MPS – Das Mittelalterliche Phantasie Spectaculum
Eine unvergleichliche Zeitreise ins faszinierende Fantasy-Mittelalter
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Köln-Fühlingen
Einmal Ritter oder Burgfräulein sein, das ist wohl der Traum eines jeden Kindes. Am vergangenen Wochenende konnte dieser Traum für viele kleine, aber auch große Besucher des Mittelalterlichen Phantasie Spectaculums, kurz MPS, in Erfüllung gehen.
Mit mehr als 1000 Mitwirkenden in aufwendigen Gewandungen vom Ritter bis zum Bettler, 53 Heerlagern und ca. 600 Zelten, Bauten und Installationen verwandelte sich das Gelände des Fühlinger Sees um See 5 und 6 in einen riesigen Marktplatz von Rekordgröße, der den neugierigen Besucher ins 12. Jahrhundert zurückversetzte. Neben den vielen Ständen, an denen man leckere Speisen genießen konnte, luden auch gut 135 Verkaufsstände, an denen Händler ihre Ware in einem breit angelegtem Spektrum an originalgetreuen Anfertigungen ihres Handwerkes, zum Beispiel der Schmiedekunst oder des Buchbindens, aber auch der Schmuckherstellung feil boten, zum mittelalterlichen Wochenendbummel ein. So manch einer legte sich dort sein Trinkhorn zu und Anhängige der LARP-Szene (Live Action Roleplay) hatten die Qual der Wahl dort ihre ohnehin schon detailverliebten Gewandungen mit weiteren Accessoires und Waffen aufzurüsten. Wer keine Kluft besaß, der konnte sich an einem der vielfältigen Gewandungsständen das passende Kleidungsstück
zulegen und sich dem einmaligen Ambiente anpassen.

Die Eröffnung des MPS am Samstag lieferte diesmal die Mittelalter-Rockband „Feuerschwanz“, die mit viel Sympathie und Humor auf das Spektakel einstimmte, gefolgt von einem außerordentlich unterhaltsamen Animationsprogramm, welches sich erst um die bösen Buben kümmerte und besagte Männer unter Gelächter teeren und federn ließ.
Viele unterschiedliche Attraktionen, wie das spannende Ritterturnier des Show- und Stuntteams „Ars Equitandi“, Gaukler, Zauberer, Hexen und Akteure wie der Kontaktjongleur Kelvin Kalvus, der es 2008 mit seinen mystisch-sinnlich schwebenden Glaskugeln bis ins Halbfinale der RTL Kultshow „Das Supertalent“ geschafft hatte, brachten Jung und Alt zum Staunen, Lachen und Dahinschmelzen.
Ob zu Pferd oder Mann gegen Mann: die vielen Showkämpfe raubten so ziemlich jedem den Atem. Erschreckende und respekteinflößende Stille legte sich über die Straßen, als Waldfeen und –geister mit urigen und gleichzeitig faszinierenden Kostümen in kleinen Karawanen durch die Menge zogen, begleitet von seltsamen Klängen des Waldes. Wem da die Spucke wegblieb, der trank mit einem Ork, einer Elfe, oder anderen fantasievollen und historischen Gestalten einen erfrischenden Kirschwein, oder feuchtete die Kehle mit einem guten Krug Met an. Für die kleinen Gäste gab es Kinderschminken, Gauklershows, Ponyreiten, Kinderritterturniere und Stände an denen sich zukünftige Ritter und Prinzessinnen ihre erste Ausrüstung besorgen konnten.
Fans des Mittelalter-Rock konnten zu den mitreißenden Live-Auftritten von diesmal sogar 10 Bands, darunter die Kultband „Saltatio Mortis“, die die Menge mit ihren epischen Rhythmen, dröhnenden Trommeln und klangvollen Dudelsäcken zum Toben brachte, auf jegliche Art und Weise das Tanzbein schwingen. Mit von der Party waren u. a. „Versengold“, die für die durch Krankheitsfall verhinderte Band „Vermaledyt“ kurzfristig eingesprungen war, „Das Niveau“ mit seinen komödiantisch belustigenden Bardengesängen und Newcomer Bands wie „Ignis Fatuu“. Zu den melodischen Gesängen von „Faun“ konnten sich die zu dem anfangs passendem Wetter heiß gelaufenen Gemüter wieder ein wenig beruhigen und die zwischenzeitlichen Regengüsse sorgten für die verdiente Abkühlung. Das Wetter zeigte einmal wieder wie unberechenbar es doch sein kann. Hatte der Aufbau am 01. August doch noch in gleißender Hitze und mit Aussicht auf perfektes Spektakelwetter stattgefunden, so regnete es das Wochenende über immer wieder unerbittlich und in ganzen Eimern auf das Volk nieder. Da konnten selbst Sunny, Rainy und Stormy, die drei Golden Retriever des Veranstalters Gisbert Hiller (von den meisten Gisi genannt) und fleißige Werbeabteilungsleiter des MPS nichts mehr dran ändern, sind sie doch ihrem jeweiligen Namen entsprechend (sonnig, regnerisch und stürmisch) als Maskottchen und Wachhunde für das Wetter verantwortlich.
Obwohl das Himmelwasser manchmal sintflutartig über das Gelände hinwegfegte, konnte man nicht sagen, dass die Veranstaltung ins Wasser gefallen war. Im Gegenteil. Die technische Ausstattung der Band „Saltatio Mortis“ nahm zwar einen Wasserschaden im Wert von ca. 5000 Euro, aber die sympathischen und kontaktfreudigen Musiker ließen es sich nicht nehmen ihren Fans weiterhin einzuheizen und verlegten ihren Auftritt kurzerhand auf eine improvisierte Bühne inmitten der jubelnden Menge. Während „Saol Patrol“ ihren Auftritt ungerührt fortsetzte und die Fans dazu brachte in den Pfützen einen feuchtfröhlichen Sonnentanz hinzulegen, wurde für „Saltatio Mortis“ ein Ersatzequipment zusammengebastelt, sodass das Konzert bald schon wieder in vollem Ausmaße stattfinden konnte. Als die Band dann auch noch im historisch-rockigem Stil „Viva Colonia“ anstimmte, war die Menge völlig aus dem „Schlösschen“. Der Regen konnte zwar den Boden erweichen, aber nicht das Gemüt des MPS trüben und so manch einer der von weit her angereisten Besucher  gar nicht mehr so enttäuscht darüber, dass die Stadt Köln ihnen das Campen auf dem Gelände untersagt hatte. Übrigens waren auch tierische Begleiter auf dem MPS, besonders von Sunny, Rainy und Stormy gerne gesehen.

Gisi hielt die Fans des Spektakels über Facebook auf dem Laufenden und betitelte die wunderschöne Kulisse des Fühlinger Sees als „Kölner Karibik“. Kein Wunder, dass sich selbst „Jack Sparrow“ mit unters Volk mischte. Die berüchtigten „MPS-Bikinis“ gab es dieses Jahr zwar leider nicht, aber auf Grund der starken Regenfälle konnten Besucher und Mitwirkende ihre Bekleidung auch einfach anlassen und die Bikinis wären vielleicht sogar überflüssig gewesen, um sich im glasklaren See während der Hitzewellen zwischendurch abzukühlen. Für die Sicherheit vor Ort sorgten Security, Polizei, Feuerwehr und Freiwillige der DLRG.
Mit Unmengen an Stroh deckte man die teilweise sumpfig gewordenen Stellen des Geländes, die dem Worringer Bruch alle Ehre gemacht hätten, ab und machte sie wieder begehbar. Trotzdem dürfte die Geländewiederherstellung der Erholungsanlage  wieder einmal dank des tollen Sommers 2012 eine beträchtliche Menge an Geld kosten.
Den Samstag ließ man dann wie gewohnt gegen 24 Uhr mit einer Feuershow der besonderen Art ausklingen, während man den Sonntag auch mit Rücksicht auf die Anwohner eher ruhig gegen 19.30 Uhr beendete. Die Bands wurden gebührlich mit einem tosenden Applaus verabschiedet. Wer nach Programmschluss noch immer nicht genug hatte, konnte sich noch bis zu zwei Stunden nach Ende an einem der Tavernenstände ein letztes Met gönnen.

Das MPS ist mit seinen rund 2500 Mitwirkenden und rund 1000 Zelten, Ständen und Installationen das größte reisende Mittelalter Kultur Festival der Welt. Von Ende April bis Anfang Oktober kann man das Spectaculum an fast jedem Wochenende irgendwo in Deutschland antreffen. Mit seiner einmaligen Atmosphäre und dem fantasievollen und umfangreichen Unterhaltungsprogramm, den vielen Händlern, Handwerkern und Heerlagern war das MPS wie jedes Jahr ein riesen Erfolg und jeden Cent der 25 Euro des Wochenendtickets wert.

Wer schon immer einmal dem Tod die Hand schütteln, mit Orks wie aus „Herr der Ringe“ einen trinken gehen und eine phantastisch atemberaubende und unvergleichliche Zeitreise ins faszinierende Fantasy-Mittelalter unternehmen wollte, der kann genau dies auf dem MPS tun. Das MPS hält als nächstes am 11. und 12. August in Sierhagen Einzug und wird im nächsten Jahr dann auch wieder nach Fühlingen zurückkehren. Wer bis dahin die Zeit noch überbrücken möchte, freut sich mit vielen Besuchern des MPS auf das Fantasy-Musical „Cysalion“, welches am 26. Oktober im Kulturzentrum Herne zu sehen sein wird.

Weitere Infos zum MPS finden Sie unter www.spectaculum.de


WorringenPur.de/08.08.2012
Bericht und Fotos:
Sarah Matschkowski & Simone Strauß
Redakt. & digit. Bearbeitung:
Matschkowski