Erste Infoveranstaltung der Stadt Köln zur:
„Flüchtlingsunterbringung in Worringen“

Köln-Worringen/Vereinshaus
Auf der Infoveranstaltung der Stadt Köln zur „Flüchtlingsunterbringung in Worringen“ begrüßte Jörg Wehner als Moderator des Abends die zahlreich Erschienenen und stellte auf dem Podium vor: Stefan Ferber (Amtsleiter „Wohnungswesen“), Tobias Käufer (Leiter Bauabteilung/Amt für Wohnungswesen) und Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner. Anschließend übergab er das Wort an Stefan Ferber, der das „Amt für Wohnungswesen“ seit 2012 leitet. Dieser entschuldigte zunächst die wegen einem anderen Termin nicht anwesende, leitende Dezernentin Henriette Reker, um dann die Flüchtlingszahlen und –unterbringung zu präsentieren. Die Präsentation ähnelte im Wesentlichen jener, die zuvor Frau Reker (Dezernat V) den Lesern auf WorringenPur.de zur Verfügung gestellt hatte, führte jedoch im Anschluss zu einer regen Fragenstellung durch die Bürger, eingeleitet durch Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner.


Ferber räumt Fehler bei der Prognose ein
Tatsächlich sind die Flüchtlingszahlen kontinuierlich von ca. 4.000 im Jahr 2004 auf ca. 1.500 im Jahr 2009 zurückgegangen. Seitdem verzeichnete die Stadt jedoch einen radikalen Anstieg – im Jahr 2010 waren in Köln 1638 Flüchtlinge, zum 31.08.2014 waren es schon 4.028, derzeit befindet sich die Stadt sogar „im Minus mit 300 Flüchtlingen“, die sie eigentlich  hätte aufnehmen müssen, aber auch z. B. aufgrund der schon seit Jahren akuten Wohnungsnot bisher nicht konnte. Darauf bezugnehmend wurde die Frage gestellt, warum die Stadt nicht schon vor Jahren auf die dramatisch ansteigenden Flüchtlingszahlen vorausschauend reagiert hat.
Ferber räumte ein, dass man sich bei der Prognose der Flüchtlingszahlen (ca. 65/mtl.) verkalkuliert habe, man mit so einem dramatischen Zustrom nicht gerechnet hat. „Wir hinken in der Zeitschiene für die Unterbringung der uns zugewiesenen Flüchtlinge hinterher. Die Stadt Köln ist jedoch gesetzlich verpflichtet, die Unterbringung der Flüchtlinge sicherzustellen“, so Ferber, der damit aber darauf hinwies, dass auch die Stadt Köln mit der Zuweisung der Flüchtlinge durch die Bezirksregierung Arnsberg vor vollendete Tatsachen gestellt wurde.

Warum Köln so viele Flüchtlinge aufnehmen muss
Der Bund verteilt die Flüchtlinge auf die Bundesländer, diese wiederrum auf die Städte. Ausschlaggebend für die Anzahl der zu verteilenden Flüchtlinge ist die Einwohnerzahl und Größe eines Bundeslandes bzw. der jeweiligen Stadt. Daraus ergibt sich, dass Köln mehr als 5 % aller Flüchtlinge unterzubringen hat. Die Entscheidung hierüber trifft die Bezirksregierung Arnsberg.

Nach welchen beispielhaften Kriterien wird die Standortauswahl getroffen?

  • Kein Industriegebiet
  • Keine Wasserschutzzone 1 oder 2
  • Grundstück erschlossen oder noch erschließbar
  • Der Stadtteil hat bisher nur 1 % oder weniger Flüchtlinge
  • Stadtteil ist sozial stabil

Einfache Wohncontainer gegen drohende Obdachlosigkeit
Die schnell lieferbaren, einfachen Wohncontainer werden von der Stadt für 2 Jahre angemietet. Zwar gefährden diese unter Umständen die Integration, doch sind sie zurzeit die einzige Möglichkeit, alle bisher zugewiesenen Flüchtlinge vor der Obdachlosigkeit zu bewahren. Die geplanten Container für Blumenberg, Worringen und Lövenich bestehen aus 2 Modulen (eines davon ist 2-stöckig) und haben 2 Gemeinschaftsräume (Küche/Sanitäranlagen nach Geschlechtern getrennt). Im Dezember 2014 sollen diese in Blumenberg und Lövenich, im Februar 2015 in Worringen aufgestellt werden. Derzeit gibt es keine Pläne die gewählten Standorte für Flüchtlinge zu vergrößern.

Betreuung der Flüchtlinge
Die Flüchtlinge werden durch Sozialarbeiter betreut, deren Anzahl über einen Verteilungsschlüssel geregelt ist. In diesem Fall bedeutet dies, dass für 80 Flüchtlinge 1 Sozialarbeiter zuständig ist, der im Übrigen auch die medizinisch-psychologische Betreuung sicherstellen wird (Koordination/Erweiterung ggfs. über ein externes Netzwerk). Außerdem wird 1 Hausmeister mit eigenem Büro rund um die Uhr vor Ort sein. Da man davon ausgeht, dass etwa 50 % der Bewohner Kinder und Jugendliche sein werden, sind zusätzliche Plätze in Kindergärten und Schulen geplant.
Die Schulpflicht besteht natürlich auch für Flüchtlingskinder und dieser muss nachgegangen werden. Jedoch werde dadurch keine Verdrängung stattfinden. Die Schaffung von zusätzlichen Plätzen sei auch immer wieder ein Thema, mit dem sich die Task-Force und Frau Dr. Klein (Dezernat IV, Bildung-Jugend-Sport) beschäftigen.

Nicht alles rosa-rot
Wer sich oben genanntes einmal vor Augen führt, dem wird schnell klar, dass auch zusätzliche Kindergärtner/innen und Lehrer/innen von Nöten sein werden, von der Schaffung zusätzlicher Räume -und der Überwindung der deutschen Sprache zur Verständigung- mal ganz abgesehen. Auf die Frage, ob es hierzu ein konkretes Konzept gibt, das auf der Infoveranstaltung erläutert werden könne, konnte Herr Ferber leider nicht näher eingehen. Kritisch wird ebenso die Unterbringung der Flüchtlingscontainer auf dem rotsandigen Sportplatz des ehemaligen Hauptschulgrundstücks gesehen, der nach Meinung des pensionierten Schulhausmeisters, bei Regen 20 cm unter Wasser steht, da die Drainage schon vor Jahren nicht funktioniert hat. Die Inbetriebnahme der Schule stehe jedoch laut Herrn Ferber wegen baulicher Mängel, maroder Wasserleitungen und defekter Heizungsanlage nicht zur Debatte. Die Beseitigung dieser Mängel wäre weitaus teurer, als die Anmietung der Container.

Stimmungswechsel
Nach zahlreichen Wortmeldungen während der Veranstaltung, je nach Fragestellung von Applaus oder Buhrufen begleitet, schlug der neue Pfarrer Wolff (kath. Gemeinde) ein Willkommensfest vor (alles Weitere müsse erst noch im Pfarrgemeinderat besprochen werden) und Pfarrer Hofmann (evang. Gemeinde) bot einen Raum an. Danach gab es weitere Wortmeldungen der Bürger (die der politischen Parteien lassen wir außen vor), die die eingetretene positive Stimmung aufnahmen und das Augenmerk auf wichtige Punkte lenkten:

  • Was können die Bürger für diese Menschen tun?
  • Wer kann ein Netzwerk -zusammengestellt aus sich mit Flüchtlingen professionell Beschäftigenden & ehrenamtlichen Bürgern-  aufbauen/koordinieren?
  • Wer erstellt eine Liste für alle, die sich als Helfer/Unterstützer z. V. stellen wollen?
  • Wo kann diese Liste ausgelegt/veröffentlicht werden?
  • Gibt es konkret vorliegende, erprobte Maßnahmen, auf die Helfer/Unterstützer zurückgreifen können?

Schlusswort
Wenn man davon ausgehen darf, dass die uns zugewiesenen Flüchtlinge aus schwer umkämpften Kriegsgebieten in Syrien/Iran/Irak stammen, tatsächlich um ihr Leben fürchten mussten, Familienmitglieder unter grausamen Umständen verloren haben und/oder selbst verfolgt/verletzt wurden und dadurch schwer traumatisiert sind, darf sich nicht die Frage stellen, ob es für uns Nachteile durch die Akzeptanz des ausgewählten Standorts geben wird, sondern ob wir uns am Ende an unseren Taten messen lassen können.
Ob Bund und Land mit sich zufrieden sein können ist ebenso fraglich, denn sie zahlen der Stadt Köln im Gegensatz zu anderen Städten einen geringfügigen Ausgleich für die für die Flüchtlingsversorgung anfallenden Kosten – nur 11,66 % und das obwohl Köln die meisten Flüchtlinge aufnimmt.


Anmerkung der Redaktion WorringenPur.de
Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf vollständige Information zur Infoveranstaltung in Worringen. Diese konnte der/die interessierte Bürger/in nur persönlich durch den Besuch der Veranstaltung erlangen.

Info-Links
Informationen zum Thema Flüchtlingsunterbringung in Köln finden interessierte LeserInnen unter dem Link der Stadt Köln.
Eine Kontaktaufnahme per E-Mail ist möglich unter
wohnungsamt@stadt-koeln.de
Für den Umgang mit Flüchtlingen hat der Caritas-Verband eine Infobroschüre für Ehrenamtlicher herausgegeben, die unsere Leser/innen hier finden.


WorringenPur.de/22.09.2014
Bericht & Fotos: Heike Matschkowski
Redakt. & digit. Bearbeitung:
Matschkowski