Neue Rettungswache Worringen sichert die Versorgung im Kölner Norden
Worringen Insgesamt fünf Jahre ab Planung und 6 mio.Euro (statt 4,3 mio.) hat es gebraucht, bis die so dringend benötigte Rettungswache in Worringen, im energiesparenden wärmedämmenden Passivhausstandard, so gut wie fertiggestellt werden konnte. Lediglich die für das Dach vorgesehene Photovoltaikanlage zur Eigenversorgung, Dachbegrünung und Möbel für die Räume fehlen noch. Die Küche im Aufenthaltsraum steht, Wärmepumpe und Gastherme sind bereits verbaut und sogar ein Anschluss für ein Not-Strom-Aggregat (72 Std.) bei Stromausfall ist vorhanden. Auf eine „Sprungschachtanlage“ wurde zwar verzichtet, doch ansonsten ist die Wache auf dem neuesten technischen Stand.
Archivfotos vom Standort der geplanten Rettungswache Köln - Worringen
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Erster Standort der Leichtbauhalle (auf dem Foto hinter der Baugrube)
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30.09.2022 Baugrube (Blick von der St.-Tönnis-Str. aus)
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St.-Tönnis-Str. 60 vor dem Neubau der Rettungswache
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Derzeitiger Standort der Leichbauhalle auf dem städt. Parkplatz
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Die reine Bauzeit begann mit dem Spatenstich am 30.09.2022 (WoPur berichtete). Erhebliche Kostensteigerungen und mehrmonatige Verzögerungen durch stark gestiegene Rohstoffpreise und Lieferengpässe, zusätzliche Abbruch- und Erdarbeiten u. a. wegen dem Schadstoff belasteten Boden und nicht zuletzt die Insolvenz des beauftragten Elektro-Unternehmens ließen das Projekt auf der Zielgeraden ins Stocken geraten. Schließlich konnte am Freitag, 15. November, die neue Rettungswache geladenen Gästen und Mitarbeitern der beruflichen und ehrenamtlichen Feuerwehren unterschiedlicher Stationen vorgestellt werden. Hierzu hatten Stadtdirektorin Andrea Blome und der Leiter der Feuerwehr Köln, Dr. Christian Miller, zur St. Tönnis-Straße 60 zusammen mit anderen Projektbeteiligten eingeladen.
Nur noch 90 Sekunden UND nächste-Fahrzeug-Strategie Die beiden zeigten sich sehr erfreut über die Rettungswache, da sie nicht nur modern ist, sondern vor allem die große Lücke im Rettungssystem schließt. Insgesamt sollen fünf neue Wachen im Stadtgebiet gebaut werden. Angesichts der weiter wachsenden Bevölkerung im Kölner Norden und den steigenden Einsatzzahlen war der Startschuss zum Bau der neuen Wache in Worringen erforderlich und richtig, um die Sicherheit der nördlichen Stadtteile gewährleisten zu können. Zudem war -seit 1981 das Worringer Krankenhaus geschlossen wurde und der Standort für einen Notarztwagen wegfiel- die medizinische Not-Versorgung für Worringen als nördlichsten Kölner Stadtteil unbefriedigend. Nicht selten wurde vom außerorts stationierten Rettungsmittel (z. B. Rettungswagen/RTW) die 8 minütige „Hilfsfrist“ (Zeit, die zwischen Notruf und Eintreffen am Einsatzort max. vergehen sollte) durch den langen Anfahrweg deutlich überschritten. Durch die neue Rettungswache benötigt das Personal des Rettungsdienstes nur noch 90 Sekunden!, um ab eingegangenen Notruf (112) am Einsatzort einzutreffen. Außerdem gibt es –im Gegensatz zu früher– keine festen Wachbezirke mehr und die Feuerwehr wird alarmiert nach der „Nächste-Fahrzeug-Strategie“. Es kann also durchaus vorkommen, dass ein Dormagener RTW Worringen anfährt, wenn der „eigene“ RTW noch unterwegs ist. Die Worringer Rettungswache ist im Gegenzug auch für umliegende Stadtteile zuständig.
Ein wichtiger Meilenstein Der Leiter der Kölner Feuerwehr, Dr. Christian Miller sieht die Rettungswache in Worringen als „wichtigen Meilenstein“. Er dankte allen Beteiligten, die die Umsetzung des Neubaus vorangetrieben haben. Für eine wachsende Stadt sei es wichtig schnell am Einsatzort beim Patienten sein zu können – dabei sei eben der Standort wichtig und damit verbunden die Akzeptanz der Bevölkerung für das ständige Ausrücken des Rettungswagens.
Blick in die Zukunft Millers Blick in die Zukunft verriet, dass für die Wache ein zweiter RTW eingeplant sei. Damit sei die Gefahrenabwehr bzgl. Chempark auch gegeben. Bei Realisierung könnte die jetzige Loggia (Außenbereich der Rettungswache) dann zu drei weiteren Ruheräumen á 10 m² für die RTW-Besatzung umgebaut werden. Derzeit wird 1 RTW 24/7 mit 1 Notfallsanitäter, 1 Rettungssanitäter oder Rettungsassistent und einem Azubi besetzt. Das hierfür erforderliche Einsatzpersonal wird aus einem Pool von ca. 60 Personen von den Wachen 4 und 6 aus Ehrenfeld und Chorweiler gezogen. Bei ihnen und der freiwilligen Feuerwehr bedankte sich Dr. Miller besonders, da sie an Feiertagen und Karneval stets für Sicherheit sorgen. Die freiwillige Worringer Feuerwehr unterstützt übrigens mit sensationellen 4 min. „Hilfsfrist“ (Vorgabe max. 9:30 min.) ihre Kameraden von der Berufswehr und ist damit schneller vor Ort. Übrigens sind einige Feuerwehrfrauen/-männer ganz nebenbei auch noch als „First Responder“ mit speziellen Geräten ausgebildet und übernehmen bei Bedarf -bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes- die medizinische Notfallhilfe der Verletzten.
Besonders stolz Andrea Blome ist als studierte Architektin „ auf die moderne Worringer Rettungswache besonders stolz, weil mit ihr ein weiterer Baustein zur Optimierung der Ziel-Schutzerreichung fertig gestellt wurde, „gleich einer Perle, die sich mit anderen auf einer Kette aneinander reiht. Die Inbetriebnahme ist für die Menschen, die hier in Worringen und im ganzen Kölner Norden leben äußerst wichtig. Einen großen Anteil an deren Sicherheit haben die Feuerwehren, deren Leistungen einfach großartig sind – tatsächlich sind sie unsere Helden.“, so Blome.
Paul Junker, gebürtiger Worringer, übergab an Frau Blome im Namen des Bürgervereins Worringen einen bunten Strauß Blumen mit der Anmerkung, dass das kleine „Gallische Dorf“ nach 43 Jahren sich nun wohl doch durchgesetzt habe. Ob Frau Blome sich aber die Blumen auf ihr Fensterbrett gestellt hat, ist nicht bekannt 12.
Ende der Leichtbauhalle – Nutzung ab Januar 2025 Mit der Fertigstellung der Rettungswache rückt der Verkauf und Abbau der Leichtbauhalle (seit 2019), die noch auf dem Parkplatz neben dem Vereinshaus steht, und als provisorischer Ersatz diente, immer näher. Nach dem Rückbau des darunter liegenden Asphalts und der Aufpflasterung wird der Platz wieder der Stadt Köln übergeben und die Parkplatzprobleme im Dorf dürften geringer werden. Am 7. Januar soll die baurechtliche Abnahme erfolgen, mit der Inbetriebnahme wird Ende Januar/Anfang Februar gerechnet.
Zahlen-Daten-Fakten Die neue Rettungswache hat eine Gesamtfläche von 564 m², 24 Räume und bietet u. a. Platz für
- 1 Fahrzeughalle (117 m²; 8,28 m hoch x 20,69 m breit x 27,81 m lang, jedoch polygonförmig und nicht rechteckig ) mit max. 2 Rettungswagen/Rettungsmittel (derzeit 1 mit der Funktion des Notfalltransports, dem Heranführen von medizinischem Material und Personal zum Wiederherstellen oder Aufrechterhalten der Vitalfunktionen von Patienten.
- max. 6 Ruheräume (derzeit 3 à 10 m²)
- hat 1 Übungsraum (30 m²), 2 Umkleiden, 1 Technikraum, 2 Duschräume, 3 WCs, 1 Büro, Elektro- und Technikräume, 1 Loggia, mehrere diverse Funktionsräume
- 1 allgemeiner Aufenthaltsraum mit Küche, Sitzecke, TV
- Gesamtkosten ca. 6 mio. Euro
- Die Wache hat eine Klingelanlage, mit welcher man sich auf der Wache oder bei der Leitstelle der Feuerwehr melden kann. Da der Rettungswagen aber auch anderswo im Einsatz sein könnte, ist grundsätzlich immer die 112 zu wählen, um schnellstmöglich Hilfe zu bekommen.
WorringenPur.de/21.11.2024 Bericht & Fotos: Heike Matschkowski Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowski
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