Neueröffnung der Pension Schöller in Worringen

Köln-Worringen/Vereinshaus
Am 18.09.2010 eröffnete die Dramatische Vereinigung von Worringen im Vereinshaus die „Pension Schöller“. Seit über 100 Jahren wird dieses Lustspiel auf zahlreichen Bühnen immer wieder gespielt und spätestens seit der Aufführung im Millowitsch-Theater ist dieses Stück auch in Köln weltberühmt. Eine große Herausforderung also für das nördlichste Theater der Stadt. Um es vorweg zu nehmen: Die Inszenierung zeigte sich dieser Aufgabe gewachsen.


Gutsbesitzer Philipp Klapproth hat noch nicht viel erlebt und dementsprechend wenig zu erzählen. Darum kommt er auf die Idee, eine Soiree in einem Irrenhaus zu besuchen. Sein Neffe Alfred soll ihm gegen eine großzügige finanzielle Unterstützung ein entsprechendes Erlebnis verschaffen. Alfred weiß zufällig von einem Gesellschaftsabend in der Familienpension Schöller. Er verschafft sich und seinem Onkel eine Einladung und erzählt dem Onkel, bei der Pension handele es sich um eine private Irrenanstalt. Klapproth amüsiert sich prächtig. Erst als die vermeintlichen Insassen ihn auf seinem Gut aufsuchen, vergeht ihm das Lachen.

Die Requisite hat die Geschichte in die 50erJahre verlegt. Das Stück gehört nicht unbedingt zu den „Schenkelklopfern“, sondern bezieht seinen Charme eher aus den leisen Tönen. Willi Millowitsch hat die Messlatte für die Rolle des Philipp Klapproth hoch gelegt und ist bis heute unerreicht. Aber Michael Hüsch konnte den Anspruch erfüllen. Eine komische Rolle überzeugend zu spielen, ohne sie zu überzeichnen, beherrscht er perfekt. Sein Klapproth ist ein naiver älterer Herr, der über die vermeintlichen Irren völlig aus dem Häuschen gerät. Joachim Ligocki in der Rolle seines Neffen Alfred hatte alle Mühe, den Onkel unter Kontrolle zu behalten. Zu den Gästen der Pension gehören Friederike Lutz als übereifrige Schriftstellerin Josefine Krüger, Thomas Blümel als erfahrener Weltenbummler Fritz Bernardy und Hans-Josef Dittebrand, dem die Rolle eines Majors wie auf den Leib geschrieben war.


Die überdrehteste Rolle in dem Stück hatte Michael Ligocki zu bewältigen. Der Neffe von Herrn Schöller verdient sein Geld als Kellner und will trotz eines Sprachfehlers unbedingt Schauspieler werden. Im einen Moment wuselt er als Kellner über die Bühne, im nächsten erstarrt er in einer Pose, sammelt sich und deklamiert stimmgewaltig aus einem Reclam-Heftchen. Unbeirrt und ungeachtet seiner sprachlichen Einschränkung gibt er den Wallenstein, den Othello und andere Klassiker. Höhepunkt war sein Auftritt während einer Umbaupause. Mit einem Walzerpotpourri  unterhielt er das Publikum, das sich anschließend die Lachtränen aus den Augen wischen musste.
Am Ende klärte sich natürlich alles auf, es gab zwei Liebespaare und den verdienten Applaus des Publikums und es bleibt die Frage: Sind wir nicht alle ein bisschen Schöller?

Weitere Aufführungstermine: 25.09.2010, 19.00 Uhr, 26.09.2010, 16.00 Uhr und 03.10.2010, 16.00 Uhr im Vereinshaus. Außerdem gibt die Dramatische ein Gastspiel im Gasthof Stüsser in Nippes.


WorringenPur.de/20.09.2010 (hm)
Bericht: Monika Zimmermann
Fotos: Wilfried Zimmermann