Voice over Strings
Musikalischer Abend der Leidenschaften

Köln-Worringen
“Genuss für die Ohren” prophezeite das Veranstaltungs-Plakat der evang. Gemeinde für den Auftritt des Musik-Trios „Voice over Strings“, und man hatte nicht zu viel versprochen. Eine Auswahl der besten Pop- und Rocksongs der letzten 50 Jahre, neu arrangiert als feine akustische Stücke, zugeschnitten auf die phantastische Stimme von Monika Mester (1. Gesangsunterricht mit 13), begeisterte die Zuhörer. Monika, ausdrucksstarke Sängerin der Band, schien die Songs, die meist eine Geschichte erzählen, quasi beim Singen selbst zu durchleben. Dabei gelang es ihr mit Leichtigkeit die erwartungsvoll lauschenden Gäste gleich vom ersten Ton an in ihren Bann zu ziehen. Begleitet von Thomas Crispin (Akustik Gitarren/Gesang) und Michael Simon (Bass) entführte jeder einzelne Song den Zuhörer in eine vielfältige Welt der Gefühle, während die Vorfreude auf die folgendenen Songs noch schöner klingender Melodien und Texte wuchs, die schon seit Jahrzehnten die Welt begeistern.


Thomas
, der schon seit 1961 Gitarre spielt, zupft und schlägt wahrlich begnadet seine Akustikgitarren, die er liebevoll „Juan aus Spanien“ und „Frau Schneider“ aus Amerika nennt. Mit Kollegin Monika machte er seit 2007 Musik in der Band „Stachelrock“. Als Monika dort als Frontfrau ausstieg, gründeten die zwei ein Fine Akustik Duo, mit dem die beiden seit 2013 auftreten, seit 2015 als Trio mit Michael unter dem Namen „Voice over strings“. Thomas Erklärungen am Worringer Abend zu den Entstehungsgeschichten einzelner Songs offenbaren sein Talent zum Entertainer, der es versteht, die Gäste auf charmant-witzige Art zu unterhalten. Mit „Catch the wind“, einem Liebeslied, das in den unruhigen Zeiten der 60er Jahre herauskam, verbindet er persönlich einen besonderen Moment, weswegen es zu seinen Lieblingsliedern gehört.
KulturMittwoch in der FriedenskircheMichael
, der das Trio 2015 vervollständigte, begleitet seitdem mit seiner Bass-Gitarre die Songs fundamental. Er begann 1980 mit dem Gitarre spielen und sattelte 1983 auf Bass um. Auch wenn er sich scheinbar hinter seinem Bass ein wenig zu verstecken schien, kann er seine Talente nicht verstecken. Denn diese zeigten sich in einem Gesangs-Duett mit Monika bei dem Lied „More than Words“ (von Extreme), leider der einzige Song, den er mit ihr singt. Schade eigentlich …
Auch wenn beim Auftritt in der Worringer Friedenskirche diesmal ausschließlich englisch-sprachige Songs performt wurden, ist die Liste der spielbaren Stücke weitaus länger. Die Lieder werden möglichst dem Gig (Auftritt) bzw. dem Publikum angepasst. So gehören selbstverständlich auch deutsche Songs, Rock`n Roll und Groove Balladen zum Repertoire der drei, eben alles was zum Zuhören und Träumen verführt – und genau das ist dem Trio auch gelungen!
Zu den von Monika („Singen ist mein Lebenselixier!“) sehr gern gesungenen Songs gehören auch deutsche, z. B. von Silbermond oder Pe Werner. Ein persönliches Lieblingslied hat sie nicht, es sind gleich mehrere für verschiedene Stimmungen. Aber um zu „strahlen“, wie sie sagt, ist „Conga“ von Gloria Estefan genau das richtige.

Unterstützt vom Mann am Mischpult, Olaf Triebler, begann die musikalische Reise in der Worringer Friedenskirche, die mit knapp 60 Personen gut besucht war, mit „Stand by me“ (Tracy Chapman/Ben King). Weiter ging es mit „Here comes the sun“ (George Harrison, zusammen komponiert mit Eric Clapton), „Catch the wind – ein sehr altes Lied von Donovan, das er in den 60ern zur Zeit des Vietnamkriegs schrieb gegen Gewalt und Terror. Es folgte „Valerie“ (wer kennt es nicht von der sehr jung gestorbenen und phänomenalen Amy Winehouse) und „Someone like you“ - DAS Liebeskummer-Lied von Adele – es wird eigentlich mit Klavier und Gesang vorgetragen, hier ersetzte Thomas Gitarre das Klavier. Weiter ging es mit „Nights in white satin“ (Moody Blues), „Try“ von Pink, die darin die Leidenschaft und deren zu nährende Flamme besingt. Mit „Tears in heaven“, einem sehr traurigen Lied, erinnert Pfarrer Hofmann-Hanke bot Getränke anEric Clapton an den Unfalltod seines 8jährigen Sohnes, „Fields of gold“ – ebenfalls ein sehr gefühlvolles Lied (ursprünglich von „Sting“) wurde aber an diesem Worringer Abend in Anlehnung an die Version von Eva Cassidy dargeboten. Cassidy verstarb leider sehr früh mit nur 33 Jahren.
Dass Roxette auch komponieren kann, bewies sie mit „Listen to your heart“, ebenfalls gespielt von „Voice over strings“, wieder folgte eine Ballade mit „Scarborough Fair“ – einem traditionellem englischen Volkslied, bekannt geworden durch Simon & Garfunkel. Wer zu diesem Zeitpunkt zu sehr ins Träumen geriet, wurde mit „Rolling in the deep“ (Adele) wieder auf den Boden der Friedenskirche zurückgeholt. In Anlehnung an die Version von Janis Joplin wurde dann „Bobby McGee“ gespielt, das Kris Kristofferson komponierte.
Bevor es in die 10-minütige Pause ging, stimmte Thomas seine „Frau Schneider“, während Sängerin Monika die tolle Akustik bzw. gute Stimmung in der Kirche lobte und schmunzelnd darauf hinwies, dass es bei der wunderschönen, schnuckligen Atmosphäre nun auch wärmer sei, als bei der Ankunft des Trios bei 14 Grad. Es ging weiter mit „More than words“ (Extreme), das an diesem Abend das (leider) einzige Lied sein sollte, welches Michael mit Bass und Stimme gemeinsam mit Monika performte.

Nach der Pause gab den Auftakt „Taste of honey“ (Lizz Wright/Bobby Scott) – ein Jazz-Standard-Song, der auch von den frühen Beatles interpretiert wurde. Es folgte „Loosing my religion“ (R.E.M.) und „Crawling up a hill“, letzteres gesungen von Katie Melua und komponiert von John Mayall. Mayall, ein bekannter Blues Gitarrist, der mit heute 80 Jahren noch immer auf Tour geht,  ist sehr berühmt für seine Blues Breakers aus den 60ern mit Eric Clapton.
Zum ersten Mal live spielte das Trio an diesem Abend „This ist the life“ von Amy McDonald. „Price Tag“ (Jessy J), „Hot Blooded“ (Roxette) und „To be with you“ (Mr. Big) reihten sich in den langen Reigen der “BEST OF SONGS” ein, wobei “To be with you” eindrucksvoll zeigte, dass auch Metal-Bands tolle Balladen hervorbringen.
Thomas Crispin, Monika Mester & Michael Simon sind "Voice over  strings"Bevor sich der musikalisch außergewöhnliche Abend nach gut 2 Stunden dem Ende zuneigte, kamen die Zuhörer ein letztes Mal in den Genuss hochwertiger Song-Texte, die das Leben schreibt, wie z. B.: „Like the way I do (Melissa Etheridge). Dieser Song von 1988 beschreibt die nicht monogame Beziehung, in der sich Etheridge befand. Im Text selbst fragt sie ihren Partner, welche Gefühle er für eine andere Frau entwickelt hat, welche Dinge die andere Frau ihm bieten würde, die sie ihm nicht bieten kann; „Tell me does she love you like the way I love you?“, ist daher eine sehr kraftvolle Frage im Song, die sich sicher auch auf andere Lebenslagen übertragen lässt.
 Die Sympathie, die „Voice over strings“ ausstrahlten, verpackten sie folgerichtig auch in ihrem letzten Song „Hey Jude“ (Beatles), den das Publikum dank zuvor verteiltem Refrain-Text mitsingen konnte, während sich eine Gänsehaut-Atmosphäre ausbreitete. Die Zugabe mit „Let it be“ (ebenfalls von den Beatles) ließ nicht auf sich warten und mit diesem Song-Titel endete leider allzu schnell ein unvergesslicher Abend, der Balsam für Ohren und Seele war. Am Ende stellte sich uns nur die Frage, was auf der Bühne sonst so alles abgeht, wenn Monika Mester keine Beinverletzung hat, mit der sie an diesem Abend auftrat.
Ob und wie sich dieser für die Besucher kostenfreie Auftritt von anderen mit Eintrittskarten unterscheidet, beantwortete Monika so: „Für uns steht der Spaß an der Musik und die Schwingungen, die im Publikum ankommen an erster Stelle. Eine Atmosphäre wie in der Worringer Friedenskirche hilft uns dabei, dass sich alle wohl fühlen. Da gibt es keinen Unterschied, ob Eintritt genommen wird oder nicht.“ An diesem speziellen Abend erhielten auch diejenigen, die es sich sonst nicht erlauben können, die Möglichkeit Musik dieser Art genießen zu können.

Anmerkung der Redaktion:
Zurzeit ist leider kein weiterer Auftritt von „Voice over strings“ im Kölner Norden geplant. Wer jedoch mehr Musik dieser Art hören möchte, kann dies beim nächsten Auftritt von „Voice over Strings“ am 10. Mai, 19 Uhr im „Heidekönig“ in Troisdorf (Mauspfad 3) tun (mehr Infos auf www.voice-over-strings.de). Für Monika Mester wird es ein Heimspiel sein, die Anreise für Thomas (aus Siegburg) und Michael (aus Leverkusen) wird dann zwar länger sein, aber kein Problem, da sie ja ihrer Leidenschaft, der Musik nachgehen werden.

Der nächste kostenfrei von der evang. Gemeinde organisierte „KulturMittwoch“ findet am 03.04.2019, 20 Uhr, in der Worringer Friedenskirche statt. Außerdem jeden 1. Mittwoch im Monat. Weitere Termine in der Terminliste auf
www.WorringenPur.de .


WorringenPur.de/11.03.2019
Bericht & Fotos: Heike Matschkowski
Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowski