner werden sich unter Umständen nicht erfüllen. Ob es eine Tempo 30-Zone gibt, ob es wirklich und zumindest nachts ein LKW-Verbot gibt, ob der Flüsterasphalt genehmigt wird und wie sich das Verkehrsaufkommen, aufgrund der jeweiligen Vollsperrungen für den allgemeinen Verkehr auf Worringen und Umgebung auswirken wird; all das konnte nicht befriedigend beantwortet werden.

Es gab aber das Versprechen, dass alle Anwohner 3-4 Wochen vor Baubeginn über die anstehenden Maßnahmen informiert und auch in der Folge mit Handzetteln auf dem Laufenden gehalten werden.

Auf der Internetseite der Behörde kann der jeweils aktuelle Stand der Dinge über die Baumaßnahmen eingesehen werden.


WorringenPur.de/20.03.2023
Bericht & Fotos: Jakob Mildenberg
Fotos B9: Heike Matschkowski
Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowski