Dirk Bach und Stars rockten das Palladium „Cover me“ - Ein Konzert zugunsten der Aidshilfe Köln (WorringenPur unterwegs)
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Cover me - das Projekt Köln/Palladium: In diesem Jahr fand zum 8. Mal die Benefizveranstaltung „Cover me“ zugunsten der Aidshilfe Köln statt. Im Gespräch mit wp erzählte Dirk Bach, neben Bernd von Fehrn Mitorganisator und das „Gesicht“ von „Cover me“, dass er schon vor 8 Jahren festgestellt hat, dass etwas für HIV-Infizierte getan werden muss. Darum tourte er gemeinsam mit Freunden durch Kneipen, um Geld für Betroffene zu sammeln. Im Laufe der Jahre ist daraus eine große schrill-bunte und ebenso beliebte Gala entstanden. Auf die Frage, ob die Kölner aufgeschlossen für das Thema Aids sind, sagte Dirk Bach, dass zwar die Spendenbereitschaft allgemein nachgelassen hat, die Karten für das diesjährige Konzert jedoch innerhalb von 3 Stunden ausverkauft waren, ein neuer Rekord.
Der Erlös der Gala ist für das “Lebenshaus der Aids-Hilfe Köln”, wo auch Dirk Bach schon oft Gast war. Es befindet sich in unserer Nachbarschaft, in Köln-Longerich, und bietet HIV-Infizierten und Aids-Erkrankten, die nicht alleine leben können oder wollen, ein Zuhause. Entgegen der allgemeinen Meinung ist Aids bis heute nicht heilbar. Während in der Dritten Welt die Zahl der Neuinfektionen zurück geht, steigt sie in Europa weiter an. Von Herrn Berkigt (Aidshilfe Köln) erfuhr wp, dass das Lebenshaus früher ein Hospiz war. Da Aids heute keine tödliche Krankheit mehr sein muss, besteht dafür kein Bedarf mehr. HIV-Infizierte brauchen jedoch Hilfe, die sie hier erhalten. Mit dem Erlös von „cover me“ können 6 Einzelzimmer besser ausgestattet und die Gartenanlagen erneuert werden. Zudem soll auch in Köln-Weidenpesch ein neues Wohnprojekt mit 9 Appartements für HIV-positive entstehen. Die Problematik der Isolation und Bedürftigkeit Betroffener ist auch Stars der internationalen Bühne bewusst. Stargast der Party war Wencke Myhre, eine sympathische Künstlerin, die gerne zu einem Interview mit wp bereit war. Auch in Norwegen gerät HIV immer wieder aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit. Wencke Myhre hat persönlich Freunde durch Aids verloren und engagiert sich auch in ihrer Heimat schon seit vielen Jahren für die Aids-Hilfe.
Cover me - das Programm Gayle Tufts, die auf ihre unnachahmliche und unverblümte „Denglisch-Art“ (deutsch/englisch-Mix) mit viel
Charme durch ein Programm der besonderen Art moderierte, konnte die Top-Stars des deutschen TV-Entertainments begrüßen. Die Idee, dass alle Künstler ihr persönliches Lieblingslied performen, erntete beim Publikum breite Begeisterung. Gayle Tufts präsentierte ein Programm, das man so noch nie gehört hat. Zur Eröffnung spielte die Rhine-Power-Pipe Band, oder – wie Gayle Tufts sagte – „Dudelsäcke in da house“. Danach sangen, um nur einige Programmpunkte zu nennen, Gayle Tufts, Pe Werner, Juliette Schoppmann, Dirk Bach und Ingrid Peters einen der Hits dieses Jahres: „Pokerface“, Gregor Meyle sang „Home“ und Ralph Morgenstern gemeinsam mit Barbara Schöneberger (in einem atemberaubenden Kleid mit einer noch atemberaubenderen Frisur) „Aber bitte mit Sahne“. Gänsehaut-Feeling bekamen die Gäste bei dem Song „My way“, stimmgewaltig dargebracht von Isabel Varell. Das Switch-Team (Martina Hill, Petra Nadolny, Susanne Pätzold, Mona Sharma, Bernhard Hoecker und Michael Kessler) brachte ein Medley bekannter TV-Melodien von „Heidi“ bis „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ dar, Monrose sangen „On the radio“ und „hot stuff“. Viel Spaß hatte auch Margarethe Schreinemakers, die noch im März mit einem Herzstillstand zu kämpfen hatte und nun mit ihrer performens von „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ Nena auf die Bühne zauberte. Bejubelter Star der Show war Wencke Myhre mit der deutschen Version von „Bridge over troubled water“: „Über’n Regenbogen“, die für ihren Auftritt Standing ovation erhielt. In der zweiten Hälfte trat Roger Cicero auf mit einer Hommage an Rio Reiser und dem Lied „König von Deutschland“. Ross Antony präsentierte gemeinsam mit seinem Ehemann Paul Reeves, „Tragedy“ und 2Raumwohnung sangen den Titel „Berlin“. Schauspielerin Katja Bellinghausen beanspruchte nicht nur ihre Stimmbänder, sondern stellte auch eine Neuheit der Fa. Wexla vor: einen vollkompostierbaren Schuh. Von jedem verkauften Paar gehen 10,- € an die Aidshilfe Köln. Zum Finale sangen alle gemeinsam „You are not alone“. Die Stimmung der 1.500 Zuschauer im Palladium war von Anfang an sensationell und auch die Künstler, die alle ehrenamtlich auftraten, hatten sichtlich Spaß.
Cover me - die Party Im Anschluss an das Konzert fand die After-Show-Party statt. Schon vorher hatten die überwiegend homosexuellen Gäste gezeigt, dass sie verstehen, zu feiern. Nach dem Programm ging die Party dann erst richtig los. Der Raum hatte sich schnell gefüllt und zu aktueller Musik –aufgelegt von DJ Ralph Rosenbaum- wurde abgetanzt. Am Rande traf wp noch alte Bekannte: Frau Knüppel und Herr Fleumes, im vergangenen Monat zu Gast im Hotel Matheisen, verkauften Lose und unterhielten die Gäste. Ihren Auftritt in Worringen hatten sie noch in guter Erinnerung. Bernhard Hoecker war einer der ersten Promi-Künstler, der sich unter die Gäste mischte und bereitwillig persönliche Fragen beantwortete.
Interview mit Bernhard Hoecker „Hoecker raus!“, dieser Aufforderung kam Bernhard Hoecker, der ohne Zweifel zu den lustigsten deutschen Comedians zählt (genial daneben, switch), auf der After Show Party zum Glück nicht nach. Da es ihm offensichtlich richtig gut geht, fragen wir, was er denn im Moment bei sich trägt: „Zwei Handys, eine Geldbörse und einen Autoschlüssel für einen BMW X3“, antwortet er entspannt. Besonders auf seinen eigenen Auftritt habe er sich gefreut, bei dem er „sein Lieblingslied“ singen durfte (Heidi gehört anscheinend auch dazu!). Bei „cover me“ macht er erst zum 2. Mal mit, da er noch weitere Projekte unterstützt. „DKMS“ (Deutsche Knochenmarkspende) und „Kiptel“ – ein Förderkreis, der sich für Kinder psychisch kranker Eltern einsetzt. „Was glauben Sie, benötigen von Aids betroffene Menschen, um sich den Umständen entsprechend wohl fühlen zu können?“, frage ich ihn. „Offenheit und Akzeptanz, dass Infizierte keine gefährlichen Menschen sind“, so Hoecker. Ob er sich als Betroffener „outen“ würde? „Ich hoffe ja, aber wahrscheinlich nicht“, so seine nicht überraschende Antwort. „Was möchten Sie den Menschen vermitteln, die sich nicht von Aids angesprochen fühlen?“ Hoecker überlegt kurz: „Man muss sich nicht für alles engagieren, aber von allem gehört haben und einen Teil seiner Energie für solche Zwecke nutzen“. „Was steht bei Ihnen auf dem morgigen Kalender?“. „Ich freue mich mit meiner Familie Nikolaus zu feiern und mit meinem Hund (75 % Schäferhund, 15 % Schnauzer) spazieren zu gehen“, erzählt er lächelnd. „Welches Projekt planen Sie z. Zt.?“. „Ich arbeite an meinem Soloprogramm mit dem ich in Kürze in der Schweiz auftrete, und an einem Buch, das im Mai 2010 veröffentlicht wird – „meilenweit für kein kamel“. Während die Musik immer lauter wird, erzählt er uns noch schnell, dass er die Inspiration zu seinen Projekten aus „guter Laune“ bezieht. Woher er diese täglich nimmt, hat er uns leider nicht verraten. Aber, dass er Weihnachten im Kreis seiner Familie verbringen wird, lässt vermuten, woher er diese „ansteckend gute Laune“ schöpft. Für das Jahr 2010 hat er sich nichts Konkretes vorgenommen, denn er ist „der Meinung, wer sich etwas vornimmt, hat es schon wieder verschoben“.
Kommentar Weltweit gibt es ca. 33 Mio. HIV-Infizierte, jährlich kommen ca. 2,7 Mio. hinzu, etwa 2 Mio. sterben pro Jahr an Aids. Im Jahr 2009 (Stand 1. Dez.) waren 550 Todesfälle in Deutschland zu verzeichnen von bisher 28.000 seit Beginn der Epidemie. Und wie sieht es in Köln aus? Bisher infizierten sich ca. 5.000, davon starben etwa 2.000 Menschen. Während das „cover me – Konzert“ läuft, leben in der Region ca. 3.000 HIV-Infizierte, 500 mit Aids-Erkrankung. 134 haben sich allein in diesem Jahr infiziert, 35 sind an Aids erkrankt – das sind erschreckende Zahlen für ein „aufgeklärtes Industrieland“. Während Projekte wie „cover me“ mit Energie und Leidenschaft offen für ein menschliches Dasein Betroffener organisiert werden, besteht die Gefahr, dass Aids nicht mehr „so ernst“ genommen wird, wie vor Jahren. „Diese furchtbare Krankheit darf nicht in Vergessenheit geraten und Prävention muss eines der Hauptziele auch in Köln sein, um die Anzahl der Aidserkrankungen zurückgehen zu lassen“, so die stellvertretende Oberbürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, die bereits seit 1989 im Vorstand der Aidshilfe Köln tätig ist. Ihrem Appell schließt wp sich an. Jeder Erkrankte ist einer zu viel und Aids sollte deshalb jedem einzelnen allgegenwärtig im Bewusstsein bleiben.
Für die freundliche Zusammenarbeit bedanken wir uns bei Herrn Berkigt von der Aidshilfe Köln e. V. Mehr Infos zum Thema unter: www.lebenshaus-stiftung.de oder www.aidshilfe-koeln.de
Spendenkonto Aidshilfe Köln: Stichwort: Welt-Aids-Tag 2009, Kontonummer 70 16 000, BLZ 370 205 00, Bank für Sozialwirtschaft
WorringenPur.de/15.12.2009 Text: Heike Matschkowski & Monika Zimmermann Interviews mit Dirk Bach & Wencke Myhre: Monika Zimmermann Interview mit Bernhard Hoecker: Heike Matschkowski Fotos: Heike Matschkowski Internetbearbeitung & Copyright: WorringenPur.de
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