„Be part of it“ - Gay Games 2010 in Köln

Köln-Müngersdorf
“Be part of it” lautete das Motto der 8. Gay Games Spiele 2010 -die Olympiade der Schwulen und Lesben- in Köln. Frei übersetzt heißt das so viel wie „da simmer dabei“. Seit mehr als einem Jahr wussten drei SG Mitglieder (Ulrike Mildenberg, Turnen – Holm Creutzmann, Radtouristik und Jakob Mildenberg, Schwimmen), dass sie „a part of it“ sein würden. Einsatzort als sogenannte „Officials“ war das frisch renovierte Stadionfreibad in Müngersdorf. Ein eingespieltes Organisationsteam aus Kölner Schwimmvereinen und Umgebung sowie Mitarbeitern des Schwimmbezirks Mittelrhein sorgten an den sechs Wettkampftagen dafür, dass die rund 1.000 Teilnehmer ihre 3.500 Starts in den von der FINA (Weltschwimmverband) zugelassenen Disziplinen um die begehrten Medaillen kämpfen konnten. Nach drei Tagen des Badaufbaus begann die Veranstaltung mit der Eröffnung der Spiele im „FC-Stadion“, das zwar nicht ausverkauft war, aber eine tolle Stimmung bot. Vor dem Einmarsch der 10.000 Sportler und den 3.000 Organisatoren und Volunteers mussten sich alle einer zweistündigen Zeremonie in der Ostkampfbahn unterwerfen, denn 13.000 Menschen aus 70 Nationen in eine vorgegebene Reihenfolge aufzustellen, war -bei einer halben Stunde Regen- nervig, bot aber Gelegenheit, so manchen „Paradiesvogel“ näher zu betrachten. Unter großem Jubel wurden dann alle Teilnehmer und Helfer empfangen und uns bot sich beim Einmarsch ein tolles Bild, denn wir Helfer waren die letzten, die einmarschierten und somit war das Stadion bei unserer Ankunft bereits gefüllt. Die teilweise langatmigen Reden, die natürlich in Englisch gehalten wurden, strapazierten die Nerven der Anwesenden gewaltig. Außenminister Guido Westerwelle wurde gar mit einem gellenden Pfeifkonzert und Buhrufen begrüßt und erst als er den Opfern der Loveparade gedachte, wurde es zwangsläufig aus Pietät still. Später, als er sich dann offen zur schwul-lesbischen Szene bekannte, erntete er auch Beifall. Die musikalischen Darbietungen waren Geschmacksache und die künstlerischen Elemente, incl. Feuerwerk in der Stadionmitte waren dann ein schöner Höhepunkt und Abschluss zugleich.


Die sechs Wettkampftage im Bad waren für uns Organisatoren wie ein Heimspiel, denn 3.500 Meldungen bedeuteten vom Umfang her nicht viel mehr als eine bessere Bezirksmeisterschaft, die in drei Tagen abgewickelt wird. Qualitativ war die Veranstaltung aber auf einem sehr hohen Niveau, denn es wurden einige Masters-Weltrekorde geschwommen. Die tolle Stimmung im Bad wurde -abgesehen von zwei einstündigen Regenschauern- vom optimalen Freibadwetter unterstützt und man hatte stets mit gut gelaunten Sportlern zu tun. Uns drei Worringern oblag die Organisation des Materials wie Medaillen, Papier, Kampfrichterbekleidung etc. und vor allem die Verteilung der täglichen Obstrationen. Jeweils 400 Äpfel und Bananen mussten täglich im Bad sowie im nahegelegenen Schwimmleistungszentrum (Wasserball, Synchronschwimmen, Springen) verteilt werden. Hierzu waren uns die sogenannten Volunteers zugewiesen, die in ihren orangefarbenen T-Shirts zu erkennen waren. Mit unserem „Banana-Paul“ -aus Düsseldorf - konnten wir für unser Team einen Glücksfall verzeichnen, denn er erwies sich als prima Kumpel und großes Organisationstalent. Er besorgte noch Bananen und Äpfel, als es eigentlich schon keine mehr gab und wurde bei jeder Runde um den Beckenrand bejubelt. Das waren übrigens die einzigen Mahlzeiten, die allen Helfern und Kampfrichtern zugewiesen wurden. Ansonsten hatte man sich selbst zu versorgen. Der Kiosk im Bad war eine Zumutung und in der kurzen Wettkampfpause zur Jahnwiese zu laufen, das wollte auch keiner. Und hätte nicht dankenswerterweise das Team des SC Janus Köln (Die Rheinperlen) die Getränke für Helfer und Kampfrichter gespendet, hätte es auch hier Defizite in der Versorgung gegeben. Hier haben es sich die Organisatoren der Gay Games, wie bei einigen Dingen im Vorfeld, doch sehr einfach gemacht.


Generell hatte man zeitweise das Gefühl, unabhängig von den tollen sportlichen Leistungen, dass das sportliche Element zweitrangig war. Die 10.000 Teilnehmer suchten vor allem auch die verschiedenen Veranstaltungen und Events, die in der ganzen Stadt angeboten wurden. Neue Freundschaften schließen und viel Kommunikation, hatte hier Priorität. Hierin waren auch alle „Heteros“ eingeschlossen, denn auch Kampfrichter und Organisatoren pflegten im Laufe der Veranstaltung  zunehmend die freundschaftlichen Kontakte. Höhepunkt und Abschluss der Schwimmveranstaltungen war die Show der „Pink Flamingos“ im Wettkampfbecken des Stadionbades. Akteure aus Frankreich, Deutschland, England und den USA boten kurzweilige Showeinlagen, die in der Regel im Wasser endeten und den 2.000 Zuschauern im ausverkauften Bad eine tolle und lustige Show boten. Alleine die oft sehr aufwändigen Kostüme waren sehenswert. Hiermit endete für uns Organisatoren, nachdem alle Aufbauten im Bad demontiert waren, eine tolle Veranstaltung. Die Stimmung im Orga-Team, das sich zum Teil seit mehr als 30 Jahren kennt, war spitze und von großem Vorteil für das Gelingen dieser Veranstaltung. Auch das tolle neue Stadionbad -hier muss man auch die Bäder GmbH einmal loben- trug hierzu bei. Wenn später noch die Schwimmhalle fertig wird, entsteht hier eine vorbildliche Sportstätte, die man bestens empfehlen kann.

Nach insgesamt zehn Einsatztagen, die morgens um 06.30 Uhr begannen, war es dann aber doch schön, als alles vorbei war. Treppenstufen, die -weil Liegefläche- doppelt so breit und hoch sind wie normale Treppen, fordern ihren Tribut und so mancher Knochen brauchte dann doch seine Erholung. Ein Grund für uns, auf die Abschlussveranstaltung aller Teilnehmer am Samstag im Tanzbrunnen zu verzichten. Trotz müder Knochen haben wir aber keinen Tag bereut und diese zehn Tage werden uns in positiver Erinnerung bleiben. Und abschließend können wir auch behaupten: „We`ve been a part of it“


WorringenPur.de/09.08.2010 (hm)
Bericht und Fotos:  Jakob Mildenberg