Schließung des Krebelshofes
Kinder, Jugend und Eltern protestierten vor dem Vereinshaus 
Stadt lud Worringer Jugend zum Gespräch ein
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Köln-Worringen/Vereinshaus
Nach der Schließung des Kultur- und  Jugendzentrums Krebelshof stellt sich die Frage, wie es mit der Jugendarbeit im Kölner Norden weitergeht. Um von den Jugendlichen aus Worringen zu erfahren, welche Wünsche sie haben und welche Angebote für sie im Vordergrund stehen, lud Carolin Krause (Jugendamtleiterin Stadt Köln) zu einem Gespräch am vergangenen Freitag ins Vereinshaus ein. Der Termin wurde der Red. WorringenPur eine Woche zuvor zur Veröffentlichung bekanntgegeben. Die Redaktionsleitung WorringenPur reagierte sofort und erlaubte sich dem Jugendamt noch am gleichen Tag mitzuteilen, dass Termin und Form der Einladung unserer Meinung nach am Ziel vorbei organisiert worden waren. WorringenPur bemängelte, dass

  • nur „Worringer“ Jugend eingeladen wurde (Jugend aus dem umliegenden Orten waren laut Flyer nicht eingeladen)
  • keine Erwachsenen Zutritt haben sollten
  • die Uhrzeit zu früh angesetzt sei (da die meisten Jugendlichen noch in Schule, Praktikum oder Ausbildung sein würden – jüngere Kinder wären noch in OGTS oder Kindergärten, da die Eltern noch bis 16 Uhr arbeiten müssten)
  • der Termin weit früher als 7 Tage vorher hätte bekannt gemacht werden müssen, um möglichst viele Betroffene erreichen zu können

Wie nicht anders zu erwarten, wurde trotz unserer Einwände der Termin von der Bezirksjugendpflegerin Frau Zuber-Goljuie und auch der Leiterin des Jugendamts Frau Krause durchgesetzt, mit der Betonung, dass die meisten Schulen um 13.40 Uhr bereits Schulschluss hätten und die Jugendlichen bereits über die üblichen Kanäle mittels Streetworker und facebook informiert seien. Die Recherchen der Red. WorringenPur ergaben jedoch, dass allein schon viele der Worringer Schüler tatsächlich in Gesamtschulen (Nievenheim, Stommeln) sowie Realschulen (Hackenbroich) und Gymnasien (z. B. HMG) noch Unterricht haben würden und um 15 Uhr nicht kommen könnten.

In Anbetracht dieser Situation hat WorringenPur  trotzdem versucht, den von der Stadt angesetzten Gesprächstermin  möglichst vielen Kindern und Jugendlichen  neben dem Internet auch schriftlich bekannt zu geben. So wurden in einer Nacht- und Nebelaktion 2.000 Flyer und 50 Plakate für den Druck der städtischen Einladung in Auftrag gegeben (Dank an Foto Lierenfeld für die Sonderschichten) und in Worringen verteilt. Mit dem zahlreichen Erscheinen von Jugendlichen konnte am vergangenen Freitag (23.03.) um 15 Uhr zwar nicht gerechnet werden, aber die Grundschulen und meisten Kindergärten sowie deren Elterninitiativen reagierten auf den Terminhinweis mit einem Auflauf größerer Gruppen, die sich zu einem Protest mit Plakaten, Trillerpfeifen und Sprechchören vor dem Vereinshaus versammelten. Etwa 150 Menschen, davon zumeist Kinder, wenige Jugendliche und einige Eltern protestierten schließlich friedlich, doch energisch gegen die Schließung des Jugend- und Kulturzentrums Krebelshofs.
Die Vertreter des Jugendamtes (Frau Krause), der Bezirksvertretung Chorweiler (Frau Wittsack-Junge), der örtlichen Bezirksjugendpflege (Frau Zuber-Goljuie) und ein Streetworker (Herr Tasche vom SKM, er begleitet auch das Bauwagenprojekt für die Jugend in Roggendorf/Thenhoven) schienen sichtlich überrascht von „so vielen Jugendlichen“, die sie am Vereinshaus empfingen. „Wir haben nicht mit so vielen gerechnet“, so Frau Wittsack-Junge, die bemüht war, zu schlichten und betonte, dass in der Bezirksvertretung Chorweiler bereits ein Antrag gestellt wurde, dass der Krebelshof nicht nur als Jugend-, sondern auch als Kulturzentrum in der den Bürgern bekannten Form erhalten bleiben soll. Auf die Frage des stellvertretenden Bezirksbürgermeisters Jürgen Kircher, ob denn die Stadt sich nun für die Erhaltung Krebelshofes mit Konzerten einsetzen würde, wusste Jugendamtleiterin Carolin Krause keine befriedigende Antwort zu geben. Es stünde nicht in ihrer Macht hierüber eine Entscheidung zu treffen.

Bezirksbürgermeisterin Wittsack-Junge hatte indes in Anbetracht der großen Menschenmenge spontan vorgeschlagen, alle Anwesenden in das Vereinshaus einzulassen. Dies sollte den Kindern jedoch verwehrt bleiben, denn nur die Jugendlichen durften den zuvor bestellten Raum betreten. Der gut gemeinte Vorschlag scheiterte wohl daran, dass das Jugendamt einen Raum gemietet hatte, in dem am Ende kaum mehr als 30 Jugendliche Platz finden konnten. Offensichtlich war aber zu der Veranstaltung auch eine Gruppe Jugendlicher hinzugestoßen, die bereits seit 1 Jahr auf einen Termin mit der Stadt wartet, wo diskutiert werden sollte, ob dieser Gruppe ein Treffpunkt zur Verfügung gestellt werden kann, an dem die Jugendlichen „rauchen und trinken“ dürften. Dies ist natürlich am Krebelshof nicht erlaubt gewesen, daher war das Interesse der Gruppe am Erhalt des Krebelshofs als Jugendzentrum nicht sehr groß, laut einiger an der Gesprächsrunde beteiligten Jugendlichen, die sich darüber wiederrum ärgerten.

Frau Krause hatte mittlerweile mit den Jugendlichen Platz im Vereinshaus genommen, während Frau Wittsack-Junge und auch Kaspar Dick vom örtlichen Bürgerverein der Menge einen zweiten Termin vorschlugen, an dem ALLE in Form einer Bürgerinfo im Vereinshaus teilnehmen könnten. Geplant ist derzeit DIENSTAG, 24. April 2012, 17.30 Uhr. Dieser Termin ist allerdings noch nicht fest, da man auch Entscheidungsbevollmächtigte wie Ratsmitglieder und die Leiterin des Dezernats, Frau Dr. Klein dazu einladen wolle. Bleibt zu hoffen, dass die dann Eingeladenen auch tatsächlich zusagen, dann kann jeder endlich seine Wünsche vortragen.

Der Vorsitzende Dick startete nun auch eine Unterschriftenaktion des Bürgervereins zur Erhaltung des Kultur- und Jugendzentrums Krebelshof, die beim Sportpark, dem Edeka Worringen und dem evang. Gemeindehaus für die Bürger zur Unterschrift ausliegt und dem Kölner Stadtrat übergeben werden soll. Außerdem kann sich jeder auch auf der von Herrn Roos gestarteten Online-Petition (zu finden auf der Startseite von WorringenPur) eintragen. Im Gespräch war außerdem eine gemeinsame Protest-Fahrt zur einer der nächsten Ratssitzungen, die durch Busse organisiert werden könnte. Kaspar Dick gab aber im Nachhinein zu bedenken, dass dies an der Finanzierung der Busse scheitern würde, da die Busmiete im Schnitt bei 250,00 Euro läge. Sollte dieser Gedanke aber dennoch ernsthaft in Erwägung gezogen werden, hat WorringenPur dem Bürgerverein für diesen Anlass die Bereitstellung von 500,00 Euro Startkapital in Aussicht gestellt. Wir sind davon überzeugt, dass sich dafür noch mehr Sponsoren finden würden und sich auch ein Teil per KVB zum Rat aufmachen würde. 

Der Krebelshof war bis zu dem Insolvenzantrag eine im Kölner Norden anerkannte Institution, in der neben dem Freizeit- und Bildungsangebot für Jugendliche auch viele Konzertveranstaltungen durchgeführt wurden, die sich großer Beliebtheit erfreuten. Die Schließung hat großes Bedauern durch alle Generationen ausgelöst, denn mit dem Wegfall des Krebelshofes verliert nicht nur Worringen, sondern auch die umliegenden Stadtteile -bis in den Dormagener Bereich- eine einzigartige Einrichtung, die von ihrem besonderem Charme als „Mehrgenerationenzentrum im Grünen“ lebte. 

Lesen Sie hierzu auch unsere bisherigen Berichte im “Unterarchiv Krebelshof”!

WorringenPur.de/27.03.2012
Bericht, Fotos und redakt. Bearbeitung:
Heike Matschkowski