90 Jahre AWO Worringen Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes gratulierte zum Jubiläum & Geschichte der AWO
Köln-Worringen/Vereinshaus Bereits seit langer Zeit liefen die Vorbereitungen zur Jubiläumsfeier der AWO Worringen. Ein großes Anliegen dabei war für Jürgen Kircher, Vorsitzender der AWO Worringen, und seine Vorstandskollegen und –kolleginnen, dass die Feier am Samstag, 27. Oktober für alle zugänglich sein sollte – deshalb war der Eintritt frei. Mit ca. 240 Besuchern sind auch viele Worringer der Einladung der AWO gefolgt und konnten einen schönen geselligen Abend im Vereinshaus verbringen.
Eröffnet wurde die Feier durch Jürgen Kircher, der kurz über den Verlauf des Abends berichtete und natürlich einige Gäste begrüßte und für deren Unterstützung auf die eine oder andere Weise dankte. So waren u. a. Ralf Lünsmann (Filialdirektor Kreissparkasse Köln) und Ingrid Krischer (Leben in Chorweiler e. V.) anwesend. Ein Dank ging auch an Dr. Dietmar Ross, der für die Jubiläumsbroschüre die umfangreiche Recherche betrieben hat. Viele andere Gäste wurden später im Verlauf des Abends begrüßt, u. a. auch Dagmar Paffen (Ratsmitglied der SPD). Anschließend kam Frau Elfi Scho-Antwerpes, Bürgermeisterin der Stadt Köln und Schirmherrin, zu Wort. Vor fünf Jahren hatte sie versprochen, beim 90-jährigen Jubiläum dabei zu sein und sie freute sich, dieses Versprechen auch einlösen zu können. Sie blickte auf die Geschichte der AWO Worringen zurück und stellte die große Wertschätzung und die Anerkennung für die großartige Arbeit der AWO insgesamt und insbesondere der AWO Worringen heraus. Leider konnte sie nicht lange bleiben, da sie noch auf einer Benefizveranstaltung für krebskranke Menschen erwartet wurde.
Franz Irsfeld, Vorsitzender des AWO Kreisverbandes Köln, lenkte den Blick besonders auf die verschiedenen für die Geschichte der AWO wichtigen Menschen, wie z. B. Marie Juchacz, Robert Görlinger, Theodor Braun, Arthur Skowronek und Heinrich Bebber. Kaspar Dick, Vorsitzender des Bürgervereins Worringen, fasste sich kurz und umschrieb die Arbeit der AWO sehr passend mit den Worten: „Man kennt sich, man mag sich, man hilft sich.“ Nach dem offiziellen Teil übergab Jürgen Kircher die Moderation an Hans-Dieter Annas, bekannt durch die Leitung der Karnevalistischen Abende des MGV oder auch des jährlichen Sängerfestes Om Maat. Mit seiner lockeren Art hatte er sofort die Sympathie der Besucher auf seiner Seite und leitete nun auf den im Hinblick auf den nicht mehr weit entfernten 11. im 11. mehr karnevalistisch angehauchten zweiten Teil der Jubiläumsfeier über. Der junge Nachwuchssänger Dennis Grün sorgte dann mit seinen Liedern „Rut sin die Ruse“ und „Schenk mir dein Herz“ auch direkt für Schunkelstimmung.
Unterbrochen von einer Pause, in der die Gelegenheit zur Stärkung am leckeren Buffet des Teams der Bürgerstube Brandkamp gegeben war, kam sozusagen als Dessert noch mal Dennis Grün mit zwei weiteren Liedern auf die Bühne. Dann folgte der grandiose Auftritt von Marita Köllner. Sie ging erst gar nicht auf die Bühne, sondern stellte sich mitten auf den Tisch der Ehrengäste und erfreute den gesamten Saal mit einem Mini-Konzert. Lieder wie „Mir sin kölsche Mädcher“, „Wille Wille Witt“, „Wunderbar“ oder „Können diese Augen lügen“ rissen alle von den Stühlen. Es wurde geschunkelt, geklatscht und allerlei lustige Sachen gemacht. Für Lacher sorgten die Überleitungen zwischen den einzelnen Liedern und besonders Ralf Lünsmann und der „schüchterne“ Festkomitee-Präsident Klaus Dittgen waren Ziel der lustigen Zwischeneinlagen von Marita Köllner.
Nach dieser fulminanten Darbietung hatte es der nun folgende Kölner Musikcorps Blau-Weiß Alt Lunke 1956 e. V. etwas schwer, die gute Stimmung aufrecht zu erhalten. Aber richtige Worringer können karnevalistischen Tönen nicht widerstehen und bald schunkelten wieder alle munter mit. Besonders die Darbietung des Liedes „Unser Stammbaum“ von den Bläck Fööss war wirklich toll.
Zum Abschluss gab sich der Chor des MGV Worringen 1848 e. V. unter der Leitung von Kantor Eckhard Isenberg die Ehre und beendete die Veranstaltung mit etwas ruhigeren Tönen (u. a. „Die Rose“, „In unserem Veedel“) – zumindest nachdem die Noten endlich da waren.
Jürgen Kircher war sehr zufrieden mit dem Ablauf des Abends. Sein Dank geht vor allem auch an die Mitglieder des KIKA, die die Garderobe und die Ausgabe der Tombola-Gewinne übernahmen, sowie an seine Vorstandskollegen und alle Helfer/-innen. Außerdem stellte er im Gespräch mit WorringenPur auch die besonders gute Vernetzung der AWO mit anderen Worringer Vereinen heraus, durch die manches erst möglich ist. Auch über die gute Verbindung zur AWO Neue Stadt in Chorweiler ist er sehr erfreut und schaut hoffnungsvoll in die Zukunft der AWO Worringen.
Geschichte der AWO – zusammengestellt durch die Arbeiterwohlfahrt Worringen
Die Arbeiterwohlfahrt ist als eine Selbsthilfeorganisation der Arbeiterschaft aus der Sozialdemokratie angesichts des kaum mehr vorstellbaren Elends nach dem 1. Weltkrieg gegründet worden. Allerdings ist die Arbeiterwohlfahrt mehr als eine Reaktion auf dieses Elend: Sie ist auch ein Ergebnis der umfangreichen, aufopfernden Tätigkeiten und Leistungen vor allem von SPD-Frauen vor und während des 1. Weltkrieges. Köln spielte bei der Gründung der Arbeiterwohlfahrt am 13. Dezember 1919 in Berlin eine entscheidende Rolle. Es war Marie Juchacz, die seit 1917 beim Parteivorstand der SPD als Frauensekretärin die Gründung einer Selbsthilfeorganisation der Arbeiterschaft betrieb. Dabei konnte sie auf die mannigfaltigen Erfahrungen aus Köln zurückgreifen. Denn sie war von 1912 bis 1917 bei der Kölner SPD Parteisekretärin. Und in dieser Funktion hat sie auch in dieser Zeit im Vorstand der „Nationalen Frauengemeinschaft“ mitgearbeitet und die Anerkennung nicht nur aus der Arbeiterschaft, sondern auch aus bürgerlichen Schichten bekommen. Zwei zentrale Arbeitsfelder formulierte der neue Verband: Einerseits die praktische Hilfstätigkeit vor Ort, in den Familien, für die Kinder und andererseits die Einwirkung auf die gesetzlichen Regelungen der Wohlfahrtspflege und natürlich ihre sachgemäße Durchführung. Offiziell wurde der Ortsausschuss der Arbeiterwohlfahrt in Köln am 14. Februar 1920 ins Leben gerufen. Zu den Gründungsmitgliedern zählte auch Robert Görlinger, der nach dem 2. Weltkrieg der erste sozialdemokratische Oberbürgermeister in Köln wurde. Das Gründungsdatum der Arbeiterwohlfahrt in Worringen ist kaum mehr exakt feststellbar. Von bereits verstorbenen Mitgliedern aus der Gründungsphase wissen wir, dass es wohl im Jahre 1922 gewesen sein muss. Für das Jahr 1922 spricht auch, dass sich die Organisation der Arbeiterwohlfahrt im Stadtgebiet von Köln im Jahre 1922 konsolidiert hatte. Darüber hinaus ist am 1. April 1922 die damalige Bürgermeisterei Worringen nach Köln eingemeindet worden. Auch gab es zum damaligen Zeitpunkt schon eine aktive sozialdemokratische Gruppe in Worringen. Und Sozialdemokraten wie Heinrich Krieger, Heinrich Winter, Josef Hemes oder Heinrich Bebber waren es, die die Arbeiterwohlfahrt in Worringen ins Leben gerufen haben und die Arbeit bis zur Zerschlagung durch die Nationalsozialisten prägten. Aus den Berichten der Zeitzeugen in Worringen wissen wir, dass die in unserem Ortsteil tätigen Mitglieder der Arbeiterwohlfahrt sich gerade auch für die Kinder eingesetzt haben. Die überall entstandenen Nähstuben der Arbeiterwohlfahrt sorgten auch in Worringen dafür, dass aus alten Kleidungsstücken "neue" gemacht wurden, um sie denen zu geben, die aufgrund der wirtschaftlichen Not keine Möglichkeiten hatten neue Kleidung gerade in kälteren Jahreszeiten zu bekommen. Das vorläufige Ende der Arbeiterwohlfahrt wurde 1933 durch die Nationalsozialisten besiegelt. Die Arbeiterwohlfahrt war nicht bereit, sich "gleichschalten" zu lassen. Am 12. Mai 1933 wurde die Arbeiterwohlfahrt von der Deutschen Arbeitsfront eingegliedert. In Worringen wurde die Arbeit der Arbeiterwohlfahrt schon bald nach der Befreiung durch die Amerikaner am 4. März 1945 wieder aufgenommen. Und es war insbesondere der Bauunternehmer Heinrich Bebber, der durch seine Möglichkeiten half, wo er eben konnte. Glücklicherweise war in Worringen im Vergleich zu anderen Ortsteilen der Stadt Köln während des Krieges nur eine geringe Anzahl von Bomben gefallen. Zerstörungen und insbesondere der Verlust an Menschen hielten sich also in Grenzen. Allerdings wurde Worringen nach dem Einmarsch der amerikanischen Truppen durch die deutsche Artillerie von der gegenüberliegenden Rheinseite massiv beschossen mit dem Ziel, den Vormarsch der Amerikaner ins Zentrum von Köln zu stoppen. Die Zerstörungen durch den deutschen Beschuss waren dann doch erheblich. Sie vergrößerten die eh bestehende Notsituation. Es fehlte an Kleidung, an Nahrung und an den Dingen des täglichen Lebens. Heinrich Bebber konnte als Bauunternehmer hier in vielen Fällen wirksame Hilfe leisten, auch und insbesondere wenn es darum ging, die eigene Bleibe gegen die Witterung instand zu setzen.
Auch in Worringen zeigte sich, dass jene nach 1945 die Arbeit wieder aufnahmen, die vor 1933 die Tätigkeit der Arbeiterwohlfahrt getragen hatten. Bekannt sind uns durch Zeitzeugen Heinrich Bebber, Josef Hemes, Heinrich Winter und Nettchen Kolb. Leider gibt auch aus dieser Zeit keine schriftliche Unterlagen, die uns heute in die Lage versetzen würden, diese Zeiten näher zu untersuchen. Sicherlich kann man verstehen, dass es nach 1945 erst einmal andere Sorgen gab, als Papier zu beschreiben, Einladungen zu verfassen, Eingaben zu formulieren etc. Bis Ende der 1960er Jahre wurde unter der Federführung von Heinrich Bebber die "traditionelle Arbeit" weitergeführt. Nachdem Heinrich Bebber aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage war, diese Arbeit zu leisten, übernahm 1970 Adam Hasselweiler die Führung der Arbeiterwohlfahrt in Worringen. Durch interne Gegensätze im Ortsverein gelang es zunächst nicht, einen umfassenden Neuanfang zu beginnen. Erst im Jahre 1977 änderte sich dieses grundlegend. Elisabeth Müller wurde damals zum ersten Mal zur Vorsitzenden der Arbeiterwohlfahrt in Worringen gewählt. Von da ab ging die Entwicklung stetig bergauf. Die 1970er Jahre waren geprägt durch viele Veranstaltungen für ältere Mitbürger aus Worringen: Kaffeefahrten, kleine interne Karnevalsfeiern, Ausflüge, auch Wochenendfahrten, Weihnachtsfeiern. Das Fehlen eigener Räume bremste die sehr gute Entwicklung ab. Aber 1984 war es dann soweit: Das alte Verwaltungsgebäude des ehemaligen Krankenhauses wurde der Arbeiterwohlfahrt von der Stadt Köln zur Verfügung gestellt. In Eigeninitiative wurde das Haus umgebaut und renoviert. Auf Anregung von Artur Skowronek ist das AWO-Haus im September 1990 nach Heinrich Bebber benannt worden. Diese äußerst erfreuliche Entwicklung der AWO Worringen ist insbesondere der unermüdlichen Arbeit von Elisabeth und Adalbert Müller zu verdanken. Beide hatten sich zum Ziel gesetzt, die Arbeiterwohlfahrt und das neue Clubhaus zu einem Zentrum der Aktivitäten in Worringen zu machen. Mit dem Tod von Elisabeth Müller im Januar 1989 fand diese Entwicklung leider ein vorläufiges Ende. Im Jahre 1990 übernahm Artur Skowronek den Vorsitz der AWO Worringen. Er hat in seiner Zeit als Vorsitzender (1990 - 2003) mit nie enden wollender Energie Spenden gesammelt, um die vielen z.T. umfangreichen Arbeiten in und am Haus zu finanzieren. Zusammen mit vielen anderen hat Artur Skowronek jahrelang für die Übertragung des Hauses auf die Arbeiterwohlfahrt gekämpft. Ein Kauf des Hauses von der Stadt Köln war wegen fehlender finanzieller Mittel nicht möglich. Aber im März 2003 ist es gelungen, das Haus in Erbpacht für 30 Jahre mit einer Option für weitere 10 Jahre für die AWO Köln zu sichern. Im Vertrag mit der Stadt Köln ist niedergelegt, dass die AWO Worringen alle Reparaturen an Dach und Fach aus eigenen Mittel zu erbringen hat. So ist unter dem Vorsitz von Werner Kircher (2003 – 2007) u.a. das gesamte Haus renoviert und das Dach repariert worden. Seit 2007 führt Jürgen Kircher als Vorsitzender die AWO Worringen. In den vergangenen Jahren sind der Hof neu gestaltet und der Pavillon errichtet worden. Nunmehr muss der Eingangsbereich neu und natürlich behindertengerecht umgebaut werden. Die Arbeit findet also kein Ende. Immer wieder muss repariert und renoviert werden, um das Haus in einem guten Zustand zu erhalten. Die Arbeiterwohlfahrt besteht nunmehr 90 Jahre in Köln-Worringen. Das Haus der Arbeiterwohlfahrt wurde zu einer Stätte der Entspannung, der Diskussion und des Zusammenlebens. Es ist in Worringen eine gute Adresse. Die wertvolle tägliche Arbeit und die Unterhaltung des Hauses werden ohne städtische Zuschüsse durchgeführt. Während sich in weiten Bereichen der Arbeit auf der Kreis- und der Bezirksebene der Arbeiterwohlfahrt die Professionalisierung notgedrungen durchgesetzt hat, wird in Worringen - wie in vielen anderen Ortsvereinen - die Arbeit ehrenamtlich getan.
WorringenPur.de/31.10.2012 Bericht: Gabi Pfeil-Theis Chronikauflistung: Matschkowski Fotos: Edgar Koch/Gabi Pfeil-Theis Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowski
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