175 Jahre MGV – Ein imposantes Jubiläum
Festliche Matinee läutet Jubiläumsreigen ein

Worringen
Mit der festlichen Matinee im Vereinshaus startete am Sonntag der Jubiläumsreigen zum 175jährigen Bestehen des Männer-Gesang-Vereins Worringen (MGV). Neben Vertretern von Vereinen, Banken, Politik und Wirtschaft zählte auch Dr. Ralph Elster, Bürgermeister der Stadt Köln, zu den über 230 Gästen, die gleich zu Beginn mit Sekt und einem Lächeln empfangen wurden. Wolfgang Montag (1. Vorsitzender MGV) dankte allen, die zur Planung der Matinee beigetragen hatten und begrüßte die Gäste mit einer „Glocke“, um Stille für das bevorstehende Programm einzuläuten.

Oxytocin

„Singen ist Leben, Singen ist Freude, öffnet das Herz!“, das erste vieler schöner Lieder, das der MGV-Chor an diesem Tag sang, eroberte schnell die Herzen der lauschenden Gäste. Doch warum war das so und was hat das mit Oxytocin zu tun, werden Sie sich nun fragen? Ganz einfach: Beim Singen werden Glückshormone freigesetzt und Stresshormone abgebaut. Schon nach 30 min. Singen produziert unser Gehirn das Kuschelhormon Oxytocin. Vielleicht sollten wir nach einem Streit öfters mal Singen? Vielleicht aber ist das auch der Grund warum wir Mitglieder des MGV so oft mit einem Lächeln auf den Lippen sehen!

Jedenfalls nahm uns Thomas Büchel (Prinz Thomas II. 22/23) im Laufe des Programms gleich viermal auf eine Reise in die Vergangenheit des MGV, wodurch der geneigte Zuhörer die Höhen und Tiefen des Vereins erfuhr. Zu den Tiefen gehörten eindeutig der Verlust Mitglieder, die aus den Weltkriegen nicht mehr wiederkehrten, der 1991 wegen dem Zweiten Golfkrieg ausgefallene Rosenmontagszug und der Komplettausfall der Karnevalssessionen 2021 und 2022 wegen Corona. Zu den Höhen gehörte u.a. das Jahr 1848, in dem sich die Chorvereinigung -während der europäischen Revolution- gründete. Aber auch -noch vor der Währungsreform- 1948 die Kürung von Kaspar Sturm als 1. Worringer Nachkriegsprinz, der zugleich 1. Prinz im großrheinischen Raum war und in einem Rosenmontagszug sein Zepter schwang. Und zuletzt im Jahr 2000 die Öffnung für Frauen als Mitglied des MGV.

An Ereignisse während des Bestehens des MGV wusste auch Bürgermeister Elster zu erinnern. Der Leitgedanke des MGV „Durch das Schöne stets das Gute“ entstand in einer Zeit, in der Bücher gelesen wurden, die auch heute noch gerne gelesen werden. Ein Verein wie der MGV steht und fällt immer mit dem Einsatz eines Vorsitzenden und Chorleiters. Aber gute Vereinsarbeit über 175 Jahre ist auch nur dann möglich, wenn alle daran mitwirken. Nach dem 2. Weltkrieg standen Sportaktivitäten und Kultur hoch im Kurs, um die wenige Freizeit miteinander zu teilen. Doch nur einzelne Gesangsvereine waren quasi durchgehend aktiv, so wie der MGV. „Köln ist seit dem 19. Jh. eine Stadt der Kultur, wozu auch Worringen mit dem MGV gehört. Das Ziel war nie der Broterwerb. Ohne Leidenschaft der Sänger:innen für Gesang wäre Kultur nicht möglich und erst recht nicht in Köln.“, schloss BM Elster.

Es folgte der Gesangsauftritt der „Vogelsängerinnen“, die sich 1988 in Vogelsang gründeten. Was die Männer können, können wir auch!, dachten sich die weiblichen Sängerinnen und treten seitdem mit Liedergut in kölscher Sprache auf. Am Jubiläumstag in Worringen animierten Lieder wie z. B. „Sing mit mir“, „Rot sind die Rosen“, „Der Sirtaki“ und „Wenn am Himmel die Stääne danze“ zum Mitsingen und Schunkeln.

Ehrungen
Der Präsident des Festkomitees Worringer Karneval, Dr. Holger Miebach, stellte anschließend in seiner amüsanten Rede trefflich fest, dass Gesangsvereine weltweit meist ohne Tanzgruppen aktiv sind, aber eben nicht der MGV. Der Grund dafür ist seine Mitgliedschaft im Worringer Karneval. Und eine weitere Auffälligkeit: Jedem halbwegs versiertem Rechenkünstler dürfte mit Blick auf die 175Jahre-Fahne auf der Bühne aufgefallen sein, dass sich der MGV bereits im 176. Bestehensjahr befindet. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass das Prinzenjahr wegen Corona verschoben wurde, und deswegen auch das Jubiläumsjahr verspätet gefeiert wird. Aber, und da hat Dr. Miebach ganz recht: „Es gibt ja auch Menschen, die ihren 30. Geburtstag feiern, wenn sie 50 sind.“
Bei seiner Gratulation an den MGV übergab Dr. Miebach daher an den Vorsitzenden Montag die Urkunde „175+1“ für das langjährige Eintreten zum Erhalt des karnevalistischen Brauchtums und den Fortbestand der Worringer Gemeinschaft in dankbarer Anerkennung und Würdigung zum Jubiläum des MGV.

Auch Thiemo Burghof-Parkin von der Kreis-Chorvereinigung Köln gratulierte. Als Präsident habe er alle 61 Chorgruppen fest im Blick: Die „Vogelsängerinnen“ bestehen seit 36 Jahren, die „Zauberflöten“ seit 30 Jahren und die drei ältesten Sängervereinigungen in Köln wurden in der 1. Hälfte des 20. Jh. gegründet. Von ihnen ist der MGV mit derzeit 28 aktiven Sängern das zweitälteste Mitglied im Stadtgebiet und damit etwas ganz Besonderes. Für das Überreichen der „Ehrenurkunde für das kulturelle Engagement des MGV“ wurden daher das älteste und das jüngste MGV-Mitglied sowie der 1. und 2. Vorsitzende auf die Bühne gebeten. Alwin Dünnwald (geb. 01.06.1934) und Jakob Hüsch (26) verkörpern das gelungene Miteinander der Generationen. Eine weitere Urkunde erhielt der „Dompteur“ des Männer-Gesang-Vereins, Eckard Isenberg, für „25 Jahre künstlerische Tätigkeit“ und Chorleitung des MGV.

Als nächster Höhepunkt des Programms traten die „Zauberflöten – der größte Chor schwuler Männer in Köln“ auf. Sie haben sich bereits auf verschiedenen europäischen Bühnen präsentiert und bestachen in Worringen nicht nur durch eigene Texte, sondern ausdrucksstarke Choreographien und Gesang. Ironisch, witzig, nachdenklich, Lieder wie „Halt mich!“ (Grönemeyer), „La Montanara“, „Du hast den Farbfilm vergessen“ (bekannt durch Nina Hagen) u. v. a. erfrischten das Jubiläumsprogramm und ernteten Respekt und Applaus.
Der zweiteilige Tanzauftritt der jungen „MGV-Dänzer“ führte die Gäste bei ihrem letzten Auftritt mit einer Zeitreise durch Jahrzehnte beliebter Tanz-Musik. Damals wie heute verbindet Musik offensichtlich Generationen.
„Ein schöner Tag ward uns beschert“ – den meisten bekannt als „Amazing Grace“ ist ein ganz wunderbares Schlusslied, mit dem der MGV-Chor schließlich das Ende der festlichen Matinee einleitete. Eckard Isenberg als Leiter des MGVs werden wir sehr vermissen. Er beendet sein Wirken als Chorleiter noch in diesem Jahr. Die Suche nach einem oder einer Chorleiter:in läuft bereits.

Weitere Termine
Der Jubiläumsreigen setzt sich jedoch noch weiter fort. Noch bis 7. Juni findet eine Ausstellung in der Kreissparkasse Köln statt. Außerdem unternehmen die MGV-Mitglieder am 5. Oktober einen Wochenendausflug nach Wickenroth im Hunsrück und am 20. Oktober findet eine Jubiläumsmesse in St. Pankratius statt. Und nicht zu vergessen, das „Sängerfess em Dörp“, am 29.06.24, 17 Uhr am St. Tönnisplatz, auf das wir uns alle freuen dürfen.


WorringenPur.de/31.05.2024
Bericht & Fotos: Heike Matschkowski
Redakt. & digit. Bearbeitung: Matschkowski