SPD-Ortsverein Worringen lehnt „große Lösung“ beim Retentionsraum Worringer Bruch ab

Die Worringer SPD lehnt die vorgestellte große Lösung  beim Hochwasserschutz ab, dass heißt die Schaffung eines Retentionsraumes (Rückhaltebecken) in der Rheinaue zwischen Worringen und Fühlingen und insbesondere im Worringer Bruch.
Jürgen Kircher, Fraktionsvorsitzender der SPD in der Bezirksvertretung Chorweiler und Mitglied im Worringer SPD-Vorstand:“ Die Informationsveranstaltung der Stadtentwässerungsbetriebe der Stadt Köln am 09.März 2005 im Worringer Vereinshaus zum Retentionsraum Worringer Bruch hat mehr Fragen aufgeworfen als geklärt. Sowohl die Worringer SPD als auch die SPD-Fraktion in Chorweiler lehnen die sogenannte „große Lösung“ mit kontrollierter Flutung des Worringer Bruchs nachdrücklich ab. Der Schaden für die Worringer erscheint größer als der Nutzen der Planung.“

Die Gründe für die Ablehnung sind vielfältig:
Der Nutzen einer Flutung für die Worringer und die Kölner ist nicht deutlich erkennbar, dafür würde der Hochwasserpegel letztlich zu wenig sinken, denn der Retentionsraum ist mit 25 Mio. cbm im Vergleich zu anderen Gebieten nicht sehr groß.
Ebenso wenig klar ist außerdem, wie die riesigen Wassermengen das Bruch wieder „verlassen“ sollen.
Noch größer könnten allerdings, und dies ist einer der wesentlichen Gründe für die Ablehnung, die Probleme vieler Worringer mit dem jetzt schon sehr hohen und dem dann noch weiter steigenden Grundwasser sein. Dadurch würden deutlich mehr Keller mit Grundwasser vollaufen als bisher. Durch die landschaftliche Gegebenheit im Worringer Bruch, vom Rhein her abfallendes Gelände, würde nach einer Flutung des Bruchs das Wasser über Monate hinweg im Bruch stehen bleiben. Entsprechend würde sich der Druck auf das Grundwasser enorm erhöhen, das sich weiter staut, mit unabsehbaren Folgen und Schäden für zahlreiche Hausbesitzer.
Durch die geplante Überflutung der B 9 würde den Worringern bei einem Chemiestörfall einer der wichtigsten Fluchtwege über einen langen Zeitraum versperrt werden.
Absolut ungeklärt ist auch die Situation der Anwohner, Gewerbetreibenden und Landwirte in dem Überflutungsgebiet. Diesen Menschen konnte die Angst um ihren Besitz und  ihre Arbeitsplätze auf der Infoveranstaltung nicht genommen werden, für die SPD ein untragbarer Zustand.
Die einmalige Auenlandschaft der Rheinaue und vor allem das Naturschutzgebiet Worringer Bruch würden durch diese Maßnahme mit einem monumentalen Einlassbauwerk, Stützmauern und riesigen Deichen verschandelt.
Ungeklärt ist auch die Situation der alten Mülldeponien im Worringer Bruch, in denen auch giftige Stoffe lagern. Diese könnten ausgeschwemmt werden und auf Umwegen möglicherweise auch ins Trinkwasser gelangen.
Auch die Situation bei der Trinkwasserproduktion insgesamt ist unklar. Die GEW unterhält zahlreiche Trinkwasserbrunnen in der Rheinaue, die ihr Wasser über ein Verrieselungsfeld bei Esch ins Wasserwerk Weiler pumpen.
Die europäische Union hat das Worringer Bruch vor einigen Jahren in die FFH (Fauna Flora Habitat-Richtlinie) aufgenommen, weil die Bruchlandschaft zu einem Lebensraum für zahlreiche seltene, teilweise gefährdete Tier- und Pflanzenarten geworden ist. Eine Flutung des Bruchs würde diese Lebensgrundlage unwiederbringlich vernichten.
Die Worringer SPD befürchtet auch, dass dieser sogenannte Polder nicht nur bei dem (statistischen) 200jährigen Hochwasser ab 11,90 m geflutet wird, sondern schon bei deutlich geringeren Hochwässern, um die Situation für die Rheinunterlieger bis Emmerich oder Holland zu “Jürgen Kircher” Fraktionsvorsitzender der SPD in der BV6entschärfen. Die mögliche Kritik an der SPD, sie würde nach dem „St. Florians-Prinzip“ verfahren, kann nicht gelten, da die SPD immer für die sogenannte kleine Lösung, mit einem Flutgebiet zwischen dem jetzigen Deich und einem neuen Deich parallel zur B 9, plädiert hat. Die Fläche wäre zwar kleiner, aber die Beeinträchtigungen für die Worringer wären gegenüber der „großen Lösung“ deutlich geringer. Allerdings will das Land NRW diese Lösung nicht unterstützen, sondern nur die große.

Jürgen Kircher: “Wir haben beim Hochwasserschutz immer konstruktiv mitgearbeitet und so dafür gesorgt, dass der Deich ausgebaut und die Abwasserkanalsteuerung im Hochwasserfall in unserem Ort optimiert wurde. Statt eine bürgerfeindliche und unsinnige Planung in Auftrag zu geben, sollte sich das Land NRW bei den sogenannten Oberliegern am Rhein in Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz dafür stark machen, lange angekündigte Maßnahmen gegen das Hochwasser durch den Bau von großen, wirklich effektiven Poldern, die am gesamten Rhein die Hochwasserlage entspannen können, schnell umzusetzen. Wir jedenfalls wollen nicht irgendwann in einem Grundwassersee leben. Deshalb lehnt die Worringer SPD die Planung für den Retentionsraum ab.“

SPD-Ortsverein Köln 16