Der Natur auf der Spur mit WorringenPur:
Der Pletschbach
Ein Beitrag von Landschaftswart Herbert Jansen
Fotos zum Vergrößern!

Der Pletschbach ist der nördlichste der Kölner Bäche. Er ist ca. 16 km lang und entsprang im Knechtstedener Wald, früher mal ein großes Bruchgebiet. Es umfasst von Norden nach Süden den Mühlenbusch, den Knechtstedener Busch sowie den Chorbusch. Ein Großteil des

Gebietes ist identisch mit dem NSG "Knechtsteden". Hinzu kommen große Teile des Chorbusches auf Kölner Stadtgebiet. Der Knechtstedener Wald zählt zum europäischen Naturschutzerbe und ist FFH-Gebiet. Die Veränderungen in der Landschaft hängen auch mit dem inzwischen weiter nach Westen gezogenen Braunkohleabbau zusammen. Der Pletschbach mündete in Worringen in den Rhein. Die frühere Fließrichtung des Baches ist stellenweise heute immer noch unklar. Viele Gräben im Chorbusch und ein Zulauf aus dem Norden des Ortes Stommeler Busch gehören mit zum ehemaligen Quellgebiet. Ebenso veränderten verschiedene Rheinarme zwischen Pulheim und Dormagen das Bachbett. Nach der Grundwasserabsenkung durch die Rheinbraun (Rheinische Braunkohlewerke AG) hat sich die Landschaft verändert und durch die heutige künstliche Wiedervernässung im Chorbusch, will man die noch trockene Landschaft stabilisieren für eine spätere Revitalisierung als Bruchgebiet. Das geschieht erst nach Rückzug der Braunkohleförderung.


Was heute noch zu sehen ist (nachfolgende Fotos sind in der Reihenfolge der Flußrichtung erstellt).

Der Dormagener Teil
Südlich vom Kloster Knechtsteden verlaufen zwei Gräben. Ein Graben verläuft nördlich der Straße L280 Straberg-Gohr und der andere hat seinen Ursprung südlich dieser Straße. Er verläuft in einem Bogen erst in südlicher Richtung und dann nach Norden, wo er sich mit dem erstgenannten Graben an der Kreuzung Kloster Knechtsteden vereint und dann deutlich sichtbar durch das Mühlenbroich nach Delhoven führt. Auf der gesamten Strecke ist das Bachbett trocken. Die Rheinbraun füllt an zwei Stellen südlich der L280 Wasser in den Knechtstedener Graben ein, was aber nicht ausreicht, um auch den Pletschbach zu füllen. Durch eine Regenwasserversickerung am Sportplatz in Delhoven, führt der Pletschbach hier erstmals wieder Wasser. Das Bachbett verläuft zwischen Delhoven und der ehemaligen Kölner Gärtnersiedlung Blechhof mal mehr oder weniger erkennbar über den Buschweg hinweg, entlang des Chorbusches bis in die Nähe des Werther Hofes im Westen von Hackenbroich. Hier mündet noch ein weiterer

heute leerer Pletschbacharm, der seine Anfänge westlich der Ortes Stommeler Busch am Gertrudenhof hat, in den Pletschbach ein. Der Verlauf des Bachbettes nördlich des Werther Hofes wurde verfüllt und durch das Ausbaggern des Waldsees in den 60er Jahren ist der Verlauf nur noch auf alten Karten zu sehen. Hinter dem Waldsee zeigt ein etwa 2m tiefer Graben bis zur Stommeler Straße den weiteren Verlauf an. Hier biegt der Bach nach links Richtung Hackenbroich ab. Früher speiste er hier die Gräben der Burg Hackenbroich. Die Burg wurde in den 50er Jahren eingeebnet. Schwache Umrisse der Burg und einiger Gräben sind an der heutigen Burgschule noch zu erkennen. Ein alter Rheinarm zieht sich aus dem Chorbusch kommend über Hackenbroich, die Sasser Schepp genannt, und Delhoven bis in den Knechstedener Wald. Am Dorfplatz in Hackenbroich mündete ein alter Wassergraben aus dieser Sasser Schepp ebenfalls in die Wassergräben der Burg. Die Brücke an der Dorfstraße naher des Feuerwehrgerätehauses neben dem Hubertushof ist vielen älteren Hackenbroichern noch in Erinnerung.
Seinen weiteren Verlauf nimmt der Pletschbach heute nicht mehr sichtbar, unter der Salm-Reifferscheid-Allee und ab Isarstraße nach links abbiegend, früher war hier der Hof der Fam. Spelter, weiter durch das so genannte Lüüchbroich, heute die Bürgermeile, kreuzt er am Bürgerhaus auf der Nordseite wieder die Salm-Reifferscheid-Allee und verläuft nicht mehr sichtbar hinter der jetzt abgebrochenen evangelichen Kirche Moselstr. bis zur Kläranlage Hackenbroich. Westlich von Hackhausen kann man den Pletschbach in den Gärten noch schwach erkennen und ein Fußweg hat noch eine sichtbare Überführung, genannt „an d´r Bröök“. Am Ende von Hackhausen bildet der Pletschbach als sichtbarer Graben auch die Stadtgrenze von Köln. Hier speiste er die Wassergräben um das Rokokoschloß Arff. In den 20er Jahren gab es hier noch so viel Wasser, dass die Kinder von Hackenbroich nach Schoß Arff im Winter Schlittschuh liefen. Ein alter Rheinarm verbindet im Chorbusch die Senke am alten Forsthaus Stommelerstr. mit dem Pletschbach am Fuhrter Weg. Je nach Grundwasserangebot lief auch von hier Wasser in der Pletschbach. Daher ist es zu erklären, daß der Pletschbach manchmal auch in Richtung Delhoven floß.


Der Kölner Teil

Am Fuhrter Weg in der Nähe von Haus Fuhrt ist noch die Brücke über den Pletschbach an zu erkennen. Von hier aus führt sein Bett später durch einen bis zu 4 m tiefen Graben Richtung Süd/West. Er unterquert den Kölner Randkanal. Das Wasser aus diesem Kanal, Sümpfungsgewässer aus den Braunkohlgruben, sollte früher schon mal den Pletschbach zum Fließgewässer machen. Die Wasserqualität entsprach aber nicht dem was man später im Worringer Bruch haben wollte. Am Rande eines kleinen Wäldchens führt sein Weg weiter und er unterquert die Autobahn A57 in Höhe der Ausfahrt Worringen, durch ein 80 cm Betonrohr. Dann geht es am Reitplatz in Roggendorf und am Fußballplatz vorbei bis zum Gilleshof. Eine aufwendige Brücke lässt die Worringer Landstr. den Pletschbach überqueren. Bis hierhin ist der Bach trocken. Ab Brücke ist das Bachbett mit Halbrundsteinen bis zum Worringer Bruch ausgemauert. Im Ort selber füllt er sich bei Regen. Ab Berrischstr. ist er schnell wieder trocken und deutlich zwischen den Feldern zu erkennen.

Pappeln und Sträucher säumen seinen Weg bis ins Worringer Bruch. Die Bahnlinie Köln-Neuß wird durch einen begehbaren Tunnel nördlich des Mörterweges unterquert. Die Brücke Mörterweg über die Bahnstrecke bietet Richtung Süden genau über den Bahngleisen einen Blick auf den Kölner Dom. Im weiteren Verlauf unterquert der Pletschbach die Bruchstr. Auch die Kröten benutzen hier das Bachbett bei ihrer Wanderung zum Worringer Bruch. Das Bachbett ist ab Naturschutzgebiet Chorbusch fast durchgängig „Geschützter Landschaftsbestandteil“. Westlich der Bruchstr. fällt das Bachbett in das Worringer Bruch ab, und hier war früher die Mündung in den Rhein, als er noch als Schleife durch das Worringer Bruch floß.

Wenn der Rhein Hochwasser führt kommt es anschließend vermehrt zu Grundwasserquellen im südlichen Teil des Naturschutzgebietes N3 Worringer Bruch. Hier gibt es mehrere Gräben, die dieses Wasser sammeln und Richtung Senfweg leiten. Zwei Durchführungen leiten das

Wasser in den tieferen Teil des Bruches unterhalb des Wasserturmes. Hier liegt die tiefste Landmarke von Köln. Links und rechts des Senfweges steht fast immer Wasser. Hier ist eine Auenwaldlandschaft aus Schwarz-Erle, Esche und Pappeln entstanden mit umgestürzten Bäumen und allerhand Vögeln, Insekten, Schnecken und Amphibien. Hier lebt auch die größte Kammmolchpopulation Nordrheinwestfalens.

Zwei Rohre leiten das Wasser aus dem Bruch unter der Brombeergasse hindurch wieder in den eigentlichen Pletschbach. Das Bachbett fließt wieder durch einen „Geschützten Landschaftsbestandteil“ an der südlichen Ortslage von Worringen vorbei über die Sportanlage in Richtung Rhein. Mehrere Straßen überqueren durch kleine Brücken den Bach. Letzte Hürde ist die Bundesstraße 9 mit einem Sperrwerk, dass bei Hochwasser geschlossen wird, damit das Rheinwasser ab Kölner Pegel 4,5 m nicht in den Ort fließt. Der Pletschbach fließt westlich der B9

am Rande der Rheinaue noch bis zum Worringer Hafen und mündet hier mit dem Kölner Randkanal in den Rhein. Bei Hochwasser füllt sich aber trotzdem das Bachbett in Worringen und führt somit Wasser wieder zurück in das Worringer Bruch. So hat also auch der Pletschbach in Worringen zwei verschiedene Flußrichtungen. Früher füllte der Pletschbach verschiedene Gräben in Worringen, so etwa den Schmalen Wall, den Breiten Wall und auch den Mühlenweiher. Es gab auch mindestens eine Burg an diesen Wällen. Die genaue Lage ist nicht bekannt. Der Pletschbach trieb 2 Mühlen an. Die Mühle der Fam. Relleke und die Olligsmühle. Durch Aufschütten des Rheindammes und der B9 wurden zwei kleine Weiher und das ürsprüngliche Bachbett zugeschüttet. In den 20er Jahren war der Pletschbach noch so breit, dass er mit Nachen (= schmales, langes Wasserfahrzeug) befahren werden konnte. Heu und Reisigernten wurden so oder als Päckchen treibend nach Worringen transportiert.


WorringenPur.de/26.04.2013
Bericht, Karten & Fotos: Herbert Jansen, Landschaftswacht
Weitere Quellen: Heimatarchiv Worringen, Untere Landschaftsbehörde

Redakt. & digitale Bearbeitung: Matschkowski