Frühjahrsgespräch bei INEOS in Köln Gute Position trotz Wirtschaftskrise Verbesserungen nach Störfall
Köln-Worringen/Ineos Am Montag dieser Woche hat die ortsansässige Firma INEOS Vertreter regionaler Medien zum Frühjahrsgespräch eingeladen. Als Gesprächspartner standen Dr. Patrick Giefers, kaufmännischer Geschäftsführer und Arbeitsdirektor, Dr. Carsten Schuster, Leiter der Abteilung Sicherheit, Gesundheit, Umwelt, Qualität und Störfallbeauftragter, und Dr. Anne-Gret Iturriaga Abarzua, Communications Manager, zur Verfügung. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen die Themen Wirtschaftliche Situation, Investitionen, Sicherheitsleistung, Störfall 17. März 2008 und der Ausblick auf das Jahr 2010.
Zur wirtschaftlichen Situation machte Dr. Giefers deutlich, dass sich INEOS – wie die chemische Industrie im Allgemeinen – in einem außerordentlich schwierigen Umfeld befinde. Insbesondere die Anhängigkeit an die Umsatzeingebrochene Baustoff- und Automobilindustrie, die zu
Dr. Patrick Giefers, Dr. Anne-Gret Iturriaga Abarzua und Dr. Hans-Jürgen Bister (Geschäftsführer Produktion und Technik)
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den Hauptabnehmern der INEOS-Produkte gehöre, führte zu einem starken Einbruch. Zwar habe sich INEOS bereits vor vier Jahren auf den Abschwung eingestellt, doch sei dieser schneller und deutlich gravierender als vorhergesehen eingetreten, weshalb für 2009 ein sehr knappes Ergebnis erwartet werde. Dennoch sei man gut aufgestellt, die Anstrengungen hinsichtlich Optimierung von Anlagenverfügbarkeit und -auslastung sowie Kostenstruktur hätten sich ausgezahlt. „Alle unsere Anlagen laufen, viele auf Volllast, während einige Wettbewerber nicht mehr mithalten können und ganze Produktionskomplexe abgestellt haben. Wegen der frühzeitigen Einsparungen ist auch Kurzarbeit kein Thema. Für die Jahrgänge 52 – 54 ist die Möglichkeit gegeben, zwischen 2011 und 2015 in die Altersteilzeit gehen zu können, sodass evtl. Personalabbau sozial verträglich betrieben werde, so Dr. Giefers. Die Belegung dieser freien Stellen durch Ineos-Azubis ist ebenso möglich wie eine effizientere Stellenbesetzung.
Für junge Menschen stellt die INEOS KÖLN schon seit vielen Jahren Ausbildungsstellen zur Verfügung; 95 % der Azubis werden in der Regel übernommen. Auch das Projekt „Junge Mütter“ gehört zu den neuen Wegen, die die INEOS KÖLN geht. Bei diesem Pilotprojekt werden weibliche Azubis aufgrund der familiären Situation in Teilzeit beschäftigt und später übernommen.
Bezüglich des Themas Investitionen seien für 2009 ca. 50 Millionen Euro vorgesehen. Hier haben die Gewährleistung von Sicherheit, Verfügbarkeit, Renovierung und Instandhaltung weiterhin oberste Priorität. Anlagenerweiterungen seien jedoch aufgrund der wirtschaftlichen Allgemeinsituation vorerst aufgeschoben, bis sich wieder ein wirtschaftliches Wachstum abzeichne.
Besonders stolz zeigte sich die Geschäftsleitung hinsichtlich der weltbesten Sicherheitsleistung der Beschäftigten von INEOS Köln. „Das Bewusstsein für Sicherheit innerhalb der Mannschaft immer wieder zu stärken und darauf hinzuarbeiten, ist eine Königsdisziplin. Ist ein so hohes Arbeitssicherheitsniveau an einem Standort einmal erreicht, muss jeden Tag daran gearbeitet werden, um dieses auch zu halten“, weiß Dr. Schuster. Leider bleibt der Unfallbonus der INEOS-Mitarbeiter beeinflussbar von eventuellen Unfällen, die durch Mitarbeiter fremder Firmen ebenfalls verursacht werden können. „Die Eigenverantwortung ist daher sehr groß geschrieben, da sich nicht alle Unfälle vermeiden lassen“, so Schuster. Positiv bleibt dabei, dass die Chemische Industrie trotz aller Gefahrenquellen im Unfallranking nach Haushalt und Baugewerbe erst auf Platz drei steht, was das hervorragende Sicherheits-Niveau widerspiegelt.
Die Einrichtung der Rubrik „Nachbarn“ auf www.ineoskoeln.de mit Kurzmeldungen zu geplanten Tätigkeiten auf dem Werkgelände sei von den Anwohnern positiv aufgenommen worden. Das Angebot zu Schulungen im Zusammenhang mit der Herausgabe der Broschüre „Wie verhalte ich mich richtig?“ nach § 11 der Störfallverordnung ist von den Kindertagesstätten und Grundschulen in Worringen sowie von der Realschule in Hackenbroich ebenfalls gerne angenommen worden. Außerdem steht die werksinterne Zeitung „Spektrum“ nun auch online zur Verfügung.
Frau Dr. Iturriaga Abarzua, räumte ein, dass bzgl. des Störfalls im Jahr 2008 die Öffentlichkeit mehr hätte einbezogen werden müssen, gab jedoch zu bedenken, dass diese Situation in keinem Lehrbuch zu finden sei und man bereit ist, daraus zu lernen. Sie hob die damalige logistische Meisterleistung hervor und lobte, dass trotz hohem Druck Ideen eingebracht wurden (z. B. Plastikkugeln auf dem Tank), die letztlich dazu führten die Emissionen in den Griff zu bekommen. Anschließend stellte Dr. Iturriaga Abarzua die Schritte vor, die INEOS Köln nach dem Störfall vom 17. März 2008 einleitete, um die Kommunikation zu Bürgern, Presse und Städte zu verbessern. So fanden seitdem mehrmals „Runde Tische“ mit Vertretern der Stadt Köln, der Stadt Dormagen, des Rhein-Kreis-Neuss, Bezirksregierung Köln, Chempark/Currenta, Polizei, Hilfsorganisationen etc. statt und werden mindestens einmal im Jahr weiter einberufen. Zum nächsten Runden Tisch im Herbst 2009 sind auch die Bürgervereine eingeplant. Zu den Ergebnissen der Runden Tische gehört, dass die Alarmorganisation zur Sicherheitszentrale der CURRENTA verlegt wurde. In solchen Fällen erhalten alle Anrufer auch Infos über die Hotline der CURRENTA. Probleme, denen die Berufs-Feuerwehr und Kripo evtl. am 17. März 2008 wegen zu wenigen Telefonen begegneten, sind durch die Veränderungen behoben. Der Alarm- u. Gefahrenabwehrplan wurde aufgearbeitet, die Presse wird bei allen Aktivitäten auf dem aktuellen Stand gehalten und die Empfehlungen aus den TÜV-Gutachten wurden übernommen. Außerdem hat die Firma ARG, der die damals defekte Pipeline gehört, alle Isolier-Flunsche austauschen lassen, gegen solche die keine Schrauben und keinen brennenden Kunststoff beinhalten. Der alte Flunsch mit Schrauben und Kunststoff hatte letztlich für die Undichtigkeit und den größeren Feueraustritt an der Pipeline gesorgt.
Außerdem gibt es für die Bürger ein einheitliches Sicherheitstelefon mit der Nr. 02133-51-99333, das rund um die Uhr besetzt ist. Weitere Infos kann jeder Bürger jederzeit über die Aufnahme in den INEOS-Verteiler über info@ineoskoeln.de beantragen.
Dr. Carsten Schuster beim Herbstgespräch 2008
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Dr. Schuster betonte noch, dass die flächige Ausweitung des Feuers schon bestand, bevor die Feuerwehren den Tank mit Wasser kühlten, die Vorgehensweise der Feuerwehr entgegen anderer Vermutungen also richtig war. Da die strafrechtlichen Ermittlungen noch laufen könne über die zwei Betroffenen, die für die Wartung an der Pipeline verantwortlich waren z. Zt. keine ausführlichen Auskünfte gegeben werden. Die zwei Ineos-Mitarbeiter haben eine qualifizierte Technikerausbildung und man gehe davon aus, dass sie keine Schuld an der Leckage der Pipeline tragen. In ca. 3 - 4 Wochen werden hierzu erste Ergebnisse erwartet.
Das zuständige Amt habe sich nach dem Unglück gegenüber Dr. Giefers dahingehend geäußert, dass man einen Tag vor dem Störfall niemals eine Prognose abgegeben hätte, die dem tatsächlichen Ablauf am 17. März annähernd hätte entsprechen können. „Die Verkettung unglücklicher Umstände hätte nicht unvorhersehbarer sein können. Der 17. März ist jeden Tag das Gesprächsthema unter den Mitarbeitern und auch für mich persönlich. Einen Gedenktag, um daran erinnert zu werden, braucht es dafür nicht“, so Dr. Giefers glaubwürdig.
Besonderes Augenmerk wolle man in Zukunft bei der Kommunikation mit der Nachbarschaft auf die Unterscheidung zwischen Alarmierung und vorsorglicher Information setzen. „Liegt eine Gefährdung vor, darf nur die Berufsfeuerwehr die Alarmierung und Warnung der Bevölkerung durch Sirenen, Radiomeldungen, Lautsprecherdurchsagen etc. vornehmen. Geht es jedoch darum, die Bevölkerung zu informieren, warum zum Beispiel eine Straße vorsorglich gesperrt wurde, wie kürzlich die Sperrung der B9 wg. örtlich begrenztem Gasaustritt, ist dies Sache des Unternehmens, doch liegt dann in diesem Moment keine Gefahrenlage vor“, machten Dr. Schuster und Dr. Iturriaga Abarzua deutlich.
„In diesen schwierigen Zeiten gilt es erst einmal das Jahr 2009 hinter sich zu bringen. Auch wenn die INEOS KÖLN z. Zt. davon nicht betroffen ist, wird sich die Deutsche Chemie ganz sicher verändern.“ „Für 2010“, so Dr. Giefers, „gehen wir ebenfalls von einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld aus, sehen aber auch schon erste Zeichen einer Aufwärtsbewegung. Ob dies das Licht am Ende des Tunnels oder nur ein kurzfristiges Wetterleuchten ist, bleibt abzuwarten. Wenn die Krise über 2010/2011 hinaus gehe, werden auch wir vor Abgründen stehen, die erst bewältigt werden müssen. Dabei spielt die Dauer der Krise eine ganz wesentliche Rolle“. Man müsse sich bewusst sein, dass es Marktbereinigungen geben werde, und man könne davon ausgehen, dass jetzt abgestellte Anlagen von Wettbewerbern unter Umständen nicht mehr angefahren werden. „Bei INEOS in Köln bereiten wir uns schon jetzt auf die Wachstumsphase vor, damit wir beim Anziehen der Konjunktur in erster Reihe stehen.“ Im April werden erste Gespräche mit Banken stattfinden, deren Ausgang auch davon abhängt, wie gut INEOS KÖLN im Vergleich zu anderen in der Branche abgeschnitten hat. Erste positive Signale gab es bereits beim Empfang internationaler Bankenvertreter Ende Februar.
WorringenPur.de/19.03.2009 Bericht und Fotos: Heike Matschkowski
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