Hitzige Debatte auf der Infoveranstaltung zum Beweidungskonzept
in der Worringer Rheinaue am 7. Mai 2019 im Vereinshaus Köln-Worringen

Worringen
Seit dem 30.
April grasen hier in der Worringer Rheinaue 8 Rinder, 8 Jungtiere und ein Bulle (insgesamt 17*) in einer mit Stacheldraht und Elektrozaun!

eingezäunten Weide. Warum: Das sollte die Infoveranstaltung im Vereinshaus am 7. Mai dem Bürger näher bringen. Dazu eingeladen hatte Straßen.NRW, die vom Grünflächenamt der Stadt Köln beauftragt wurde. das Beweidungskonzept als Ausgleichmaßnahme für die Leverkusener Autobahnbrücke durchzuführen.
Vom Grünflächenamt erschienen Herr Dr. Joachim Bauer und Frau Dr. Hiltrud Dresen, von der unteren Naturschutzbehörde Herr Florian Distelrath und Frau Simone Weil, vom Naturschutzbund Herr Walter Halfenberg und von Straßen.NRW. Herr Thomas Raithel und Frau Anja Esser. Die Begrüßung führte Frau Eike Danke als stellvertretende Bezirksbürgermeisterin des Bezirks Chorweiler durch.

Den Vortrag über die Leverkusener Brücke wollte keiner hören (Zwischenruf "Kein Interesse!“) und wurde dann abgebrochen. Der Moderator hatte alle Mühe die Versammlung zu beruhigen. Auch der Vortrag über die Rheinaue als wichtiges Biotop von europaweiter Bedeutung kam nicht zum Ende. Frau Maria Luise Regli von der Umweltplanung sprach ihren Part nur verkürzt. Die Anwesenden wollten sofort in die Diskussion. Danach ging der Moderator durch die Menge und gab den Zuhörern im Saal Zeit für ihre Meinungen und Fragen zum Beweidungskonzept.

Es wurde eine hitzige Debatte geführt und die Antworten der Experten wurden im

Saal nicht immer anerkannt. Durchgängig war die Meinung, dass die Rheinaue, ob Naturschutzgebiet oder nicht, den Worringern seit ewigen Zeiten zur Naherholung dient, und zwar der Rheinstrand am Wasser. Die 2 Zugänge zum Rhein, die im Übrigen diesen Namen nicht verdient haben, zählen nicht. Der Wehrtweg endet auf dem Abwasserkanal der StEb und ist am Ende nicht durch ein Geländer geschützt (Achten sie auf Ihr Kind!). Einen Rundweg direkt vor Worringen gibt es nicht. Gekennzeichnete Wege, wie im Pflege und Entwicklungsplan erwähnt, gibt es auch nicht. Der Zaun muss täglich 3-mal kontrolliert werden. Das geschieht mit Autos des Landwirts, die im Naturschutzgebiet auf- und abfahren. Zusätzlich kommt noch das Ordnungsamt. Dies alles ist zusätzliche Unruhe im Naturschutzgebiet. Das Konzept als Ausgleichsmaßnahme darzustellen wurde nicht akzeptiert. So eine Maßnahme muss besser mit den Bürgern abgestimmt werden und nicht den

Bürgern übergestülpt werden - war oft die Meinung. Es war die Rede von Enteignung des Bürgers von seinem Allgemeineigentum am Rhein usw. Fazit der Bürger am Ende war: "Der Zaun muss weg".

Leider gab der Moderator Simon Örding zum Schluss das Mikrofon nicht mehr an den Vorsitzenden des Worringer Bürgervereins Kaspar Dick. Auf Nachfrage von WorringenPur wie der Bürgerverein Worringen hierzu stehe, ob Maßnahmen gegen das Projekt geplant sind und wenn ja, welche, antwortete Kaspar Dick: „Noch in dieser Woche wird der Vorstand des Bürgervereins sich beraten und eine Stellungnahme formulieren. Meine persönliche Meinung ist, der Stacheldraht muss weg. Uns Worringern muss der Zugang zu dem gesamten Rheinufer auf Dauer ermöglicht werden.

Man ging um 20 Uhr auseinander, mit der Hoffnung auf ein Treffen der Entscheidungsträger mit den Bürgervertretern und des Bürgervereins, um einen Kompromiss zu suchen und die Beweidung einzugrenzen oder zu verlegen.

Hinweis: Vor Ort lag eine Info-Druckschrift von Straßen.NRW. aus mit folgendem Text:

Beweidungskonzept Rheinaue Worringen-Langel

Die Maßnahme
Im Naturschutzgebiet Worringen Langel werden ca. 31 Hektar Fläche am Rheinufer zur Landschaftspflege eingezäunt. Es handelt sich dabei um eine der Ausgleichsmaßnahmen zum Bau der neuen Leverkusener Rheinbrücke. Eine weitere Ausgleichsmaßnahme wird am gegenüberliegenden Rheinufer im Monheimer Rheinbogen eingerichtet. Dort wird ein ca. 20.000 Kubikmeter großer Retentionsraum geschaffen. Weitere Ausgleichsmaßnahmen stellen verschiedene Auenbepflanzungen der Hartholzaue, rechts- und linksrheinisch, dar.
Mit dem Beweidungskonzept soll das Naturschutzgebiet Worringen-Langel, das zahlreiche geschützte Biotope mit streng geschützten Arten der Flora und Fauna aufweist, nachhaltig gesichert werden.
Diese Biotope sind von europaweiter Bedeutung! Darüber hinaus verweilen Zugvögel als Rast- und Nahrungsgäste am Rheinufer (da im Winter die Einzäunung rechts und links des Wehrtweges fehlt, sind die Vorschriften im Naturschutzgebiet dringend einzuhalten!).

Warum in Worringen?
Die Wahl des Ausgleichs begründet sich in dem Pflege- und Entwicklungsplan (PEPL) der Stadt Köln. Dieser wurde im Jahr 2000 erstellt und 2014 überarbeitet. Hier wurde die Fläche als "Extensivgrünland mit Ganzjahresbeweidung" oder extensive Saisonbeweidung mit Großvieh" aufgeführt. Es wurde sich aufgrund der Hochwassergefahr für eine Saisonbeweidung mit Glanrinder entschieden.

Was passiert da?
Entlang der Weidefläche wurde parallel zum Rhein ein Zaun aufgestellt. Dieser bleibt dauerhaft stehen. Quer zum Rhein werden jedes Jahr im Frühjahr (in der Regel ab April) Zäune aufgebaut, die die Weideflächen abtrennen. Dort grasen dann die eingesetzten Glanrinder bis zum Herbst. Das Rheinufer und die angrenzenden Weideflächen dürfen dann nicht betreten werden. Entlang der Weideflächen gibt es einen unbefestigten Weg, der weiter genutzt werden kann. Das Betreten der Weiden bedeutet Lebensgefahr!
Die Glanrinder sind eine genügsame, alte Haustierrasse, die häufig in der Landschaftspflege eigesetzt werden. Sie grasen die Weideflächen ab und sorgen so für die Pflege der Flächen, die sonst verbuschen würden. Gleichzeitig schützen sie beispielsweise die Brut- und Nistplätze seltener, teils bedrohter Tierarten. Die Rinder werden von einem Landwirt betreut. Wenn die Tiere im Winterquartier sind ( in der Regel ab Oktober), werden die Drähte des Zaunes quer zum Rhein wieder abgebaut. Das Rheinufer und die Weideflächen dürfen dann wieder betreten werden. Ein direkter Zugang zum Rhein ist über den Wehrtweg ganzjährig möglich.
Es gelten weiterhin die allgemeinen Vorschiften für Naturschutzgebiete wie Betretungsverbot außerhalb der Wege, Reitwege, Leinenzwang usw.

Wer ist zuständig?
Die Wahl der Ausgleichsmaßnahme wurde von der Stadt Köln (Grünflächenamt) vorgegeben. Straßen.NRW setzt die Maßnahme um und ist federführend. Für die Begleitung der Maßnahme ist bei der Stadt Köln die Untere Naturschutzbehörde zuständig.


WorringenPur.de/11.05.2019
Bericht & Fotos: Landschaftswart Herbert Jansen
Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowski
* Anzahl korrigiert am 12.05.2019